28.

26.9K 962 42
                                    

Mein Blick streifte Ty's, seine Miene war starr.

,,Vater,...ich kann nicht einfach mitkommen. Ich will erst darüber nachdenken.", teilte ich meinen Entschluss fest.

,,Die Jäger werden nicht zögern anzugreifen und wenn sie es tun, sollte jeder unserer Art beten, dass sie einen nicht in die Finger bekommen. Ich geb dir Zeit um dich zu entscheiden, allerdings solltest du nicht zulange zögern.", erwiderte er nur gleichgültig, dann nahm er sich seine Tasche die er an der Eingangstüre abgestellt hatte und ging in sein Schlafzimmer, oder besser gesagt das Gästezimmer.

Die Tür schlug zu und ich war wieder mit Ty allein in dem Raum. Eine Weile sagte keiner was, stumm hing ich meinen Gedanken nach, ich konnte immer noch nicht fassen das sie hier sind, die Vampirjäger.
Seine Stimme riss mich schließlich aus meinen Überlegungen.

,,Du solltest mit ihm mitgehen."

Ich sah ihn entgeistert an, hatte er mich gerade wirklich dazu aufgefordert zu gehen? Eine Fernbeziehung zu führen, wenn man das so nennen konnte, schließlich war ich mir nicht mal sicher was genau wir momentan eigentlich waren.
Sein Blick war starr auf den Boden gerichtet und verriet nicht im geringsten was über seine Gefühle.

,,Wenn du auch mitkommst.", antwortete ich, als er noch immer keine Anstalten dazu machte sein Standpunkt auszuführen.

Diesmal war er an der Reihe mich überrumpelt anzuschauen, entweder war ihm das noch gar nicht in den Sinn gekommen oder er fand es so absurd das er es gedanklich gleich wieder verworfen hatte, was auch immer es war, aber mit dieser Entgegnung schien er wirklich nicht gerechnet zu haben. Mich selbst kostete es einiges an Überwindung das auszusprechen, denn das war mehr als nur eine kecke Erwiederung, ich wünschte mir wirklich das er mit mir mitkam. Was ich da sagte war eine Bitte an ihn, bei der ich die Befürchtung hatte er würde sie mir nicht erfüllen.

,,Cry...ich...kann nicht mit dir kommen.", murmelte er zögerlich. Für einen kurzen Moment sah er mich direkt an, in seinen Augen lag eine stumme Entschuldigung, dann rutschte sein Blick an die Decke, seufzend fuhr er sich mit seiner Hand über den Nacken. ,,Mein Rudel braucht mich."

,,Ich brauch dich. Dein Rudel kommt auch mal ohne dich klar. Bis jetzt bist du doch noch kein Alpha und was ist mit dem Betawolf? Bitte Ty lass mich nicht allein."

,,Niemals, ich bin immer da, okay? Geh nur dieses eine Mal mit deinem Vater, bring dich in Sicherhei und wenn du zurückkommst dann gehöre ich wieder ganz dir.", versuchte er verzweifelt mich umzustimmen.

,,Warum? Warum tust du uns das an, wir sind keine zwei Tagen zusammen!"

Ty fuhr sich in die Haare und zog so sehr daran das ich Angst hatte er würde sie sich rausreißen. Er war am Ende seiner Geduld, ein leises knurren entfloh ihm und er wandte sich wütend ab. Ich sah wie sich seine Schultern hoben und senkten bei dem Versuch sich zu beherrschen. Woher kam denn aufeinmal dieser Stimmungsumschwung?

Als er sich wieder einigermaßen im Griff hatte hob er auffordernd die Hand und schlug vor ein bisschen spazieren zu gehen.

,,Ty ich will wissen was los ist.", entgegnete ich, seine langsam sinkende Hand ignorierend.

,,Ich erklär es dir draußen, hier drinnen fühl ich mich immer so...eingesperrt.", murmelte er nachdenklich.

Wir zogen uns Schuhe an und liefen raus, nachdem wir ein Stück schweigend nebeneinander hergelaufen waren fing er an zu reden.

