Kapitel 23

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»Ich liebe dich auch«, brachte ich hervor. Ihre ehrlichen Worte sorgten für großes Durcheinander in mir. Aber ich war glücklich. So glücklich wie noch nie. Dank Julia. »Du machst mich so glücklich.« Ich hauchte ihr einen sanften Kuss zu. »Bleibst du bei mir?«, fragte ich sie hoffnungsvoll. Erstaunt sah sie mich an. Normalerweise wollte ich es nicht. Vor allem nicht in der Woche. Ich wollte keine Aufmerksamkeit auf uns lenken. Und jetzt tat ich es in gewisser Weise doch. »Bist du dir sicher?«, fragte sie und eine Augenbraue zog sich nach oben. »Ja, aber ich kann dich morgen früh nicht mitnehmen.« Sie strahlte mich an. »Klar, bleibe ich. Ich muss morgen früh dann aber noch einmal nach Hause und meine Sachen holen.« Ich war zufrieden und konnte mein Glück kaum fassen. Es war aufregend. Für jedes andere Paar war es völlig normal, wenn sie zusammen in einem Bett schliefen, aber wir durften es nicht. Wir mussten es geheimhalten. Und gerade das machte diese Momente so besonders. Ein lautes Knurren riss mich aus meinen Gedanken.

»Oh, langsam bekomme ich Hunger«, meinte Julia lachend und ich stimmte mit ein. »Wollen wir was kochen?«, fragte ich sie. »Können wir. Wir könnten aber auch Pizza bestellen.« Ich fand, dass es eine gute Idee war. Wir bestellten sie online und nach 35 Minuten kam sie an. Jetzt merkte auch ich, dass ich Hunger hatte. Es roch unwahrscheinlich gut und so schmeckte es auch. Plötzlich klingelte es an der Tür. Entsetzt sahen wir uns an. »Oh, Gott. Wer ist das?«, flüsterte sie mir zu. Ich zuckte mit den Schultern. »Ich weiß nicht.« Mist, dachte ich. Wer klingelte um diese Uhrzeit an meiner Tür? Michael kam mir in den Sinn. Das würde gut zu ihm passen. Leise schlich ich zu Tür und nahm den Hörer ab. »Ja?«, fragte ich nervös. »Ich bin es, Luisa. Mach mir mal auf.« Schweigen. Was sollte ich tun? Ich konnte sie doch unmöglich reinlassen. Immerhin war meine Schülerin zu Besuch bei mir. »Hallo? Hörst du schlecht?«, fragte sie nun etwas lauter und lachte. »Nein, Moment«, nuschelte ich in den Hörer. Ich hörte das vertraute Summen und die Tür unten öffnete sich. Was wollte sie hier? Ich hörte sie die Treppen hochkommen. Panik stieg in mir auf. Mein Herz klopfte wild. Ich flüsterte Julia zu, dass sie sich verstecken sollte. Dann stand Luisa auch schon vor der Tür. Ich öffnete sie und sie umarmte mich.

»Ich war gerade auf dem Weg nach Hause und dachte mir, ich kann noch einmal kurz vorbeischauen. Julian und ich waren essen.« Sie hatte irgendetwas, das wusste ich. Dafür kannte ich sie schon viel zu lange. Ich ließ sie rein. »Oh, du hast Besuch?«, fragte sie überrascht, als sie das Wohnzimmer betrat und die leeren Pizzakartons entdeckte. »Nein, habe ich nicht.« Sie grinste mich an. »Aber du hattest welchen, stimmt es?« Wenn sie nur wüsste, dachte ich. »Ja, vielleicht. Aber es ist nicht weiter wichtig. Erzähl, was gibt es?« Sie fiel auf die Ablenkung rein. Sie schien ziemlich aufgeregt zu sein. »Ich habe tolle Nachrichten«, platzte es freudestrahlend aus ihr heraus. Dann hob sie ihre Hand und zeigte mir ihren Finger, auf dem ein Ring steckte. »Er hat mich endlich gefragt!«, kreischte sie los. Ich war völlig perplex. Meine beste Freundin hatte einen Heiratsantrag bekommen. Ich umarmte sie. »Das ist wunderbar, ehrlich«, gratulierte ich ihr. Ich freute mich wirklich für sie. Sie hatte es verdient. Mir liefen einige Tränen an der Wange herunter. Auch sie musste weinen. Es war ein magischer Moment. »Du bist die erste Person, die es erfahren hat.« Meine Brust füllte sich mit Stolz und ich fühlte mich plötzlich schlecht, weil ich ihr nichts von Julia und mir erzählte. Ich hatte sie die letzten Wochen eiskalt angelogen. »Du bist meine beste Freundin, Nele. Und ich wollte dich fragen, ob du meine Trauzeugin werden willst?« Ich klatschte in die Hände vor Freude. »Was für eine Frage. Natürlich will ich das!« Wir umarmten uns wieder. »Danke, das wollte ich hören. Ich muss jetzt auch los. Es ist schon wieder so spät. Morgen ist auch noch ein Tag.« Ich brachte sie zur Tür. Plötzlich blieb sie stehen und sah auf Julias Schuhe. Mein Herz blieb stehen. Langsam drehte sie sich zu mir um. Ich konnte ihren Blick nicht deuten.

Zum Abschied umarmte sie mich und flüsterte mir ins Ohr: »Wir reden morgen. Genieße deinen Abend.« Sie wusste, dass Julia hier war. Sie hatte »deinen« Abend betont. Sie hatte ihre Schuhe gesehen. Wir lösten uns aus der Umarmung und sie zwinkerte mir zu. »Danke, ihr auch. Bis morgen.« Dann drehte sie sich um und war verschwunden. Ich ging zurück ins Wohnzimmer. Julia kam aus meinem Schlafzimmer raus und sah überrascht aus. »Ist ja krass, dass sie heiratet.« Sie sagte es so trocken, dass wir beide laut losprusteten. »Ja, ich freue mich so für sie.« Sie kam näher. »Ich hoffe, dass wir beide das irgendwann auch erleben« Sie konnte sich also wirklich ein ganzes Leben mit mir vorstellen? Die Vorstellung fand ich wunderbar. Wir gingen duschen und kuschelten uns ins Bett. Es war ein langer Tag und ich war ziemlich müde. »Julia? Luisa weiß es. Das mit uns. Sie wusste, dass du hier bist. Ich fühle mich irgendwie so schlecht, dass ich sie anlügen muss mit uns.«

Sie nahm meine Hand. »Dann rede mit ihr. Sie ist ja immerhin deine beste Freundin. Wenn du dir sicher bist, dass es bei ihr sicher ist, dann mach es.« Ich war erleichtert. »Danke, du bist immer so verständnisvoll. Sie ist mir einfach wichtig und ich will nicht, dass sie es anders erfährt.« Sie küsste meine Fingerspitzen. »Schon in Ordnung für mich. Wirklich.« Lautlos nickte ich leicht mit dem Kopf. »Es ist wunderschön hier mit dir. Ich denke jeden Abend an dich, wenn ich alleine in meinem Bett liege. Und jetzt? Bin ich hier bei dir. Ich fühle mich so leicht, aber trotzdem stark. So stark, dass ich weiß, dass wir beide das schaffen werden.« Ihre Worte sprachen mir aus der Seele. Sie war so reif. Auch wenn uns einige Jahre trennten, wusste ich, dass sie die Frau war, die ich an meiner Seite haben wollte. Ich drehte mich zu ihr um. Dann sagte ich ihr: »Weißt du, ich will nur ein Herz. Deins.«

Sturzflug ins Herz || txsWhere stories live. Discover now