》Kapitel 16 - Verschwunden《

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Es herrschte eine unangenehme Stille, während ich mit Stella im Park saß, der menschenleer war. Ich wartete gespannt darauf, dass sie sich bei mir entschuldigte, aber stattdessen hockten wir seit zehn Minuten stumm auf dieser Bank. Dabei hatte sie mich eingeladen. Sonst zögerte sie nie solange, um sich wieder zu versöhnen.
Es musste etwas ernstes sein.

"Na schön, es tut mir leid", entschuldigte sie sich endlich. Ich verschränkte meine Arme vor der Brust und erkundigte mich:"Was denn?"
Sie seufzte theatralisch und antwortete:"Dass ich dich als Verrückte dargestellt habe und geleugnet habe, dass der Samstag stattgefunden hat."
Zufrieden drehte ich meinen Kopf zu ihr herum. "Da es nun geklärt ist, verlange ich eine verständnisvolle Begründung, weshalb der Aufstand nötig war."
Sie biss sich auf die Lippe und knibbelte an ihren Fingern herum.
Ungeduldig sah ich sie an, bis sie dann endlich mit einer Antwort herausspuckte. "Man hatte mir aufgetragen, es dir erstmal vorzuenthalten, weil es zu früh ist."
Ich starrte sie gleichgültig an, da ich dachte, dass es nur nur ein Scherz sei, was sie mir gerade einzureden versuchte.
"Es ist die Wahrheit. Habe ich dich jemals angelogen?" Skeptisch verzog ich das Gesicht, da es noch vor kurzem war.
"Du verstehst das alles noch nicht. Der Zeitpunkt wird kommen, wenn deine Kräfte vollständig sind und du bereit bist", meinte sie und legte ihre Hand auf meine.

Ich rückte irritiert etwas von ihr ab und fragte:"Was ist mit euch los? Dieser attraktive Kerl hatte so etwas ähnliches gesagt, obwohl er mich überhaupt nicht kennt.
Ich bin ein ganz normaler Mensch ohne irgendwelchen Kräften, okay? Du kennst mich seit drei Jahren und willst mir jetzt einreden, dass ich irgendsoeine mächtige Person bin? Bin ich in Wahrheit eine Kronprinzessin oder was?"
Ich machte kopfschüttelnd eine wegwerfende Handbewegung, da es absolut lächerlich war.

"Nein, so einfach ist das nun auch wieder nicht. Ich sagte bereits, dass es zu früh ist. Oder vielleicht auch zu spät", stöhnte sie und warf ihre gestylten Haare nach hinten.
"Es ist kompliziert und ich verspreche dir, dass du es in naher Zukunft erfahren wirst."
Skeptisch schnalzte ich mit der Zunge:"Und seit wann läuft das alles schon? Was verheimlicht ihr mir?"
"Seit deiner Existenz natürlich. Wir können es dir noch nicht verraten. Es würde alles durcheinander bringen und wir haben einen Schwur geleistet. Niemand darf von deinen Fähigkeiten erfahren. Nicht einmal du selbst."

"Was besitze ich denn bitte für besondere Fähigkeiten? Wer hat denn bitte nach so einem dämlichen Schwur verlangt?"
Ich besaß keinerlei Fähigkeiten, die nicht an die Öffentlichkeit geraten dürften. Hauptsächlich durften meine beste Freundin und ein mir Fremder etwas über mich wissen, dass ich selbst nicht wissen darf.
Das ergab in meinen Augen keinen Sinn.

"Natürlich war es deine Mutter, die nach dieser Vorsichtsmaßnahme gebeten hatte. Könntest du jetzt bitte mit den Fragen aufhören. Der Tag wird sich dir noch bieten, wo du jemand anderen vollbombadieren kannst", äußerte sie sich schon leicht gereizt.
Entschuldigend hob ich die Arme und zischte:"Tut mir leid, dass ich nur etwas über mich erfahren möchte, dass man mir seit über sechzehn Jahren verschwiegen hatte. Was macht ihr überhaupt so ein kindisches Drama daraus?"

Genervt keifte sie zurück:"Es ist eben etwas einzigartiges und hat nichts kindliches an sich. Außer du findest es kindisch, wenn eine einzige Person die angebliche Macht besitzt, die Welt an sich zu reißen."
Empört rief ich:"Das ist nicht witzig! Ihr wisst etwas über mich, dass selbst ich nicht weiß. Mach daraus keinen Spaß!"
Sie verdrehte die Augen und schenkte ihrer Handtasche ihre Aufmerksamkeit.
"Claire, komm runter. Benimm dich nicht wie ein Kleinkind und sei nicht so dumm wie der Rest der Menschheit."
Während ich beinahe vor Wut platzte, frischte sie ihr Make-up auf, was mich nur noch rasender machte. Als würde es sie einen Dreck interessieren.

