39.

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Der Junge den ich fast umgebracht hätte und den ich gehofft hatte, nie wieder zu sehen, um zu vermeiden das er sich an mich erinnerte, stellte sich nun also als der Zwillingsbruder meiner besten und einzigen Freundin heraus. Das war doch echt zum verrückt werden.

Um eine freundliche Mine bemüht, lief ich weiter.

,,Hallo Eric.", begrüßte ich ihn kurzangebunden.

,,Hi Carry, schön dich wiederzusehen.", erwiderte er, mit einem höflichen Lächeln.

Seine Worte jedoch ließen mich stutzen. 'Wiederzusehen'? Erinnerte er sich etwa daran wie ich....
Dann fiel mir aber ein das wir uns auch danach kurz mal unterhalten hatten, was mich wieder aufatmen ließ.

Wir setzen uns ins Auto und fuhren zur Party. Während der Fahrt, war das Radio ziemlich laut aufgedreht, trotzdem hörte ich leise wie sich Emily und ihr Bruder unterhielten.
Beim Club endlich angekommen stiegen wir aus. Ty wartete vor dem Eingang auf uns, zusammen mit ein paar anderen, unter ihnen Ryan, Dean, Ryan's Mate und noch ein Mädchen das ich nicht kannte, aber mir irgendwie bekannt vorkam.
Bevor ich zu ihnen lief, gab mir Emily kurz Bescheid das sie zusammen mit Eric noch kurz Freunde begrüßen würden, die auch irgendwo hier rumstanden.

,,Okay, ich geh schon mal zu Ty.", erwiderte ich und ging zu ihm.

Ty entdeckte mich sofort und zog mich, sobald ich in Reichweite war, in seine Arme. Er drückte mir einen kurzen Kuss auf die Lippen und wandte sich dann an seine Begleiter.

,,Die kennst du ja schon", fing er an und zeigte dabei auf Dean, Ryan und Vanessa, der Name von Ryan's Mate, wie mir soeben wieder eingefallen war. ,,Und das hier ist meine Schwester Selena.
Nick, Simon, Rita und Susan sind Rudelmitglieder, sie gehen auf unsere Schule."

Ich nickte jedem kurz zu, bevor ich fragte: ,,Wohnen die auch im Rudelhaus?"

,,Ja, allerdings nicht in dem gleichen wie wir, ihres ist etwas zentraler, am Rand der Stadt.", antwortete Dean sachlich.

Da Emily und Eric wiederkamen, konnten wir das Gespräch nicht weiterführen, stattdessen entschieden wir uns reinzugehen, oder besser gesagt uns anzustellen.
Wir kamen allerdings schneller rein, als ich angesichts der überdimensionalen Schlange, gedacht hätte.
Drinnen stellte ich fest das es wie in jedem anderen Club war, abgesehen davon das es heute wirklich brechend voll war, und man sich kaum von der Stelle bewegen konnte. Eindeutig nichts für Leute mit Platzangst. Zumindest gab es eine relativ hohe Decke, sodass sich die warme Luft, die durch die verschwitzte Menge an Menschen zur stande kam, oben sammelte.
Es kam einem vor, wie eine Scheinwelt, die ganzen Lichter, Menschen und diese schrecklich laute Musik ließen irgendwie alles wie in einem Fiebertraum wirken. Doch was noch viel schlimmer war, in diesem ganzen Chaos herrschte allein der Gedanke an die Nähe von Ty's Blut in meinem Kopf. Mir wurde schlagartig klar, was für ein Fehler ich mit meinem Kommen begangen hatte und das obwohl ich doch bemerkt hatte, dass etwas nicht stimmte.
Nun jetzt gab es genau zwei Szenarien wie dieser Abend verlaufen würde. Entweder ich würde im Laufe des abends von Ty's Blut trinken, mit oder ohne seine Erlaubnis, oder aber ich würde versuchen dem Drang zu widerstehen, indem ich vermied Ty zu nahe zu kommen.
Ich musste gar nicht überlegen welche Möglichkeit ich wählte. Von Ty zu trinken, kam seit gestern gar nicht mehr für mich in Frage. Nie wieder wollte ich ihm solche Schmerzen zufügen.

,,Ich hol uns ein paar Drinks. Bin gleich wieder da.", entschuldigte sich Ty und ging zur Bar.

Ich entschied die Zeit zu nutzen um seine Schwester besser kennen zu lernen, weshalb ich mich zu ihr drehte.

,,Hey Selena, richtig?", sprach ich sie an. ,,Du kommst mir irgendwie bekannt vor, haben wir uns schonmal gesehen oder ist das nur die Familienähnlichkeit?"

,,Nein, ich war in dem einen Club, du weißt schon, am Dienstag. Allerdings weiß ich nicht ob du mich überhaupt bemerkt hast. Du warst ja ziemlich...abgelenkt.", erklärte sie, mit einem leicht provozierenden Unterton.

Dienstag war der Tag an dem ich beim Tanzen fast die Beherrschung verloren hätte. Oh man, konnte ich eigentlich niemandem mehr begegnen, der nichts von meinen Fehlern oder den Leuten die ich, fast oder tatsächlich, ausgesaugt hatte, wusste?

,,Was meinst du mit abgelenkt? Von wem?", warf Emily wie auf Knopfdruck ein, und mir wurde bewusst welch ein Geschenk es war sie als Freundin zuhaben. Jemand der keine Vorurteile hatte und nichts über meine Ausrutscher wusste.

,,Ja genau Carry, was hat dich denn so in Besitz genommen?", fragte noch jemand anderes, wenn mich nicht alles täuschte, war es dieser Nick. Doch im Gegensatz zu Emily war seine Frage ganz und gar nicht ernst gemeint, was mir sein herablassendes Grinsen verriet. Er wollte mich einfach nur in die Ecke treiben. Aber das ließ ich nicht mit mir machen.

,,Von Ty, er war auch da.", redete ich mich geschickt raus. Es war nicht mal gelogen, auch wenn er eben erst später gekommen war.

Ich musste schon zugeben, dass mit dem 'Leute kennenlernen und für mich gewinnen' lief gerade überhaupt nicht gut.
Zum Glück kam Ty mit den Getränken. Nachdem er sie auf so einen Stehtisch neben uns abgestellt hatte, hielt er mir die Hand hin.

,,Lust zu Tanzen?"

Ich überlegte für den Bruchteil einer Sekunde. Vor den anderen abzulehnen, kam mir nicht klug vor, aber bei meinem unkontrollierbaren Hunger mit ihm zu tanzen, ebenfalls nicht.
Schließlich entschied ich mich doch mit ihm auf die Tanzfläche zu gehen, hauptsächlich deswegen weil ich bin diesem unangenehmen Gespräch weg wollte, und ergriff lächelnd seine Hand ergriff.

Ich treffe bekanntlich ja immer die falschen Entscheidungen. Deutlich bewusst wurde mir das, als er meine Arme nahm, sie an seinem Nacken platzierte und mich an der Hüfte eng an sich zog, sodass mich, wie hätte es auch anders sein können, nur noch wenige Zentimeter von seinem Hals trennten.

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Spät aber nicht zu Spät, das nächste Kapitel für euch :)
<3

Vamp MateWhere stories live. Discover now