25. Briefe an Mirabella

2.7K 199 14
                                    

Kapitel 25 : Briefe an Mirabella

Seit 2 Wochen sitze ich nun hier bei meinem Onkel und meiner Tante fest. Und es ist einfach nur stinklangweilig. Ich habe immernoch kein Wort mit ihnen gesprochen, was ihnen große Sorgen machte. Aber ich wollte einfach nicht reden. Inzwischen war ich mir auch nicht mehr wirklich sicher, ob ich noch sprechen kann. Wie jeden Morgen saß ich an meinem Piaono und spielte das Klavierstück 'Amelie', welches mir meine Mutter früher beigebracht hatte. Es war ein Klavierstück der Muggel, trotzdem nicht weniger schön. Es spiegelte meine Gefühle perfekt wieder. 

Als ich gerade die letzte Note auf dem Piano klimperte, klopfte es an meiner Scheibe und ich fuhr kurz zusammen. Meine Eule saß am Fenster und klopfte mit ihrem Schnabel gegen das Glas. Sie hatte einen ganzen Packen Briefe in ihrem Schnabel und wirkte total erschöpft. Neugierig lief ich zum Fenster, öffnete es und gewährte meiner Eule Einlass. Sofort flatterte sie auf ihr Gerüst zu, ließ aber vorher die Briefe auf meinem großen Eichenholztisch fallen. Mit langsamen Schritten lief ich darauf zu, nahm mir einen Stuhl, setzte mich und breitete die Briefe vor mir aus. Auf jedem Brief stand mein Name, einfach nur mein Name. Es waren insgesamt 3 Stück. 'Wer schickt mir denn bitte so viele Briefe und warum?', fragte ich mich leise und nahm den ersten Brief zur Hand, auf dem mein Name am ordentlichsten stand. Ich öffnete ihn und fing an zu lesen : 

Mirabella,
wo bist du nur hin verschwunden? Und das, ohne uns Bescheid zu sagen? Wir dachten, wir wären so etwas wie beste Freunde für dich. Aber da haben wir uns scheinbar getäuscht.. Ist irgendetwas schlimmes passiert, dass du sofort von uns gegangen bist oder wurdest du gezwungen? Professor McGonagall will uns nichts über deinen Aufenthaltsort sagen oder eher gesagt, sie weiß selbst nicht wo du hin bist. Professor Dumbledore ebenso wenig. Niemand weiß Bescheid. Und als wir Malfoy nach dir gefragt haben, ist er schnaubend weggegangen. Habt ihr euch gestritten? Ron hat gesagt, im Krankenflügel war noch alles super zwischen euch! Und es tut uns wirklich leid, dass wir dich nicht im Krankenflügel besucht haben, aber Madame Pomfrey hat uns nie zu dir gelassen. Sie sagte, es wäre zu viel Trubel für dich. Apropo, wie geht es deinen Verletzungen überhaupt und wie geht es deinem Onkel Lupin? Wir vermissen dich und Sorgen uns um dich.

Melde dich, bitte! 
Ginny, Hermine, Ron und Harry

Ich schluckte schwer. Sie vermissten mich also doch. Nun widmete ich mich direkt dem nächsten Brief, auf dem mein Name einfach total unordentlich draufgekritzelt wurde. 

Hey Mira,
um direkt zur Sache zu kommen : Wo bist du? Da haben wir dich gerade wieder und schon haust du einfach ab und wirst davor auch noch von einem Werwolf K.O. geschlagen! Wieso hast du uns nicht gesagt, dass du die Schule verlassen musst? Oder wurdest du entführt? Wir machen uns riesige Sorgen um dich, sogar die Schlange Malfoy will uns nichts zu dir sagen. Wenn er der Grund ist, dass du weggelaufen bist, dann bringen wir ihn zur Strecke! Bitte antworte uns, wir sind krank vor Sorge. 

George und Fred 

Auch Fred und George machen sich Sorgen um mich? Plötzlich fühlte ich mich weniger allein als vorher. Doch ich fühlte mich schlecht. Schuldig und hinterhältig. Wie konnte ich sie einfach zurücklassen ohne was zu sagen? Wieso habe ich auch nur von ihnen erwartet, zu mir zu kommen? Ich hätte einfach mal über meinen Schatten springen müssen und zu ihnen gehen sollen! Wie konnte ich nur so dumm sein? Wütend riss ich den letzten Brief auf. 

Wie konntest du nur einfach verschwinden? Und ich dachte wirklich, das du mich liebst. 

Die Wut in mir stieg nun ins Unermessliche. Er hatte noch nicht einmal seinen Namen druntergeschrieben und trotzdem wusste ich, wer diese zwei hasserfüllten Sätze geschrieben hatte. Ich legte meine Hand auf das Papier und knüllte es langsam zusammen. Tränen der Wut stiegen in meine Augen. Wie konnte er nur so von mir denken? Das ich ihn nicht lieben würde? Ich stand auf und riss den Stuhl mit mir. Mit sehr schnellen Schritten lief ich die Treppe hinunter, wo mein Onkel und meine Tante gerade aßen. Ich hatte seit Tagen nicht mehr anständig gegessen und beim Anblick des Brotes auf dem Tisch musste ich würgen. Erschrocken sahen sie mich an und ich fasste all meine Kraft, um seit Wochen mal wieder etwas zu sagen. Mit kratziger, schriller Stimme schrie ich nun meine Verwandten an, während mir stille Tränen die Wangen hinabliefen : "Ich hasse euch! Nur wegen dir musste ich Draco verlassen! Wegen dir hasst er mich jetzt! Das ist alles deine Schuld!" Ihm klappte der Kiefer runter, meiner Tante ebenso. Meine ersten Worte hatten sie sich wohl etwas anders vorgestellt. 

Immernoch mit dem zerknüllten Brief in der Hand lief ich zur Haustür und rannte in die tiefe Dunkelheit des Waldes. Die Kälte schlug mir förmlich ins Gesicht und meine Füße schmerzten, da ich in lauter Aufregung vergessen hatte, mir meine Stiefel anzuziehen, ebenso hatte ich meinen Mantel vergessen. Der eiskalte Wind zerrte an meiner schon geröteten Haut und trotzdem lief ich unermüdlich weiter. Ich wusste zwar nicht wohin, aber ich wollte einfach nur weg. Nach gefühlten Stunden stolperte ich plötzlich über eine lose Wurzel und stürzte. Dabei stieß ich mir hart den Kopf an und irgendwann wurde um mich herum alles verschwommen und schwarz. Die Dunkelheit umhüllte mich und die Kälte nahm mich in ihre unbezwingbaren Arme. 'Endlich', dachte ich mir, 'endlich werde ich von dieser Welt genommen und erlöst.'

Schatten der Vergangenheit [Harry Potter FanFic] ✔Where stories live. Discover now