Kapitel sechsundzwanzig

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19.08.2015 05:14 Uhr

Als ich nach einer Weile die Augen wieder aufschlug und aus dem Fenster sah, stutzte ich. Wir befanden und immer noch im Dresdner Hauptbahnhof. Völlig übermüdet rieb ich mir den Schlaf aus den Augen und sah zu Mandy. „Wir sind noch überhaupt nicht losgefahren?" Sie schüttelte den Kopf. „Nein. Vor einer halben Stunde kam die Ansage, dass sich unsere Ankunft in Berlin verzögern wird. Warum, hat die verzerrte Lautsprecherstimme nicht gesagt." Ich stützte meinen linken Ellenbogen am Fenster ab und beobachtete die hektisch umher laufenden Menschen. „Na immerhin ist der Sitz besser als die olle Bank vorhin." Seufzte ich und lehnte meine Stirn gegen die kühle Glasscheibe. Eine überforderte Mutter zog ihr kleines Kind hinter sich her, während sie ein Baby auf dem Arm hatte. Ihr größerer Sohn sträubte sich und stand kurz vor einem Weinanfall.

Ich lies meinen Blick weiter den Bahnsteig entlang wandern und riss wie vom Blitz getroffen die Augen auf.


19.08.2015 05:00

Luca:

„Ich brauche jetzt einen Kaffee." Malik war vor einem Starbucks stehen geblieben und sah sehnsüchtig in das Geschäft. Wir hatten Sam und Mandy nicht im Bahnhof finden können. Unsere Suche war mehr als hoffnungslos. „Und ich erst." Seufzte ich resigniert und stellte mich hinter Malik in der Schlange an.

Nachdem wir unseren Kaffee hatten schlenderten wir durch die inzwischen volleren Hallen des Gebäudes.


19.08.2015 05:15 Uhr

„Luca." Hauchte ich seinen Namen gegen die Glasscheibe und traute meinen Augen nicht. Sah ich wirklich, ihn? Hier?

Mit einem Kaffebecher in der Hand, sein tiefer Blick in die Ferne gerichtet.

Ich sprang auf und rannte zum Ausgang des Abteils. Ich musste zu ihm! Musste ihn sehen.

„Sam!" rief mir Mandy hinterher, doch ich konnte ihr nicht antworten. Mein Focus lag allein auf ihm. Noch wenige Meter bis zur Tür.                                                                                                                                   Plötzlich versperrte mir ein Uniformträger den Weg. „Wohin so eilig Fräulein? Der Zug fährt gerade los. Die Türen sind zu, bitte setzen sie sich auf ihren Platz." Nein.

Nein das konnte nicht sein. Ich hatte ihn doch gerade erst gefunden.

Ich hastete zur nächsten Scheibe und sah dabei zu wie Luca in immer weitere Ferne rückte.


Nachdem ich mich gesammelt habe, ging ich an meinen Platz. Mandy sieht mich neugierig an. „Sam was war das denn?" Ich schaute auf meine Hände. „Ich habe Luca gesehen." Sagte ich leise. „Bitte? Sam bist du dir sicher dass er es war?" Ich sah auf.

„Ja – nein .... Gott ich weiß es doch selbst nicht! Vorhin war ich mir so sicher, doch jetzt kommt es mir so unwirklich vor." Beruhigend strich mir Mandy über den Arm. „Er war es bestimmt nicht. So grausam ist das Schicksal nicht." Nach einer Weile seufzte sie leise. „Du wirst ihn finden."

Ich rollte mich in meinem Sitz zusammen und schloss die Augen. Ich zwang mich dazu an zu Hause zu denken. An Mum, meine Schwester und an Malik. Nicht an Luca.

Doch er schlich sich immer wieder in meine Gedanken ohne dass ich es erlaubte. Immer wieder sah ich in seine tiefen Augen, roch seinen ganz eigenen Geruch und hörte seine Stimme.

Irgendwann schlief ich ein...

„Sam, aufwachen!" Mandy rüttelte mich wach. „Wir sind gleich da." Sie grinste. „wir haben es nach Berlin geschafft!" Ich lächelte leicht und raffte mich auf. Der Zug wurde langsamer und blieb schlussendlich stehen. Mit gesenktem Kopf lief ich Mandy hinterher.

Plötzlich stieß ich gegen etwas Hartes, taumelte zurück und sah auf.

Und zum zweiten Mal an diesem Tag stockte mir der Atem. „Malik?" Er lächelte und sah mich mit einem Funkeln in den Augen an. „Sam! Du bist es!" Er wirbelte mich durch die Luft und ich lachte. „Was machst du denn hier?" fragte ich ihn als er mich wieder auf den Boden abgesetzt hatte. „Auf dich warten. Ich wusste du kommst zurück." Ein schuldbewusster Zug legte sich auf seine Züge. „Sam ... es tut mir so leid. Ich hätte das nicht tun dürfen. Es ist alles meine Schuld." Ich wusste ich hatte ihm verziehen, doch ich würde nie wieder etwas Derartiges für ihn empfinden können. „Es ist in Ordnung Malik." Sagte ich und legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Lass uns doch erst einmal nach Hause fahren."

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Und gleich noch ein Update nach Gestern!

Ich hätte es auch länger machen können, doch ich fande hier einen Cut zu setzen passt am besten :)

Eure Stefanie <3

Per Anhalter ins GlückWhere stories live. Discover now