22. Alles auf Anfang

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Kapitel 22 : Alles auf Anfang 

Schmerzen. Höllische Schmerzen. Das war das letzte, an was ich mich erinnerte. Ein Stich in meinem Oberarm ließ mich in meinem Schlaf aufzucken, mein Körper bäumte sich auf. Ich spürte, das sich mein Mund öffnete, aber kein Ton verließ ihn. Ich fühlte mich schwach. So wie damals, als sie mich gefangen genommen hatten und mich folterten, nur um mich dafür zu bestrafen. Nur weil ich nicht zu ihnen gehören wollte. Diese Erinnerungen ließen mich abermals zucken. 

Ein Mann in dunkler Kleidung stand vor mir. In seinem kreidebleichen Gesicht zierte ein schmutziges Lächeln sein Aussehen. Er zückte seinen pechschwarzen, krummen Zauberstab und zielte damit auf mich. Ein Fluch nach dem anderen kam auf mich zugesegelt. Mein ganzer Körper versteifte sich, um die Angriffe abzuwehren. Tränen rannen mein Gesicht hinab. "Bitte nicht, ich habe doch nichts getan. Bitte lasst mich in Frieden!" wimmerte ich leise, mein Schluchzen ließ meinen Körper stetig erbeben. Plötzlich verschwand der Mann und die Schmerzen hörten auf. Was war geschehn? Wo ist er hin? Ich erwachte aus meiner starren Haltung, doch nun wurde der Platz des Mannes von einer gruseligen Gestalt eingenommen. Zotteliges Fell bedeckte den riesigen, krummen Körper. Es stand auf zwei langen, dünnen Pfoten vor mir, den schmalen Kopf gesenkt. Es wimmerte leise, so wie ich es getan hatte. Nur klang es nicht menschlich, eher animalisch. 

Ruckartig riss das Tier den Kopf hoch und blickte mich mit einem irren, gefährlichen Blick ab. Die schwarzen, schmalen Augen wurden immer größer, nun verzog es auch den Mund zu einer gruseligen Grimasse. Lange Fangzähne blitzten auf und im nächsten Moment stürzte es sich mit einem lauten Jaulen auf mich. 

"Geh weg von mir, Hilfe!" Kreischend wachte ich auf, es war nur ein Albtraum gewesen. Jedoch ein realer Albtraum, den ich bereits mehrere Male durchleben musste. Das grelle Licht vor mir blendete mich, mein Herz pochte hart gegen meine Brust. Keuchend blickte ich mich im Raum um. Es war der Krankenflügel. Ich lag wieder hier, so wie vor ein paar Monaten - verletzt, verängstigt und allein. Das dachte ich zumindest. Als ich zum Bett vor mir blickte, sah ich rote zottelige Haare und ein erschrockenes Gesicht. "Ron!" hauchte ich atemlos. Immernoch bebte mein Körper von diesem schrecklichen Albtraum, der mir so echt vorkam. Dann erinnerte ich mich wieder an die Ereignisse, aber nur in Bruchstücken.

Ich war in der heulenden Hütte gewesen. Ron verletzt. Hund. Hermine und Harry auch da. Sirius Black, Peter Pettigrew und mein Onkel. Pettigrew, Mörder von Harrys Eltern. Sirius unschuldig. Pettigrew floh, mein Onkel ein Werwolf. Verletzte mich. Dunkelheit. 

"Mirabella, du bist endlich wach. Ich habe mir schon Sorgen gemacht. Du hast im Schlaf geschrien.", Ron hob eine Augenbraue und kratzte sich am Hinterkopf, "ich hatte schon Angst du bekommst einen Anfall oder so etwas." Erst jetzt fiel mir sein eingegipstes Bein auf. Es lag auf der Bettkante und wippte langsam hin und her. Ron bemerkte scheinbar, wie ich es ansah. "Sirius hat meinen Knochen kaputt gebissen und die Bisswunde ist ziemlich tief.", er lachte leise, "soll wohl in ein paar Tagen wieder in Ordnung sein. Aber wenigstens bist du jetzt wach, ich wüsste nicht, wie ich die andere Woche noch ohne Gesellschaft aushalten sollte." "Andere Woche?" fragte ich verwirrt. "Ja, du hast eine Woche lang geschlafen." antwortete Ron als wäre es das normalste der Welt. "Wie bitte? Wieso bin ich denn nicht wach geworden!?" quietschte ich einige Oktaven höher, so dass Madame Pomfrey auf uns aufmerksam wurde und den Raum betrat. 

