33.

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Ich erwiderte seinen Kuss sofort und obwohl wir höchstens eine halbe Stunde 'getrennt' waren, kam es mir so vor als wären wir Monate lang kein Paar mehr gewesen.
Ty zog mich auf sein Bett zu. Dort angekommen löste er seine Lippen, für einen kurzen Moment, von meinen, diese Zeit nutzte er um mich an der Taille zu packen und aufs Bett zu werfen. Sofort war er wieder über mir und machte dort weiter wo wir aufgehört hatten.
Er löste seinen Mund von meinem und fuhr damit sanft zu meinem Ohr.

,,Ich liebe dich.", hauchte er.

Zuerst nahm ich gar nicht war was er sagte, da ich viel zu abgelenkt von seiner Nähe, seiner Wärme und seiem Geruch war. Doch dann drangen seine Worte zu mir durch. Er liebte mich! Ich spürte die Bedeutung und die Aufrichtigkeit in seinen Worten. Die unterschiedlichsten Gefühle tobten durch mein Innerstes. Wie als würde ich mitten in einem Hurrikan aus Liebe stehen.

Ty's leises Lachen riss mich aus meinem inneren Gefühlssturm.

,,Da deine Gefühle gerade zu einem undeutbaren Wirrwarr zusammengeklumpt sind, und du nicht so aussiehst, als würdest du das noch durchblicken, vermute ich du brauchst noch etwas Zeit mit der Antwort.", raunte er schmunzelnd, aber die Enttäuschung in seiner Stimme war deutlich raus zu hören.

,,N...nein", erwiderte ich, und war genauso überrascht wie er. Aber es stimmte, ich brauchte nicht noch mehr Zeit um zu überlegen. Ich wusste was ich für ihn fühlte und ich stand dazu. ,,Ich liebe dich auch."
________

Ich sah auf Ty's schlafendes Gesicht. Nachdem wir noch ein wenig geredet und gekuschelt hatten, waren wir nach unten gegangen und er hatte sich was zu Essen gemacht. Anschließend waren wir ein wenig durch den Wald spazieren gegangen. Andere Rudelmitglieder hatten wir dabei gemieden. Wir wollten einfach zusammen ein wenig Zeit genießen und alles vergessen was heute schief gelaufen war. Und das war nicht gerade wenig...
Eine halbe Ewigkeit hatten wir uns am Abend einfach nur Filme reingezogen und Süßes gegessen. Obwohl ich es nicht brauchte und es mir ehrlich gesagt auch nicht so schmeckte, hatte ich mir das ein oder andere Popcorn trotzdem reingesteckt. Irgendwann war Ty nur noch am gähnen gewesen und obwohl er felsenfest behauptete das er nicht müde sei, hatte ich ihn überreden können zu schlafen.

Und jetzt lag ich hier, um die fünf Stunden später, in einem von Ty's, mittlerweile völlig zerknitterten Hemden und starrte abwechselnd die Decke und dann wieder ihn an. Ich wusste nicht genau was ich jetzt machen sollte. Einschlafen würde ich nicht mehr, dessen war ich hundertprozent sicher, und ihn aufzuwecken erschien mir irgendwie ziemlich unfair, immerhin hatte er seinen Schlaf nach so einem Tag echt verdient. Natürlich gab es noch die Möglichkeit nach Hause zu gehen, allerdings verwarf ich diesen Gedanken gleich wieder, ich werde ihm das bestimmt nicht nochmal antun. Blieb also nur eins übrig: warten, so wie ich es seit etwa 30 Minuten tat. Doch das war leichter gesagt als getan. Wenn ich ihn anschaute fühlte ich mich wie ein gruseliger Stalker und die Decke anzusehen war echt langweilig. Letztendlich blieb mir wohl nur noch die Uhr auf seinem Nachttisch zum anschauen. Ich war mir ganz sicher das diese letzte Nacht nicht hier gestanden hatte....

Es war gerade 5:14 Uhr, stellte ich genervt fest. Bedeutete ich würde hier vermutlich noch eine ganze Weile liegen. Ich schaute dem Sekundenzeiger zu wie er sich langsam über das Ziffernblatt quälte und merkte wie meine Gedanken abschweiften.
Ich hatte Ty vorhin gesagt das ich ihn liebte, aber stimmte das? Weiß ich überhaupt was Liebe ist?
Noch nie habe ich zu jemandem gesagt das ich ihn liebte. Meine Mutter starb schon bei meiner Geburt und mein Vater war so gefühlsvoll wie ein Stein, da gab es nicht viel zu lieben. Schon oft hatte ich mich gefragt, wie ich überhaupt entstehen konnte. Also nicht vom Körperlichen her, das war mir schon klar. Bienchen und Blümchen und so. Aber um ein Kind zu haben, muss man sich doch irgendwie auch lieben, oder zumindest mögen, was bei meinem Vater so ziemlich unmöglich war. Aber irgendwie glaubte ich genauso wenig das ich ein Unfall war und sie bei einem One Night Stand einfach vergessen hatten zu verhüten. Es war zwar das Naheliegendste, aber ich hatte einfach das Gefühl das es so nicht war.

