Kapitel dreißig

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„Alles klar, ich habe meinen Onkel erreicht." Ungeduldig lief ich im Wohnzimmer auf und ab. Mellie schlief oben in Maliks Zimmer, Mandy saß auf dem Sofa und verfolgte meine Wanderung mit gerunzelter Stirn. Als Malik ins Zimmer kam, blieb ich apruppt stehen. „Und was sagt er?" Sein Onkel Steve hat einige Zeit Jura studiert, sein Studium aber abgebrochen. Malik meinte er würde wissen, wie meine Chancen standen das Sorgerecht für Mellie zu bekommen. „Tut mir leid Sam, es sieht nicht gut aus." Frustriert lies ich mich neben Mandy fallen und fuhr mir unruhig durch die Haare. „Aber es muss doch einen Weg geben!" Verzweiflung machte sich in mir breit. „Den gibt es ... er ist nur nicht so leicht." Er hockte sich vor mich auf den Boden und sah mich eindringlich an. „Dann sag mir was ich tun kann"

„In den seltensten Fällen bekommen Geschwister das Sorgerecht. Es muss eine ernsthafte Bedrohung vorliegen und klar sein, dass das Kind in ein gesichertes Umfeld kommt. Man muss über das Familiengericht gehen und deine Chancen sind gering. Steve meinte, deine beste Möglichkeit wäre es, wenn du das Jugendamt einschaltest. Deine Schwester wird wahrscheinlich in eine Pflegefamilie kommen." Ich schlug die Hände über den Kopf zusammen. Was machte ich mir eigentlich vor. Ich konnte nicht im Geringsten für Mel sorgen. Ich hatte keine Wohnung, keinen Job und war selber mehr Kind als Erwachsene. Eine Pflegefamilie wäre sicher nicht die schlechteste Alternative. Mandy legte mir eine Hand auf die Schulter. „Wir bekommen das hin Sam. Morgen gehen wir zu einer Beratungsstelle. Es wird alles gut." Ich hoffte sie hatte recht.

Luca:

Der Beat wummerte in meinen Ohren, der Schweiß stand mir auf der Stirn und ein belämmertes Grinsen lag mir auf den Lippen. Das Gesicht des Mädchens vor mir wechselte von gestochen scharf zu wabernd verschwommen. Aber immer dann, wenn ich klar sehen konnte, stahl sich dieses dumme Grinsen in mein Gesicht. Zum Teufel ...sie war mehr als heiß! Ihre schwarzen glatten Haare streiften über meinen Arm wenn sie sich näher zu mir lehnte um mir über die Musik etwas zuzurufen. Ein Hauch nach Zitrus umfing mich, wenn sie dicht neben meinem Ohr sprach. Ihr langer kurviger Körper steckte in einem schwarzen enganliegenden Kleid, das ihre .... Vorteile betonte.

Ich hatte sie den ganzen Abend über still von der Bar aus beobachtet. Katzenhaft tanzte sie über die Tanzfläche, gab jedem Kerl einen Korb, der sich ihr näherte.

Irgendwann stand sie vor mir und schenkte mir ein keckes Lächeln. „Ivy." Rief sie mir über die laute Musik zu. „Luca." Ich deutete auf die Bar und sie nickte noch immer lächelnd. „Gin Tonic." Rief sie mir zu.

Ich bestellte grübelnd zwei Gin Tonic. Warum kam sie auf mich zu? Sie hatte oft genug deutlich gemacht, dass sie mit niemanden tanzen wollte.

Ach ... egal. Sie ist jetzt hier – bei mir!

Als sie mir etwas versteckt unter dem Dresen eine Pille entgegenstreckte begriff ich nicht sofort. Doch als sie sich selbst eine in den Mund steckte und mit Alkohol hinunterspülte verstand ich. „Komm schon!" sagte sie dicht an meinem Ohr und ihr Atem streifte über meine Wange. „Lass mal locker!" sie legte mir die Pille in die Hand und ich schluckte sie – ohne zu Zögern. Ein bisschen Spaß konnte ich gut gebrauchen.

Ich lehnte mich näher an sie heran - wir waren gerade bei unserem dritten Drink angelangt – und legte ihr eine Hand auf den Oberschenkel. „Lust auf ein bisschen Spaß?" Sie lachte und nahm meine Hand. Ihre Stimme klang viel schriller und lauter als vorher ... „Erst tanzen wir! KOMM!" Ich lies mich hinter ihr herziehen. Die Musik wechselte in einen heftigeren Beat und mein Kopf pochte stark. Ivy begann zu tanzen, zog mich an sich und wir tanzten ausgelassen – wild – bis ich keinen Kopfschmerz mehr spürte. Alles war viel heller und intensiver. Schweiß klebte mir am Rücken, doch das war mir egal. Mein Focus lag auf Ivy die sich lachend vor mir hin und her wiegte und ich lies die Hände über ihre Hüften gleiten. Stickige Luft schlug mir mit jedem Atemzug entgegen doch das war aus irgendeinem Grund egal. Auch das meine Atmung immer schwerer und heftiger ging.

Das Grinsen blieb in meinem Gesicht stehen.

Ivy zog mich von der Fläche und führte mich in eine ruhige Ecke. Sie stieß mich gegen die Wand hinter mir und drückte sich mit ihrem göttlichen Körper gegen mich. Ihr Mund war nur noch Millimeter von meinem entfernt und ich überbrückte den Abstand.

Doch was ich fühlte war nichts. Dort war kein Mund, auch kein wunderschönes Mädchen.

Ivy... sie war weg! Nein nein nein. Ich schlug mir gegen den Kopf, versuchte einen klaren Gedanken zu fassen, doch ich konnte keinen greifen.

Schwarze Haare ... ich erinnere mich an das Mädchen.

Ich habe es beobachtet.

Dann kam sie zu mir – nein! Sie ging zu dem Typen neben mir.

Oder doch nicht?

War ich überhaupt mit ihr zusammen?

Ja es muss so gewesen sein, ich habe getanzt.

Mit ihr?

Ich öffnete die Augen die ich zugekrampft hatte, sah mich hektisch um ... und wusste nicht wo ich war.


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So da bin ich wieder! Zurück aus der Versenkung.

Nachdem sich mein Immunsystem dachte 'ich schalte mich mal für fünf Wochen aus', bin ich wieder so weit auf den Beinen, dass ich weiter schreiben konnte.  Ich hoffe ihr habt nach der langen Pause nicht wieder alles vergessen!

Liebe Grüße <3

Per Anhalter ins GlückWhere stories live. Discover now