"Miss Comez, sie sind endlich wach! Ich hatte schon das schlimmste befürchtet." sprudelte sie los und stürtzte auf mich zu. "Wieso habe ich so lange geschlafen?" fragte ich nun sie, sie lächelte nur traurig und wand sich meiner Bettdecke zu, die total zerknüllt und durchgeschwitzt auf meinen Beinen lag. "Sie wurden ziemlich hart am Kopf getroffen. Scheinbar zu hart. Dann sind sie wohl für eine Woche ohnmächtig gewesen. Wir haben versucht sie wach zu kriegen, jedoch ohne Erfolg. Sie haben nur jede Nacht im Schlaf geschrien, deswegen dachten wir, sie würden einfach nur normal schlafen." Mir fiel erst jetzt der dicke Verband an meinem Arm und an meinem Kopf auf. Bei der Berührung des Verbandes an meinem Arm entfuhr mir ein lautes Zischen. "Autsch!" quietschte ich, Madame Pomfrey zog meine Hand von meinem Arm weg. "Nicht anfassen Miss Comez, das muss anständig heilen. Sie haben eine tiefe Schnittwunde an ihrem Oberarm." belehrte sie mich und entfernte sich dann etwas von mir, meine Decke nahm sie mit sich. "Ich werde dir eine neue bringen und natürlich etwas zu essen." Ich nickte und schon verschwand sie wieder.

"Malfoy war auch ab und zu hier." murmelte Ron, während ich meine Suppe aß, die mir Madame Pomfrey vorbeigebracht hatte. "Wirklich? Wann?" fragte ich und verschluckte mich leicht. Ich sollte echt nicht reden , während ich eine heiße Suppe in meinem Mund habe. Ron lachte über meinen kleinen Hustanfall, ich warf ihm nur einen bösen Blick zu und zeigte ihm, dass er mir antworten sollte. "Jeden Tag. Morgens, Mittags und Abends. Das war schon fast gruselig. Ich glaube, manchmal hat er sogar geweint. Er hat sich sogar normal mit mir unterhalten, was ich ziemlich seltsam fand. Ich meine, es ist Draco Malfoy." Bei dem Gedanken, dass Draco jeden Tag bei mir am Bett hockte und sehnlichst darauf wartete, dass ich aufwachte, musste ich schmunzeln. "Er müsste eigentlich jeden Moment hier antanzen, es ist schon 16 Uhr." 

Und wirklich, wenige Minuten später als ich gerade aufgegessen hatte, betrat ein total fertiger Draco den Krankenflügel. Als er mich erblickte, winkte ich schüchtern, während er mich breit anstrahlte. "Mira, du bist wach! Endlich!" Er stürmte auf mein Bett zu und drückte mich fest an sich. "Hey Draco.." murmelte ich in seine Robe und hielt die Tränen zurück. Ich wurde immer schwächer. Sanft drückte er mir seine Lippen auf die Stirn. "Was hast du nur wieder angestellt.. Ron hat mir bereits alles erzählt, was hast du dir dabei gedacht!", er klang sichtlich besorgt, aber auch etwas wütend, was mich etwas zusammenzucken ließ. "Tut mir leid." nuschelte ich eingeschüchert. "Nicht schlimm, du bist ja wieder wach." Er lächelte.

Wir redeten noch eine ganze Weile über alles mögliche, bis mir plötzlich eine Frage durch den Kopf schoss : "Was ist mit meinem Onkel passiert? Wo ist er jetzt?" Draco seufzte traurig, Ron ebenso. "Er hat gekündigt, hat sich zurückgezogen. Keiner weiß wohin. Sirius Black ist geflohen, er sollte eigentlich getötet werden. Auch von ihm weiß niemand den Aufenthaltsort." erklärte mir Ron vom anderen Bett aus, bei Sirius zwinkerte er mir zu. Also wusste er wohl, wo er hin ist. "Verstehe.." 

Nun war es ungefähr 20 Uhr und Professor Dumbledore betrat den Krankenflügel. Ron schlief bereits tief und fest, er schnarchte munter vor sich hin was mir die Chance nahm, selbst zu schlafen. Als er mich sah, lächelte er und reichte mir ohne ein Wort zu sagen einen Brief. "Ich schätze du weißt, von wem dies ist, Mirabella." Der Umschlag war etwas zerknittert und mit schöner Schrift stand mein voller Name auf dem Pergament. Ich nickte unbewusst und als ich aufsah, war Dumbledore bereits wieder verschwunden. Als ich den Brief nach einiger Zeit zögernd öffnete, bereute ich es sofort wieder. Was ich dort las, versetzte mir einen Schock. 

Schatten der Vergangenheit [Harry Potter FanFic] ✔Where stories live. Discover now