Ich drehte mich wieder zu Ty. Er sah echt süß aus wenn er schlief. Auf dem einen Arm hatte er seinen Kopf und der andere lag locker um meine Hüfte.
Ganz langsam, aus Angst ihn aufzuwecken, hob ich meine Hand und fuhr sanft über seine Wange. Sie war ganz weich, was darauf hindeutete das er sich vor nicht allzu langer Zeit rasiert hatte. Ich ließ meine Hand zu seinen leicht geöffneten Lippen gleiten, die vor ein paar Stunden noch auf meinen gelegen hatten. Mein ganzer Körper zitterte wenn ich daran zurück dachte. Es gab kein besseres Gefühl als ihn zu küssen, dessen war ich mir sicher. Einen Moment lang spielte ich wieder mit dem Gedanken ihn aufzuwecken, aber bevor ich mich dazu hinreißen ließ, beschloss ich, mich stattdessen ein wenig in diesem großen Haus umzusehen.
Leise und darauf bedacht Ty nicht aufzuwecken, löste ich mich aus seinem Griff und stand auf. Ich zog mich nicht um, da es wirklich noch sehr früh war und ich nicht glaubte jemandem zu begegnen. Mein Plan war einfach: Ein bisschen rumlaufen und wieder da sein bevor Ty aufwachte.

Vorsichtig öffnete ich die Tür und tapste Barfuß auf den dunklen Flur. In der Mitte des Gangs lag ein Teppich der sich angenehm weich unter meinen Sohlen anfühlte. Während ich weiter lief kam mir eine verrückte Idee. Was wäre wenn ich nochmals in das Büro von Ty's Vater gehen würde? Vage erinnerte ich mich, bei dem Gespräch gestern Bilder auf seinem Schreibtisch gesehen zu haben. Ich wusste noch wie ich mich gefragt hatte was wohl darauf zu sehen war. In dem Zimmer hatte alles so kalt gewirkt und so unpersönlich.....außer diese Bilderrahmen. Aber war es wirklich eine gute Idee nochmals in das Büro zu gehen? Andererseits was sollte passieren, alle schliefen?

Ich beschloss in das Büro zu gehen. Relativ schnell fand ich es, die riesige Holztüre war schwer zu übersehen. Eine Hand schon an der Klinke zögerte ich noch einen Moment. Tat ich wirklich das Richtige?
Ich drängte meine Zweifel zurück und drückte sie runter. Die Tür ließ sich mühelos öffnen, nur ein leises Quitschen war zu hören.
Noch immer etwas unsicher, ob ich nicht lieber gehen sollte, trat ich ein. Bedächtig näherte ich mich dem monströsen Arbeitstisch. Bei ihm angekommen knipste ich die alt aussehende Schreibtischlampe an, und ging um ihn herum. Sofort fielen mir die Fotos ins Auge. Insgesamt waren es zwei Stück. Auf beiden war die gleiche Frau abgebildet, die ich sofort als Ty's Mutter einordnete. Auf dem ersten Bild sah man sie im Wald, wie sie lachend an einem Baumstamm lehnte. Sie sah nicht in die Kamera, was vermuten ließ dass das Bild heimlich geschossen wurde. Sie hatte in ihren hellbraune Haare eine Blumenkette, aus Gänseblümchen. Bei jedem anderen hätte das klischeehaft und kindlich gewirkt, aber sie konnte man sich nicht ohne Blumen vorstellen. Eine ganz besondere Aura umgab sie, sie...strahlte geradezu Freude und Liebe aus sich heraus.

Auf dem anderen Bild waren sie und Kennedy gemeinsam zu sehen. Er hielt sie fest im Arm. Er im Smoking und sie in einem wunderschönen weißen Kleid. Es war an ihrer Hochzeit gemacht worden, das sah man gleich. Eine kleine Kapelle war im Hintergrund zu sehen und dahinter wieder ein Wald. Sie wirkten zusammen unglaublich glücklich. Mir fiel auf dass das Lächeln von Ty, seiner Mutter wie aus dem Gesicht geschnitten war. Die gleichen Lachfältchen, derselbe Ausdruck. Auf einmal durchzuckte mich eine schreckliche Sehnsucht nach ihm und ich beschloss zu ihm zurück ins Zimmer zu laufen.

Ich richtete mich auf und knipste die Lampe aus. Genau in diesem Moment hörte ich mit einem Mal das Knarzen der Tür und während meine Augen noch damit beschäftigt waren sich an die Dunkelheit zu gewöhnen, hörte ich eine Stimme, wenige Schritte von mir entfernt.

,,Was machst du hier?"

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Hey,
hier ist das mittlerweile 33(!) Kapitel. Ich hätte nie gedacht das ich wirklich mal so lange durchhält. Vielen Dank für eure Unterstützung.
Und wer denkt ihr, hat Carry im Büro erwischt?
<3

Vamp MateWhere stories live. Discover now