》Kapitel 31 - Schlussstrich《

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Geistesabwesend blickte ich von meinem Balkon aus hinauf zu dem sternenbedecktem Himmel.
Dabei saß ich mit dem Rätsel auf meinem Schoß auf einer kleinen Couch, die ich schon von klein an besaß.
Seit drei Wochen war ich schon dem Krankenhaus entflohen und durfte seit erst zwei Tagen ohne einem Rollstuhl auskommen.

Meine Ferien hatte ich hauptsächlich damit verbracht, im Koma zu liegen und über das Rätsel nachzugrübeln. Ich hatte es auch schon im Internet eingegeben, aber es hatte mir nur angezeigt, dass es keine Suchergebnisse gefunden hatte.

Mir rannte langsam die Zeit davon und mein Geburtstag näherte sich mit jeder Sekunde.
Nur noch vier Monate und ich würde endlich einen Durchblick im ganzen Chaos haben.
Außer ich verkürzte die Zeit, indem ich mein Gehirn antrieb.

Mein Blick wanderte zu dem Zettel, den ich lange anstarrte, bis ich genug hatte und es zusammenfaltete. Seufzend steckte ich ihn in meine Hosentasche und umarmte ein Kissen.
Ich hatte genug andere Probleme, die ich zu beseitigen habe, die mich von Tag zu Tag quälten, statt mich nur auf dieses Unlösbare zu fokussieren.

Meine Mutter hockte seit meiner Rückkehr eingesperrt in ihrem Zimmer und hatte kein einziges Wort an mich verloren. Ich hatte sie nicht einmal in die Küche oder gar Badezimmer gehen sehen, was mich beunruhigte.
Zudem war die Sache mit Stella immer noch nicht geklärt, weil sie nicht ausfindig zu machen war.

Ich hatte mich in dem Rollstuhl auf den Weg zu ihr gemacht, was reine Zeitverschwendung gewesen war. Dafür hatte ich mir nur meine Hände wund gemacht und mich unnötig angestrengt.
Auf meine Nachrichten und Anrufe reagierte sie erst gar nicht, womit sie mich verzweifelt im Dunkeln tappen ließ. Mir blieb keine andere Wahl, als darauf zu warten, dass die Schule begann, wo ich auf sie antreffen würde.
Sie würde sich eine lange Predigt anhören müssen, denn ich konnte es nicht abhaben, wenn man mich ignorierte.

Es war ein herrliches Gefühl einfach dazusitzen und über alles nachzudenken. Ich konnte nicht einmal genau sagen, wann dieser ganze abwegige Tumult angefangen hatte.
Wenn ich nur so dalag und die Geschehnisse aussperrte, kam es mir so vor, als sei ich ein ganz normaler Mensch, wie jeder andere hier auf diesem Planeten.
Doch mein gesamtes Leben hatte sich verändert und war keinesfalls wie die der anderen.

Nichts war mir aus meinem alten Leben übrig geblieben, außer meinen Vorlieben.
Es war mir unglaublich schwergefallen, die letzten Trainingsstunden einfach ausfallen zu lassen, obwohl ich entlassen wurde.
Notfalls wäre ich sogar im Rollstuhl auf das Basketballfeld gerollt und hätte auf Rollen mitgespielt.
Bloß gab es da einen gewissen Menschen, der es mir verweigerte und den Platz als meinen Babysitter eingenommen hatte.

Wie aufs Stichwort rief mein persönlicher Babysitter:"Essen ist fertig!"
Dann betrat Andrew mit einem Tablett voll Essen den Balkon und stellte es auf den kleinen Tisch vor meinen Füßen ab.
Danach ließ er sich neben mir auf der Couch nieder und machte es sich gemütlich, als hätte er den ganzen Tag geschuftet.
Es war ungewohnt jemanden an der Stelle sitzen zu sehen, welches seit Monaten unbesetzt gewesen war.

Mit leerem Magen beugte ich mich nach vorne und stopfte mir kleine Häppchen in den Mund.
Andrew tat tatsächlich so, als wäre dieser vorgefallene Kuss nie geschehen, wofür ich ihm unfassbar dankbar war. Unser Verhältnis hatte sich kein Stück verändert, sondern wir benahmen uns wie zuvor auch.

Während ich aß, entging mir nicht, wie Andrew mich pausenlos betrachtete, als sei ich irgendein Porträt, dessen Bedeutung er zu entschlüsseln versuchte.
Allerdings ähnelte ich mehr einem offenen Buch.
Ein Blick in meine Augen reichte aus, um zu erkennen, dass mir etwas fehlte und ein Wort genügte, sodass derjenige die ganze Geschichte kannte.
Es war schließlich nicht selten, dass ein Elternteil starb oder das eigene Kind missbrauchte.
Davon gab es genug.
Wahrscheinlich würde ich nicht einmal unter die Millionen kommen, die ein schlechtes und schwieriges Leben hatten, dennoch heulte ich ständig und machte ein riesiges Drama daraus.

Shooting Star - MysteriousWo Geschichten leben. Entdecke jetzt