Erschrocken riss ich die Augen auf und mein Herz setzte für einen kurzen Augenblick aus. Unzählige Gedanken rasten mir durch den Kopf. Was machte Joanna hier? Wie würde sie darauf reagieren, mich zu sehen? Wusste sie überhaupt über diese Verbindung zwischen Logan und mir Bescheid?
Joanna bemerkte mich erst gar nicht, da sie viel zu sehr damit beschäftigt war, an dem Reisverschluss ihrer Handtasche herum zu nesteln. Ihre blonden Haare fielen ihr in sanften Wellen über die Schulter und umrahmten ihr herzförmiges Gesicht. In diesem Moment fiel mir auch ihre Ähnlichkeit zu Logan auf. Joanna hatte dieselbe gerade Nase, die gleichen ebenmäßigen Gesichtszügen, selbst das Haar schimmerte im hellen Sonnenlicht in demselben Goldton wie das Logans. Lediglich von der Augenfarbe unterschieden sich die beiden. Die Schönheit musste den Blacks wohl in den Genen liegen. Erst als Joanna von der Tasche abließ und den Kopf hob, blieb sie abrupt stehen. Ihre grünen Augen weiteten sich erstaunt, als sie mich erkannte
»Oh.« Kam es überrascht über ihre Lippen und ihre Brauen verzogen sich zu einer verwirrten Linie. Ich konnte förmlich sehen, wie die Rädchen in ihrem Kopf sich zu drehen begannen. Erneut glitten ihre Augen über mich hinweg und ich sah, wie ihr Kopf hochrot anlief, was man ihr jedoch nicht verübeln konnte. Welchen Eindruck musste es wohl in ihr erwecken, mich in Logans Küche anzutreffen, auch noch derart spärlich bekleidet.
»Ähm...«, schnell wandte sie sich ihrem Bruder zu. »Logan, ich... ich wusste gar nicht, dass du Besuch hast.« Logan neben mir war wie erstarrt und blickte aus großen Augen zu seiner Schwester rüber. Seiner Reaktion nach zu urteilen, wusste Joanna wohl eher nicht über uns Bescheid. Es war mehr als offensichtlich, dass Logan nicht die geringste Ahnung hatte, wie er mit dieser Situation umgehen sollte.
»Ja...«, Setzte er zu einer Antwort an, doch aus irgendeinem Grund wollte kein weiteres Wort mehr über seine Lippen kommen. Joannas Blick huschte wieder zu mir herüber und sie zwang sich ein leichtes Lächeln auf die Lippen.
»Du bist Drea, richtig? Wir haben uns gestern schon gesehen.« Sie trat näher und streckte mir unsicher den Arm entgegen. Benommen blickte ich hinab auf ihre mir dargebotene Hand. Dann ergriff ich sie und schüttelte sie nickend.
»Ähm ja... Drea ist richtig.« Entgegnete ich und verzog meine Lippen ebenfalls zu einem Lächeln, wenngleich ich mich furchtbar unwohl fühlte, Logans Schwester lediglich mit einem T-Shirt bekleidet gegenüber zu treten.
»Lukas' Schwester, oder?« Fragend sah sie mich aus ihren grünen Augen an. Kurz spielte ich mit dem Gedanken, die Frage zu verneinen, doch es hatte ohnehin keinen Sinn zu lügen. Joanna hatte mich bereits gestern mit Lukas zusammen gesehen.
»Ja, das bin ich.« Bestätigte ich und warf einen Blick über die Schulter zu Logan. Der schien langsam wieder aus seiner Starre zu erwachen und sprang nun hastig von seinem Stuhl auf, um Joanna mit einer Umarmung zu begrüßen.
»Was machst du hier?« Fragte er und kam gleich zur Sache, wobei sein Tonfall meines Erachtens ein klein wenig zu harsch klang. Joannas Wangen färbten sich noch mehr und beschämt begann sie an den Henkeln ihrer Handtasche zu zupfen.
»Naja, wir waren zum Frühstück verabredet, aber du bist nicht gekommen. Ich hab mir Sorgen gemacht. Mr. Grayson hat mich hochgelassen.« Erwiderte sie und ihre Augen wanderten unsicher zwischen Logan und mir hin und her. Es war nicht zu übersehen, dass auch sie sich unwohl in ihrer Haut fühlte.
»Scheiße, das hab ich total vergessen.« Logan fuhr sich mit beiden Händen über die Augen. Er wirkte völlig überfordert mit der Situation, was so ganz und gar nicht zu dem stets beherrschten Logan passte.
»Kein Problem, Logan, ehrlich«, Joanna legte ihm beruhigend eine Hand auf die Schulter. Sie berührte ihn mit einer Vertrautheit und einer Wärme, die mir nicht entging. Einzig und allein anhand dieser schlichten Geste konnte man schon erkennen, dass die beiden sich unheimlich nahe stehen mussten.
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Please love me
RomanceDer erste Band der Please-Reihe! Eine Liebe gegen jegliche Vernunft. Herz gegen Verstand. Worauf würdest du hören? Vor zwölf Wochen war mein Leben völlig aus den Fugen geraten. Ich verlor meine Mutter und meine erste große Liebe. Beides an einem Tag...