,,Als ich jünger war, so um die elf, zwölf Jahre da haben einige unserer Rudelmitglieder die auf Patrouille waren einen fremden Geruch aufgenommen. An sich ist das nichts unnormales, oft durchqueren andere Wölfe unser Gebiet. Doch der Geruch tauchte immer und immer wieder auf, manchmal bei den Leichen brutal zerfetzter Tiere. Es waren vier Rogues, wilde Geschöpfe, eine Mischung aus Mensch und Tier, die das abgerichtet hatten. Sie wandeln nicht zwischen diesen beiden Formen sondern haben Elemente von beiden. Sie passen nirgends hinein, können sich nur schwer verständigen und ermorden oft neben Tieren auch Menschen, am öftesten jedoch Werwölfe. Niemand weiß wieso aber aus irgendeinem Grund treibt ihr Instinkt sie immer wieder in die Gebiete in denen sich Rudel befinden. Es heißt unser Geruch macht sie verrückt, er bringt sie zum durchdrehen, in ihrem Kopf steht dann nur noch das Verlangen zu jagen und zu töten.
Niemand unseres Rudels wusste um wen es sich handelte, die Unterschiede zwischen den Gerüchen unserer Arten zu finden ist nicht einfach da jeder Wolf, zumindest zum Teil, einen etwas anderen Geruch hat. Mein Vater tat nichts, er dachte die Wölfe würden weiterziehen. Viel zu spät erkannten wir welche große Gefahr uns tatsächlich drohte. Meine Mum und ein anderes Rudelmitglied starben wegen dieser Unachtsamkeiten. Sie liefen einwenig durch den Wald suchten neue Plätze um die jungen Wölfe zu trainieren im jagen und verteidigen. Die Rogues griffen an, sie waren zuviele meine Mutter hatte keine Chance. Sie rief das Rudel zur Hilfe, doch bis die ersten eintrafen war es zu spät. Beim Kampf wurde ein Wolf schwer verletzt, zum Glück heilen wir relativ schnell, sonst wäre er auch gestorben. Ich selbst habe auch Narben davon getragen, sichtbare als auch unsichtbare.", sprach Ty stockend und mit einem verräterischen glitzern in den Augen. Unerwartet schob er plötzlich sein T-shirt ein Stück nach oben. An seiner Seite sah man die langgezogenen, krallenartigen Narben die ich schon öfters gesehen hatte, allerdings nie dazu gekommen war danach zu fragen woher er sie hatte. ,,Die physischen Schmerzen die mir diese wilden Wölfe zugefügt haben, waren nicht mal halb so schlimm wie die, die sie mir mit der Ermordung meiner meiner Mutter zugefügt haben. Mein Dad hatte mit ihrem Tod seine Mate verloren und das Rudel seine Luna. Das ist....unverzeilich."

Stumm sah ich Ty an, ich hatte keinen Zweifel daran das die Taten der Rogues mit deren Tod vergolten wurden und auch wenn womöglich er selbst einen von ihnen getötet hatte, konnte ich es ihm nicht übel nehmen, denn sie waren seinen Erzählungen zufolge nicht nur völlig abnormal sondern auch....unmenschlich.
Die Frage war nur was hatte das mit der Tatsache zu tun das er mich nicht begleiten wollte?

,,Hast du deswegen das Gefühl bei deinem Rudel bleiben zu müssen? Weil du sie beschützen musst falls die Rogues wieder kommen?", fragte ich vorsichtig. Ich wollte ihm mit meinen Vermutungen nicht zu nahe kommen.

Ty's Blick der bis eben noch irgendwo in der Ferne gegangen hatte flog wieder zurück zu mir.

,,Was? Nein....Ja, doch. Naja...also diese Kreaturen leben auch in einer Art 'Rudel', und in den letzten Jahren hat es immer wieder versucht sich zu rächen für die die wir umgebracht haben. Oft nur kleine Angriffe, mit jeweils zwei oder drei Wölfen ihrerseits, welche wir leicht unterschlagen konnten. Aber es gibt Gerüchte, das sie sich Verbündete suchen, so werden sie um einiges stärker und zahlreicher. Ob die Verbündeten ein feindliches Rudel oder noch mehr Rogues oder etwas komplett anders sind, weiß niemand.
Jedenfalls gab es darum in den letzten Tagen große Aufruhr und heute morgen, als ich nicht im Unterricht war, gab es eine ziemlich anstrengende Besprechung darüber."

Ich erinnerte mich an heute Morgen zurück, Dean und Ryan hatten etwas von einer Versammlung gesagt, die Lage war wohl ziemlich ernst.

,,Wann werden sie angreifen?"

,,Keine Ahnung, villeicht noch heute, vielleicht erst in einem Monat. Das ist das Schwierige, niemand weiß etwas genaues, nur Gerüchte und Vermutungen. Verstehst du jetzt warum ich hier nicht weg kann? Ich darf jetzt nicht gehen ich muss da sein und meinem Rudel sagen was sie machen sollen, ich muss das sehen was mein Vater übersieht und ein Vorbild sein. Wenn ich gehe sieht es so aus als würde ich weglaufen und das darf es nicht. Keine einzelne Sekunde soll irgendjemand aus dem Rudel denken, wir könnten gegen diese Monster verlieren, denn das werden wir nicht. Nur eines ist klar, in jedem Kampf gibt es Verletzte und Tote, so wird es die auch in diesem geben und ich würde es nicht überleben wenn du dazu zählen würdest. Ich will das du mit deinem Vater gehst damit du in Sicherheit bist. Ansonsten finde ich keinen ruhigen Moment.", antwortete er und blickte mir dabei tief in die Augen.

Mir wurde genau in diesem Moment plötzlich klar, dass obwohl er mit seinen Worten versucht hatte mich zum fortgehen zu bewegen, er genau das Gegenteil bewirkt hatte. Ich würde bei ihm bleiben, egal wie gefährlich es war. Mir blieb gar nichts anders übrig, denn mein Herz hatte diese Entscheidung schon längst getroffen.

______________________________________

Hey,
hier nach langer Zeit das nächste Kapitel. Ich hab jetzt beschlossen jeden Mittwoch und Sonntag ein neues Kapitel rauszubringen. Mal schauen wie das so klappt xD
<3

PS.: Sorry das ich meine Meinung die ganze Zeit ändere, mal sag ich ich aktualisier jeden zweiten Tag, dann wieder vollkommen unregelmäßig. Das ist mein erstes Buch und ich schau gerade einfach wie es für mich am besten passt, hoffe das macht euch nicht zuviel aus.

Vamp MateWhere stories live. Discover now