13. Vorbereitung

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Karis saß in einem spärlich beleuchteten Zelt und dachte nach. Es war kurz vor der Versammlung bei der er seinen Schwur leisten musste. Nachdem König Orrin und Nasuada noch die Einzelheiten der Versammlung bei der sie ihn den Varden und den anderen Völkern vorstellen wollten geklärt hatten, war das Treffen im Zelt zu Ende gewesen. Die Führungskräfte der Varden waren bedrückt gewesen, als sie das Zelt verlassen hatten. Keiner von ihnen war mit dem Vorschlag von Orrin einverstanden, doch da der Schattenläufer seine Zusage gegeben hatte, gab es nichts was sie dagegen hätten sagen können. Lediglich die Stimmung von Karis und König Orrin unterschied sich, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen, von der der anderen. Der Herrscher Surdas hatte Karis kaum, dass sie das Zelt verlassen hatten, den Vorschlag gemacht für ihn eine eigene Unterkunft zu besorgen und Karis hatte ihn höflich gebeten, ihm ein Zelt in einer dunklen Farbe zur Verfügung zu stellen, das er in der Nähe des Lagerplatzes von Eragon und Saphira aufstellen wollte. Tatsächlich hatte ihm König Orrin, der immer noch außer sich vor Freude über die Vorstellung eines eigenen Drachenreiters war ein solches Zelt gegeben. Und jetzt saß Karis in einem nachtschwarzen Zelt, das nur spärlich von einem kleinen weißen Werlicht beleuchtet war und dachte über die anstehende Versammlung nach. Grimmige Vorfreude erfüllte ihn. Er war im Begriff, das Kräfteverhältnis bei den Varden auf den Kopf zu stellen, aber nicht so wie der Herrscher Surdas sich das vorstellte. Zwar war Karis durchaus bewusst, welches Risiko er mit dem Plan einging, den er zusammen mit seinem Seelengefährten ausgearbeitet hatte um dem Treueschwur an König Orrin zu entgehen. Aber es musste nun mal sein, auch wenn sie damit den Herrscher Surdas gegen sie aufbringen würden. Mit leichter Schadenfreude stellte sich Karis das Gesicht des Herrschers von Surda vor, nachdem er auf der Versammlung leisten würde. „Vorsicht, kleiner Schatten?", drang auf einmal die Stimme seines Seelengefährten, der außerhalb des Zeltes neben Saphira auf einem gemeinsamen Lagerplatz lag, durch seine Gedanken. Da das Zelt des Schattentöters auf der anderen Seite des Lagerplatzes lag, hatten die Verantwortlichen bei den Varden wohl keinen Sinn darin gesehen einen zweiten Ruheplatz für Sereth herzurichten und hatten stattdessen den Platz der ursprünglich nur Saphira vorbehalten vergrößert. Wie Karis, der das Gefühlsleben seines Drachen amüsiert im Auge behielt, feststellte, war diese Regelung dem weißen Drachen alles andere als unangenehm, hatte er sich doch über die Gelegenheit gefreut, in der Nähe der saphirblauen Drachendame zu liegen. Auch wenn Karis Seelengefährte dies mehrfach ausdrücklich bestritten hatte. Doch jetzt schien Sereths ganze Aufmerksamkeit auf seinem Reiter zu liegen als sein amethystfarbenes Auge vor dem Zelteingang schwebte und ihn besorgt musterte. „Wir sind im Begriff uns einen mächtigen Feind zu machen." Karis nickte. „Ich weiß. Aber leider ist es notwendig." In Sereths Geist flackerte Zustimmung auf. Ihm war klar, dass sein Reiter Recht hatte, aber dennoch spürte er eine gewisse Vorsicht. „Meinst du der König könnte auf die Idee kommen zu versuchen uns aus dem Weg zu räumen, wenn wir jemand anderem als ihm zu einer Machtposition verhelfen?" „Das kann schon sein.", antwortete Karis gelassen. „Aber ich glaube nicht dass er sich so schnell rächen wird. Zumindest nicht so lange die Varden uns noch brauchen." Sereth sandte seinem Reiter seine Zustimmung. „Dann sollten wir anfangen den Varden einige Informationen über Ecros zu geben." „Ich weiß.", stimmte Karis seinem Drachen zu. „Das hatte ich eigentlich schon bei dem Treffen in Nasuadas Kommandozelt vor, aber Orrins nervige Intrigen haben mich aus dem Konzept gebracht." Plötzlich durchzog ein Hauch von Amüsiertheit den Geist des weißen Drachen. Verwirrt blickte Karis zu dem großen Auge das immer noch vor seinem Zelt schwebte, doch bevor er seinen Seelengefährten fragen konnte was ihn so amüsierte, kam der Drache ihm zuvor. „Hättest du jemals gedacht, dass wir uns einmal über Politik unterhalten, während wir auf eine Versammlung warten bei der du vorhast jemandem die Treue zu schwören, nur um einen König zur Weißglut zu treiben?" Jetzt musste auch Karis lachen. „Aber, Aber", entgegnete er schließlich in gespielt ernstem Ton nachdem er sich wieder etwas gesammelt hatte: „Ich mache das doch nicht nur um König Orrin zu ärgern." „Auch wenn das ein netter Nebeneffekt ist.", fügte Sereth in schelmischem Ton hinzu.

Der Weiße SchattenWhere stories live. Discover now