Kapitel 18

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Heute war der Tag meiner Hinrichtung.
Katayana hatte das ganze Königreich zu meiner Hinrichtung eingeladen, als sei es ein Fest.
Lächelnd stand ich an Katayanas Seite, die Hände zusammengefesselt und wurde von zwei Wachen bewacht.
Andstatt ängstlich, wütend oder weinend dazustehen, lächelte ich nur vor mich hin und sah die amüsierten und die traurigen Gesichter an und bewunderte die Schönheit der Welt.
Es nieselte und manche flüchteten unter Dach, andere blieben auf der Stelle stehen.
Ich bewunderte die Menschen, die sich gegen die Königin wehrten, so wie Hoa, Thien, Thion und Kyron. Jeder von ihnen tat es auf eine andere Art und Weise.
Müde sah ich zu Katayana, die sich in diesem Augenblick von ihrem Thron erhob, mich am den Fesseln packte und mich näher an die Treppen zerrte. Verwirrt sah ich ihr zu, wie sie mich böse anfunkelte und dann mit erhobenem Haubt die versammelte Menge vor sich anschaute.
"Bringt die restlichen Gefangenen zu mir und köpft sie !", befahl meine Tante.
Traurig sah ich sie an, bevor ich die Gefangenen erblickte.
Plötzlich wurde mir schwindelig und meine Sicht verschwamm.
"Nein", keuchte ich und sah Katayana entsetzt an.
"Nein", wiederholte ich und wurde lauter. "Das könnt ihr nicht tun !"
Ich sah wieder zu den Gefangenen.
"Kyron !", schrie ich, als dieser von zwei Wachen zusammengeschlagen wurde.
Weinend lief ich auf ihn zu und warf mich auf einen der Wachen. Schnell rappelte ich mich wieder auf und lief zu meinem Verlobten. "Kyron", flüsterte ich und streichelte ihn über die Wange. Zitternd klammerte ich mich an ihn und sah Katayana an.
"Lasst ihn gehen !", rief ich. Meine Stimme klag weinerlich, doch sie hatte einen dominanten Unterton.
Lächelnd nickte Katayana einem Wachen zu, woraufhin dieser ein Kind zu den Treppen schleppte und sein Schwert zückte.
Ich sah Katayana mit weit aufgerissenen Augen an, dann fiel mein Blick auf den kleinen Jungen.
"Tooh", flüsterte ich schrie seinen Namen nochmal.
So schnell ich konnte rannte ich auf meinen kleinen Bruder zu.
"Nein !", schrie ich, als das Schwert auf Toohs Genick zusauste.
Tooh lächelte mich ein letzes Mal an, dann rollte sein Kopf schon auf dem Boden.
"Nein", schrie ich und hielt mir die Hand vor den Mund, welcher weit aufgerissen war.
Tränen rannen mir übers Gesicht und mein Körper zitterte.
"Du Monster !", schrie ich. "Er war unschuldig !"
Meine Knie gaben unter mir nach und ich schrie immer wieder.
"Nein", schrie ich wie am Spieß und gab animalische Geräusche von mir.

"Nein !", mit einem Schrei durchbrach ich die Stille. Schweisgebadet wachte ich auf und atmate unregelmäßig. Ich stellte fesst dass ich am ganzen Körper zitterte und dass mir Tränen übers Gesicht liefen.
"Es wahr nur ein Traum, Prinzessin", sagte jemand neben mir.
Erschrocken zuckte ich zusammen und wich von der Stimme fort.
Der Besitzer der Stimme lachte, dann kroch er nächer ans Gitter ran, das meine Zelle von seiner trennte.

Durch das Mondlicht, das durch die Spalten des Gefängnis schien konnte ich den Mann vor mir erkennen. Seine Lippen waren aufgeplatzt und seine Nase war etwas krumm, doch seine Augen waren wunderschön. Sie strahlten in einem hellbraun, fast schon gelb. Er hatte hohe Wagenknochen, doch seine Wangen waren so sehr eingefallen, als hätte er seit Tagen gehungert. Seine Figur war breit gebaut, doch für einen Mann mit solch einer muskulösen Statue sah er unterernährt aus.

