ACHTUNDSIEBZIG - ICH

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Ich stelle mich vor dem Spiegel und betrachte mich neugierig. Wow! Ich kann es kaum glauben, dass ich das bin. Zum wiederholten Mal zupfe ich mein rotes Cocktailkleid zurecht.

Solche Kleider trage ich hauptsächlich nie. Ich kann mich nicht wiedererkennen. Meinen Kleidungsstil würde man wohl als sportlich bezeichnen. Ich mag bequeme Schnitte und lässige Styles. Wird es zu elegant, fühle ich mich total unwohl. Ein Blazer ist das höchste der Gefühle. Ich selbst bin sprachlos und komme aus dem Staunen nicht heraus.

Etwas derart Schönes habe ich noch nie gesehen. Das Kleid ist so wunderschön - es hat alle meine Erwartungen übertroffen.

«Und was meinen Sie?», fragt der Verkäufer.

«Es e-ss i-st...»stammle ich, währendem ich mir vor Erstaunen und Überwältigung die Hand vor den offenen Mund halte.

«Ist das rote Kleid nicht in Ordnung?»

Ich reise den Vorhang zur Seite und trete hervor. «Nicht in Ordnung?! Es is-t....»

«Perfekt!», beendet der Blondschopf meinen Satz und starrt mich mit grossen Augen an.

«Mit diesem Kleid muss ich einfach mein zweites Buch vorstellen!»

«Auf jeden Fall!»

In wenigen Stunden ist es endlich so weit.

Ich werde mein 500-seitige Werk der Öffentlichkeit vorstellen. An meiner Seite werden einzelne Familienmitglieder und natürlich auch Sofie sein.

Im Vorfeld hatte ich einen Aufruf gestartet, beim man diverse Angebote ersteigern konnte. Zum einen sind es zwei Plätze an der heutigen Vorstellung, ein signiertes Buch, ein wehrhaftes Mittagessen mit mir und noch vieles mehr.

Es haben zahlreiche Menschen daran teilgenommen, was mich überaus gefreut hat.

Wie viel Geld wir mittlerweile gesammelt haben, wird im Verlauf der Lesung noch bekannt geben.

Diejenigen, die leider nicht an unserem Event nicht teilnehmen können, dürfen das ganze

Spektakel natürlich auf meinem Instagram Account live mitverfolgen. Die neue Technologie macht nun alles möglich!

Nachdem ich mir das Kleid gekauft hatte, mache ich mich auf den Weg zum Broadway.

Monatelang habe ich auf die zweite Veröffentlichung daraufhin gearbeitet. Es gab einige Momente, an dem ich aufgeben wollte. Doch etwas Unerbittliches in mir trieb mich die ganze Zeit an, immer wieder aufs Neue aufzustehen und für meine Leidenschaft zu kämpfen.

Plötzlich hält die schwarze Limousine an. Ich halte einen Moment inne und blicke aus den dunkel getönten Scheiben.

Vor dem Theatersaal ist ein roter Teppich ausgerollt worden, der links und rechts von mobilen Absperrungen und ausfahrbaren Lichtmasten umgehen ist. Im Umkreis davon stehen auch noch sehr viele Menschen.

Meine Güte! Parker muss auch immer den Bogen überspannen, also wirklich! Auch die ganze Aktion mit der Limousine, die mich heute Nachmittag von meinem Apartment abgeholt hat, ist masslos übertrieben. Zum Glück war ich alleine unterwegs, sonst hätte ich ihm noch den Hals umgedreht. Vielleicht tue ich das heute Abend noch. Warts ab!

Mir wird die Tür geöffnet und ich trete nach draussen. Das Einzige, was klar und deutlich zu sehen ist, sind die Paparazzo, die Fotos von mir schiessen. Ich bin beinahe ins Gebäude gerannt, weil ich vor dem Blitzlichtgewitter nichts mehr sehen kann.

BEFORE YOU SAY GOODBYE | 🇩🇪Where stories live. Discover now