Kapitel 11 ✔

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Ich öffnete die Augen und streckte mich dabei genüsslich. Meine linke Hand traf Black im Gesicht und erschrocken zuckte ich zurück.

„Entschuldige", meinte ich und fing selbst an zu lachen, als ich sein Grinsen sah. „Danke fürs Wecken", antwortet er bloß amüsiert und setzte sich auf. Er sah zu mir runter und schmunzelte. „Wie fühlst du dich?" Ich überlegte. Mein Kopf tat so gut wie nicht mehr weh und als ich mich aufsetzte, verspürte ich weder Schwindel noch Übelkeit. „Besser" Dann betrachtete ich die Sauerei um uns herum. Immerhin hatte ich es geschafft meinen weißen Teppich nicht komplett voll zu bluten. Ich stand auf, lief zur Tür, um einen Lappen und Papiertücher zu holen, hielt aber noch einmal an, bevor ich das Zimmer verließ. Ich hob drohend den Zeigefinger: „Du wartest hier. Wage es ja nicht jetzt wegzugehen. Wir müssen reden, Freundchen"

Er war noch da, als ich einige Minuten später wieder zurückkam. Gut für ihn. Während ich anfing alles aufzuwischen, warf ich ihm immer wieder Blicke zu. Ich wollte ihn nicht drängen, aber die Möglichkeit vor dem Gespräch abzuhauen, würde ich ihm ebenso nicht noch einmal geben. Erstrecht nicht, nach dem, was in der letzten Stunde passiert war.

„Du hast mich wieder geheilt", begann ich das Gespräch, tat aber so, als wäre der Boden wichtiger.

„Diesmal war etwas anderes"

„Wieso?"

„Weil du nicht kurz davor warst zu sterben, weil du noch genug Blut in deinem Körper hattest. Du wärst damals ausnahmslos verblutet, bis ein Krankenwagen gekommen wäre, verstehst du?" Es war viel schneller emotional geworden, als ich es erwartet hätte. Ich hatte aufgehört den Teppich mit Fleckenlösung einzureiben und sah ihn an. Etwas lag in seinem Blick, das in mir ein mulmiges Gefühl auslöste.

„Was hast du getan?", fragte ich ihn. Er antwortete nicht sofort, sondern nahm mir den Lappen aus der Hand, um meine Arbeit fortzusetzen.

„Ich konnte dich nicht heilen, dazu fehlte mir die Kraft. Aber ich konnte dich doch auch nicht einfach in meinen Armen sterben lassen?", er hielt kurz inne, „Schon früh lernt jeder Schutzengel, dass das eigene Blut heilend auf andere Engel wirkt. Es war deine einzige Chance auf Überleben und in dem Moment war es mir so egal, wie viele Regeln ich brechen würde. Hauptsache du würdest überleben"

„Was heißt das? Dann sind meine silbernen Augen doch nicht von den Medikamenten, oder? Das Engelsblut macht was mit mir, richtig? Black?" Er hörte auf das Tuch in seinen Händen zu kneten und hob den Kopf. Dann zuckte er mit den Schultern.

„Ganz ehrlich, ich weiß es nicht, Aylin. Noch nie hat jemand die Regeln gebrochen und ich denke, dass diese auch aus guten Gründen aufgestellt wurden. Wir wurden erschaffen, um euch zu beschützen, nicht um euch zu retten. Ich habe die letzten Tage so viele Bücher gewälzt und mich heimlich umgehört. Es gibt keine Aufzeichnungen, nichts, was auch nur annähernd einen Hinweis darauf geben würde, was mit dir passiert"

Ich sank in mich zusammen. Wie verkorkst konnte sich ein Leben denn bitte entwickeln?

„Es tut mir leid. Ich habe dir das angetan" „Du hast mich gerettet, Black"

Wir waren eine Weile still und jeder hing seinen eigenen Gedanken hinterher. „Ich muss jetzt los", meinte Black und stand auf, ich tat es ihm gleich und fiel fast wieder um, hätte er mich nicht gestützt. Besorgt sah er mich an. „Meine Beine sind eingeschlafen", murmelte ich kleinlaut und er lachte kurz auf, „Was machen wir jetzt? Gibt es einen Plan?"

„Wir werden warten und beobachten müssen, ob und wenn ja, was passiert. Und wir müssen es unbedingt geheim halten. Ich will nicht wissen, was die da oben tun werden, wenn sie das herausfinden" Ich wollte lieber nicht nachfragen, was man mit mir anstellen würde. Die Engelswelt unterschied sich wohl dann doch auch nicht so sehr von der der Menschen.

„Da hast du wohl recht. Die Engelswelt heißt bei uns im Übrigen Lichthimmel" Ich hob eine Augenbraue. „Du liest also auch meine Gedanken?", fragte ich ihn vorwurfsvoll. Er grinste bloß. „Dachtest du etwa, nur Hayes kann das?", erwiderte und zog mich in eine kurze Abschiedsumarmung.

„Lichthimmel also, ja?"

„Es ist verdammt schön in meiner Heimatwelt. Ganz anders als hier" Letzteres glaubte ich sofort.

„Ich melde mich, sobald ich mehr weiß. Wenn was ist, kannst du mich über Hayes erreichen" Ich nickte und sah zu, wie er einfach verschwand.

Völlig gerädert ließ ich mich auf das Bett sinken.

Bitte was?


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Black -mein SchutzengelWhere stories live. Discover now