.:15:. Eine gebrochene Seele

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Damit Adele und Cian sich in Ruhe in Arams Haus einleben konnten, beschlossen Ria und Eleasar am nächsten Tag zum Schloss zu gehen. Er wollte vor der Feier noch mit seinem Vater reden, schließlich hatte dessen Schwester unangekündigt seinen ärgsten Feind eingeladen.

Misstrauisch beäugte Ria ihr Pferd. Sie traute den Tieren noch immer nicht, wenngleich sie mittlerweile reiten konnte. Eleasar saß auf dem schönen nachtschwarzen Pferd mit der Mähne, die ins violette überging. Darauf hatte er sie auf ihren ersten gemeinsamen Ausflug entführt. Ihr Tier hingegen war weiß und hatte eine ebenso weiße Mähne, die mit vereinzelten roten Strähnen versetzt war. Was sie jedoch am meisten ärgerte war die Tatsache, dass keines der Tiere gesattelt war.

Verstimmt griff sie in die dichte Mähne der Stute und schwang sich hinauf. Das Pferd fing an unruhig zu tänzeln. Eleasar hatte ihr gesagt, dass diese Rasse anders war als die, die gewöhnlich genutzt wurden. Sie stammten aus Marjans privater Zucht und waren darauf spezialisiert, weite Strecken innerhalb kürzester Zeit zurückzulegen.

„Soll ich dich doch lieber mitnehmen?" Angespannt beobachtete Elea sie dabei, wie sie das Tier widerwillig auf den Weg lenkte.

Am liebsten hätte sie ihn darum angefleht. „Isla wird mich köpfen, wenn sie das herausfindet. Ob du's glaubst oder nicht, ich häng an meinem Leben."

Nicht nur du hängst an deinem Leben. Lächelnd wies er auf die Straße. Fällst du vom Pferd, wirst du zum Gespött der Leute.

Auch sie hatte die Menschen und Wesen längst bemerkt, die sich am Straßenrand versammelt hatten. Du scheinst die Vorstellung ja ganz lustig zu finden, bemerkte sie spitz.

Mäßig, lautete seine vergnügte Antwort.

Missmutig vor sich hin grummelnd rief sie sich die Anweisungen ihres Reitlehrers in Erinnerung und lenkte das Tier auf den Gehweg. Sie würde sich nicht die Blöße geben, neben ihm vom Pferd zu fallen. Als sie außer Sichtweite der Stadt waren, atmete sie erleichtert aus. „Das ist eindeutig schlimmer als jede Schulprüfung."

Belustigt hob er eine Augenbraue. „Oh, wir sind nicht einmal halb da. Wenn du vor morgen ankommen willst, sollten wir das Tempo anziehen. Keine Angst, dein Pferd schafft das", fügte er grinsend hinzu.

„Komm her, dann verpass ich dir eine Abreibung, nach der du keinen Meter mehr reiten kannst."

Ihre schlechte Laune schien ihn nur noch mehr zu amüsieren. „Tut mir leid, dich auch in diesem Punkt enttäuschen zu müssen." Sie beide wussten verdammt gut, dass sie nicht ansatzweise ebenbürtig waren.

Neben den Zügeln vergrub sie ihre Hände zusätzlich noch in der Mähne des wunderschönen Tieres. Sicher war sicher. „Dann geh schon mal vor."

Doch das tat er nicht. „Ich möchte, dass du auch irgendwann ankommst und nicht nur dein Pferd."

„Danke für dein Vertrauen" fauchend trieb sie das Pferd in einen schnelleren Gang. Recht schnell musste sie sich eingestehen, dass es so weich lief, dass alle Befürchtungen, sie würde herunter fallen, sich im Sande verliefen. Nachdem diese Ängste aus dem Weg geräumt waren, genoss sie den schnellen Wind auf ihrer Haut und in ihren Haaren. Es war fast wie fliegen. Aber eben nur fast.

Geradezu wehmütig blickte sie zurück auf den Weg, bevor sie im Schlosshof absaß. Augenblicklich lief es ihr eiskalt den Rücken herunter. Ein solches Gefühl konnte nur eines bedeuten.

„Was für eine Überraschung." Marjan nickte ihr zur Begrüßung knapp zu. „Willst du denn gar nicht bei deiner Freundin sein?"

Unsicher sah sie ihren Mann an. Nimmst du es mir übel, wenn ich mich ihm gegenüber ähnlich verhalte wie beim letzten Mal?

Grau wie der Sturm [Schattenseelen 3]Where stories live. Discover now