"Schön dich wieder zu sehen, Cara", hauchte er und ein echtes Lächeln ließ sein Gesicht strahlen.
Verwirrt blickte ich ihn an.
"Wie meinst du das ?", fragte ich und war zu verwirrt um höflich zu sein.
"Erinnerst du dich denn nicht mehr an mich ?", fragte er belustigt doch zugleich wirkte er so unendlich traurig.
"Nein, tut mir leid", erwiderte ich verständnislos.
"Ach", seufzte der Mann vor mir," meine kleine, süße Cara hat mich vergessen. Kommt dir der Name Haldurn bekannt vor, meine Liebe ?"

Bei der Erwähnung von Haldurn zuckte ich zusammen und starrte den Mann vor mir an. Haldurn war damals Gregorius' bester Freund, sein persönlicher Leibwächter und ein alter Freund der Familie. Nach dem Tod von meinem Cousin hatte er mich oft besucht, so erzählte mein Vater mir als ich nachfragte, und auch ich konnte mich an einiges Erinnern.
Nach Xahns Gefangenschaft hatte ich ihn immer seltener gesehen. Eines Abends hatte es an unserer Tür geklopft und zwei Soldaten standen vor der Tür. Einer hatte uns berichtet, dass Haldurn tapfer in einem Kampf gefallen sei. Ich hatte mich damals schreiend auf die Männer geworden und immer wieder gebrüllt sie sollten so etwas nicht sagen, der Tod wäre nicht lustig und man sollte keine Witze über ihn reißen, bis mein Vater mich mit ganzer Kraft von den Soldaten weg gezerrt hatte. Er hatte sich bei ihnen bedankt und mich in mein Zimmer gebracht. Ich hatte mich in einer Decke zusammengerollt und hatte mich leise in den Schlaf geweint. An dem Tag hatte ich nicht nur meinen letzten Freund verloren, sondern einen Teil meines Herzens. Ich hatte mich von der Gesellschaft zurückgezogen, eine eiserne Mauer um mein Herz errichten lassen und wurde immer herzloser. An Liebe und Freundschaft glaubte ich nicht mehr und ich fing an diesem Tag an, um mein Ünerleben zu kämpfen. Ich war nicht kalt zu denen, die mir nicht böses wollten, doch Menschen, die mich verurteilten, mich mit Gegenständen, verfaultem Gemüse bewarfen, denen zeigte ich meine kalte, herzlose Seite. Ich war bei manchen verhasst, nicht viele waren es, doch wenn jemand mich hasste, der wünschte mir den Tod.

"Du kennst ihn", lächelte ich und rückte näher an meine Nachbarszelle.
Leise lachte mein Zellenkumpane und sah mich mit glänzenden Augen an.
"Ja.", lachte er. Dann sah er mich an. "Oder nein ? Cara, Liebes, ich bin es. Ich bin Haldurn."
Lachend schüttelte ich den Kopf.
"Wie lange sitzt du schon hier ?", fragte ich ihn.
"Zu lage, Kleine, zu lange", flüsterte er mir zu.
"Haldurn ist tot.", erklärte ich ihm.
"Nein, ich sitze doch neben dir", protestierte er und sah mich durchdringlich an. "Sie haben meinen Tod vorgetäuscht !"
Wütend erhob sich der Mann, der sich als Haldurn ausgab.
"Sie haben mich hierhin zum Schmoren gebracht", schrie er und schlug gegen das Zellengitter.
Dann wandte er seinen Blick auf mich.
Lächelnd zog er den Ärmel von seinem schmutzigen Hemd hoch und entblößte sein rechtes Handgelenk.
"Schau doch hin, Kleine, das Zeichen meiner Treue zu Gregorius", sagte er und lächelte mich traurig an.
Durch den Mondschein konnte ich das eingebrannte Zeichen erkennen, das einmalig auf Haldurns Handgelenk war.

Lächelnd brach ich in Tränen aus. Doch diesmal waren es Freudentränen.
"Haldurn", keuchte ich und zog ihn in eine Umarmung.
Für einen Augenblick vergaß ich meine Sorgen. Vergaß, dass meine Familie irgendwo um ihr Überleben kämpfte, vergaß, dass Hoa es womöglich nicht schaffem würde, vergaß Kyron. Vergaß alles um mich herum.
Nur das Gitter, das uns voneinander trennte, erinnerte mich an die schmerzende Realität, erinnerte mich daran, dass es Probleme gab, erinnerte mich daran, dass ich den königlichen Ring immer noch besaß.

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Schönen Heiligabend noch, meine lieben Potatos.

The Warrior Inside Me Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt