Schweigen ist Gold

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Wer ist auf dir gelandet? Und was ist mit der Liebe deines Lebens: Der Pizza?! All das und viel mehr erfährst du nun in Kapitel 2~

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Im Halbdunkel des Raumes, der nur vom bläulichen Flackern des Fernsehers erhellt wurde, braucht es einen Moment, ehe sie erkannte was oder vielmehr wer da auf ihr lag. Es war ein junger Mann. Ein blonder junger Mann mit strahlend blauen Augen, die sie nun ansahen. Es war schwer zu sagen, wer von den beiden – Shu Sakamaki oder aber Lay Shikura – verwirrter war, den jeweils anderen zu sehen. Weder hatte Lay erwartet, jemals ihren Lieblingsanimecharakter in Natura zu sehen noch hatte eben dieser erwartet, jetzt da zu sein, wo er war und eines seiner Fangirls zu treffen.

Dennoch war es Lay, du zuerst ihre Sprache wiederfand, einfach weil ihr Hirn ihr sagte, dass das hier eindeutig ein Traum war – ein Traum sein musste! Immerhin war Shu Sakamaki nicht real! Er war nur ein Charakter aus einem Spiel oder Anime oder Manga – oder ihren Träumen, aber die gehörten hier besser nicht im Detail erläutert. Jedenfalls konnte es nicht echt sein. Das wäre einfach zu schön.

„Wie bist du...?" Obwohl sie als erste das Wort ergriffen hatte, verstummte sie auch schnell wieder. Was sollte sie denn eigentlich fragen? Wie er hergekommen war? Das war ihr Traum – besser nicht hinterfragen. Wer er war? Als ob sie das nicht genau wüsste!

„Shu Sakamaki. Und ich weiß nicht, wie ich hierher kam", beantwortete der blonde Vampir mit den einfach nur wahnsinnig schönen Augen, in denen Lay schon derart versunken war, dass sie seine Worte beinahe überhört hätte. Shu hatte sehr leise gesprochen, ganz passend für ihn, der er doch ein stiller Typ war, der meistens schlief und Musik hörte. Etwas, das sie selbst auch gerne tat, um sich zu entspannen. Einfach auf dem Bett liegen und mit jedem Ton etwas mehr in einer eigenen Welt versinken – bis einen irgendetwas daraus weckte. Hunger, der Wecker, der Postbote an der Tür. Doch so lange wie es währte, fand sie, war es einfach herrlich und befreiend.

Shu seufzte, als er auch nach einigen Sekunden noch keine Antwort erhalten hatte und Lay auch keine Anstalten machte, etwas zu sagen. Dafür war sie viel zu fasziniert von dem Anblick, der sich ihr bot und selbst für ihre Träume außerordentlich gut gelungen war. Es schien alles so unglaublich real und echt!

„Wie ist dein Name?" Der sanfte Klang von Shus Stimme riss sie aus ihren Überlegungen. „Eh...eh..Lay Shikura." Wieder seufzte Shu und sie ahnte, dass er dies tat, weil sie so nervös gestammelt hatte. Oder sabberte sie etwa? Schnell und verstohlen wischte sie sich über den Mundwinkel. Nein, alles gut. Kein Sabbern. Noch nicht zumindest.

„Ist das hier deine Wohnung?" Shu sah sich mit skeptischer Miene um. Dass ihn deine heimischen vier Wände nicht beeindruckten, war dir schon klar, immerhin wusstest du, wie die Sakamakis wohnten. Eine echte Villa mit allem drum und dran. Alles war superschick und superedel und um Geld mussten die sich ganz sicher auch keine Sorgen machen. Das sah bei ihr ein klein wenig anders aus. Azubis verdienten nun einmal nicht gerade die Welt.

„Ja, ist es", nickte sie dennoch und konnte den Blick gar nicht von ihm wenden. In ihren Träumen hatten sie solche Gespräche allerdings noch nie geführt. Normalerweise waren sie da allerdings auch in der Villa der Sakamaki-Brüder und nicht hier in deiner kleinen Wohnung. Was nicht heißen musste, dass das ein Nachteil sein müsste. Vielleicht fand Shu ja hier so viel Ruhe vor seinen Brüdern, dass er bliebe? Innerlich mahntest du dich zur Ordnung. Da ging doch dein Gehirn eindeutig wieder die üblichen Traum- und Fanfiktionsequenzen durch. Nicht, dass die schlecht wären, aber wirklich realistisch wohl kaum, wie dich Shu sogleich merken ließ.

Anstatt zu lächeln und dir ein Kompliment zu machen, wie er es in dem einen oder anderen Traum getan hatte und auch jetzt in einem Traum hätte tun müssen, griff der blonde Vampir nach dem Pizzakarton, auf dem er halb gelandet war. Sein Pullover wies unschöne Flecken von der roten Soße auf, die vermutlich von den letzten Pizzastücken stammte, in denen er gelegen hatte. Diese wiederum hatten ihre besten Zeiten nun auch hinter sich. Mit beigefarbenen Fusseln bedeckt standen die nun auch nicht mehr auf deiner Speisekarte. Hätte es sich bei Shu um irgendjemand anderes behandelt, hättest du ihn ohne Frage angefahren und zusammengestaucht. Immerhin war das da dein Mittagessen für Morgen! Pardon: war gewesen. Jetzt taugte die Pizza nur noch für den Biomüll.

Silentium est Aureum (Shu x OC [german])Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt