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Ich saß in der Schule und kaute unruhig auf meinem Stift herum. Mein Blick glitt immer wieder zu der großen Uhr, die unerbittlich die Minuten mitzählte. Ich musste mit Calum reden. Dringend. Ich hatte ihn heute nur kurz gesehen und er schwänzte die Kurse, die wir gemeinsam hatten. Nicht dass mich das groß wunderte.
Ich hatte mich seit Samstag nicht bei ihm gemeldet und er sich auch nicht bei mir. Wahrscheinlich dachte er, er habe alles kaputt gemacht und dass ich ihn abgewiesen hatte. Ich musste zugeben, dass ich vielleicht nicht die beste Entscheidung getroffen habe. Es war gemein, sich erst so auf ihn einzulassen und dann einfach zu gehen. Aber ich brauchte Zeit. Ich musste mit meinen Gedanken klar kommen. Ich musste damit klar kommen, dass ich doch mehr für ihn empfand, als ich ursprünglich dachte.
Auch wenn es vielleicht schwierig werden würde, war ich dazu bereit, mich darauf einzulassen. Schließlich war jetzt eh alles anders als vorher und wir könnten es ja langsam angehen lassen.
Aber bevor etwas derartiges passieren konnte, musste ich mit ihm reden. Ich musste ihm erklären, dass ich überrascht war und was ich fühlte.
Ich war nie besonders gut darin gewesen, aber ich musste es tun. Denn ich war es ihm schuldig.

Als es klingelte sprang ich auf, nahm meine Sachen und stürmte zur Tür. Ich ignorierte das Gemecker meines Lehrers, denn ich hatte wirklich andere Probleme. Hektisch lief ich zum Haupteingang der Schule. Ich musste Calum abfangen und wenn ich mich beeilte, würde ich ihn noch erwischen. Achtlos schob ich die jüngeren Schüler beiseite, die mir den Weg versperrten. Warum musste man auch mitten im Gang stehen? So was nervte mich dermaßen.
Als ich aus dem Gebäude lief, erkannte ich Calum in der Ferne. Er stand vor der Schule und zündete sich gerade eine Zigarette an. Anschließend setzte er sich in Bewegung. Fuck. Ich lief ihm hinter her, was wahrscheinlich ziemlich bescheuert aussah, da meine Tasche sich als deutliches Hindernis bemerkbar machte.

»Calum!«, rief ich, als ich nah genug dran war. Calum blieb stehen und drehte sich um. Allerdings wandte er sofort den Blick ab, als er mich sah und ging stur weiter. Ich seufzte und lief die letzten Meter etwas schneller.

»Calum bitte. Ich muss mit dir reden.«, sagte ich außer Atem und zupfte leicht an seinem Ärmel. Er drehte sich zu mir und zog an der Zigarette, bevor er mich ansah. Er war müde. Unter seinen Augen machten sich dunkle Augenringe bemerkbar. Außerdem rauchte er nur in extremen Stresssituationen.

»Was ist?«, fragte er harsch und pustete den Rauch aus. Er zeigte mir die kalte Schulter. Ich holte tief Luft.

»Es ist wegen Samstag.«, setzte ich an. »Ich muss mit dir darüber reden, was passiert ist.«

»Dann rede.«, sagte er und zog ein weiteres Mal an der Zigarette. Ich schaute unruhig hin und her und biss nervös auf meine Unterlippe.

»Okay... Ich weiß die ganze Sache ist sehr schwierig und ich möchte wirklich nicht, dass unsere Freundschaft deshalb kaputt geht, aber...«

»Danke. Das reicht. Ich weiß, was du sagen willst... Vielleicht wäre es besser, wenn wir erst mal keinen Kontakt mehr haben. Ich kann das einfach nicht. Sorry.«, unterbrach er mich kalt. Calum drehte sich um und ging. Ich war sprachlos und starrte ihn mit offenem Mund an, während er sich immer weiter von mir entfernte.

»Lass mich doch wenigstens ausreden!«, rief ich verzweifelt. Allerdings war meine Stimme viel zu dünn, weshalb er mich nicht hörte. Und wenn er es doch tat, interessierte es ihn nicht.
Er wusste doch gar nicht, was ich sagen wollte. Woher wollte er wissen, dass das ganze damit enden würde, dass ich ihn zurückwies?
Ich schaute ihm weiter hinterher, und spürte wie ich immer trauriger wurde, bis mir letztendlich die Tränen in die Augen stiegen.

Calum

Ich wusste es. Ich wusste, dass sie nicht das gleiche fühlte wie ich und ich habe es auch immer gewusst. Für sie war ich nur der beste Freund, der nie mehr werden konnte. Wahrscheinlich war ich einfach nicht gut genug für sie.
Es tat weh, sie jetzt stehen zu lassen. Aber es war besser so. Für mich und für sie. Es konnte nicht mehr so sein wie vorher. Ich hatte es kaputt gemacht. Und sie hatte mich nur noch mehr verwirrt, als sie zuließ, dass ich sie küsste. Das gab mir nur die Hoffnung, dass es vielleicht etwas bedeuten würde. Aber anscheinend war das alles umsonst gewesen und sie wollte nur ein bisschen Spaß haben... oder was auch immer.
Mit zusammengebissenen Zähnen schmiss ich die Zigarette weg und blickte gerade aus. Ich wusste, dass sie mich noch anstarrte. Ich konnte ihren Blick in meinem Rücken spüren. Aber ich war nicht dazu in der Lage, mich umzudrehen. Ich konnte nicht in ihr Gesicht schauen, nur um zu sehen, dass ich sie gerade zutiefst verletzt hatte. Aber vor allem wollte ich nicht, dass sie sah, dass sie mich verletzt hatte.

Heartbreak Girl || C.T.HWhere stories live. Discover now