"Ich soll mich wie ein Kleinkind verhalten? Wer ist denn diejenige, die von irgendwelchen Fähigkeiten labert und behauptet, dass sie kein Mensch sei? Wer macht denn aus irgendeinem Geheimnis ein riesiges Drama und redet drumherum?"
Ich schüttelte gequält lächelnd den Kopf.
"Du hast sie nicht mehr alle. Statt mich als Verrückte abzustempeln, bist in Wahrheit du diejenige, die in eine Klapse gehört. Du meinst es wirklich ernst, dass du kein Mensch bist, huh? Was bist du dann?
Ein Alien?" Ich lachte bitter.

Allerdings zog sie lieber ihre Lippen nach, als sich mit mir zu streiten, weshalb ich einen kurzen Schrei herausließ. Mir wurde erst jetzt bewusst, dass die Sonne durch den vielen grauen Wolken bedeckt wurde und sich ein Nebel gebildet hatte. Auch die Temperatur schien gesunken zu sein.
"Du bist das Allerletzte", brummte ich und zog meine Knie an die Brust. Es war verdammt kalt geworden und der Nebel schien noch dichter zu werden, sodass ich nicht einmal mehr Stella neben mir erkennen konnte. Dabei war am Anfang, als wir den Park betreten hatten, noch typischer Frühling angesagt gewesen.

"Ich dachte, dass wir beste Freundinnen wären und wir uns alles erzählen könnten. Aber so wie es aussieht, habe ich mich geirrt. Du willst mir nicht einmal erzählen, was du über mich weißt", murmelte ich enttäuscht.
Statt Stellas Stimme zu hören, nahm ich überraschenderweise ein Zischen einer Schlange wahr und rückte erschrocken weg, sodass ich mit dem Hintern auf den Boden plumpste. Der Nebel war nun so dicht, dass ich nicht einmal meine eigene Hand vor Augen sehen konnte. Doch es war eine andere Substanz und dieser Nebel war viel dunkler.

"Stella?", flüsterte ich besorgt. Wieder war nur dieses bedrohliche Zischen zu hören, welches mir durch Mark und Bein ging.
Ich wartete vergeblich auf eine Antwort und spürte, dass etwas ganz und gar nicht stimmte.

"Mächtige Moux, du hast mir letztes Mal einen Verbündeten genommen und es ist nur fair, wenn ich das Lebenselixier einer deiner Nahestehenden nehme", gurrte eine Stimme, bei der ich versteifte. Ich kannte diese Stimme noch von Samstag. Es gehörte dem Freund des Franzosen.
"Du bist so schwach und verletzlich. Es dauert nicht mehr lange, bis du uns darum bittest, dich vom Leid zu befreien", versicherte er mir und lachte bösartig.
Es dauerte eine ganze Zeit lang, bis sein Lachen verebbte und sich der Nebel auflöste.

Und als ich mich vom Boden erhob und einen Witz über diesen Freak machen wollte, bemerkte ich die leere Bank.
Sie war im ganzen Park nicht auszumachen.
Panisch wollte ich schon die Polizei miteinbeziehen, dass sie nach diesem Irren Ausschau halten sollten, aber etwas hinderte mich daran.
Es war ein Instinkt, der mir sagte, dass es unnötig wäre und wir Menschen diesen Kranken nicht fassen könnten. Schließlich hatte er diesen merkwürdigen Nebel zustande gebracht. Möglicherweise hatte er sogar noch mehr Tricks auf Lager, gegen die wir Menschen keine Chance hatten. Zumindest nicht mit bloßen Händen.
Da ich mich bisher immer auf meinen Instinkt verlassen konnte, tat ich es auch jetzt und ließ das Handy zurück in meine ausgefranste Handtasche fallen, die selbstgemacht war.

Mit einer neutralen Miene marschierte ich aus dem Park und überlegte mir auf dem Weg nach Hause, was ich nun tun sollte.
Dabei versuchte ich, dass Spektakel im Park zu verdauen und gab meinen Augen die Schuld. In letzter Zeit war wenig Verlass auf ihnen, weshalb ich mir nicht den Kopf darüber zerbrach. Vielleicht hatten mir meine Augen nur etwas vorgespielt und Stella war vor Zorn nur davon stolziert.
Ich glaubte alles, aber nur ungern, dass ich mehr als ein Mensch war und etwas unmenschliches an mir hatte.
Doch man würde Beweise benötigen, um mich dazu zu überzeugen und erst dann würde ich mir Sorgen machen.
Solange alles unklar war, blieb mir Zeit, damit ich mich um wichtigeres kümmern konnte.

#qotd: Augenfarbe?
#aotd: Braun

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