Kapitel 3

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"Wilkommen", sagte Professor Trelawney. "Wie schön, euch endlich in der materiellen Welt zu sehen."
Harry kam sie auf den ersten Blick wie ein grosses, glänzendes Insekt vor. Professor Trelawney trat ins Licht des Feuers. Sie war mager; die riesigen Brillengläser vergrösserten ihre Augen um ein Vielfaches; um den Körper hatte sie einen schleierartigen, glitzernden Schal geschlungen. Unzählige Kettchen und Perlenschnüre hingen um ihren spindeldürren Hals, und ihre Arme und Hände waren mit Spangen und Ringen verziert.
"Setzt euch, meine Kinder", sagte sie, und die Klasse liess sich schüchtern und steif auf den Sesseln und Sitzpolster nieder Harry, Ron und Hermine setzten sich, genau wie James, Sirius und Peter, zusammen an einen der runden Tische.
"Wilkommen zum Wahrsagen", sagte Professor Trelawney, die sich in einen gefügelten Sessel am Feuer gleiten liess. "Mein Name ist Professor Trelawney. Ihr werdet mich wohl noch nie gesehen haben. Ich finde, dass der allzuhäufige Abstieg hinunter in das hektische Getriebe der Schule mein Inneres Auge trübt."
Niemand sagte etwas zu dieser erstaunlichen Erklärung. Professor Trelawney zupfte bedächtig ihren Schal zurecht und fuhr fort. "Nun, ihr habt euch also für das Studium des Wahrsagens entschieden, für die schwierigste aller magischen Künste. Doch ich muss euch gleich zu Beginn warnen: Wenn ihr nicht im Besitz des Inneren Auges seid, gibt es nur wenig, was ich euch lehren kann. Bücher führen uns auf diesem Felde nicht weit..."
Bei diesen Worten warfen Ron und Harry einen kurzen Blick auf Hermine, die ganz bestürzt schien ob der Neuigkeit, dass Bücher in diesem Fach nicht viel helfen würden.
"Viele Hexen und Zauberer, so begabt sie auch sein mögen, wenn es um lautes Brimborium und ekligen Gestank und plötzliches Verschwindenlassen geht, sind dennoch unfähig, in die verschleierten Geheimnisse der Zukunft einzudringen", fuhr Professor Trelawney fort, und ihre riesengrossen funkelden Augen wanderten von einem nervösen Gesicht zum andern. "Dies ist eine Gabe, die nur wenigen gewährt ist. Du, Junge -", sagte sie plötzlich zu Neville, der beinahe von seinem Sitzpolster fiel, "-geht es deiner Grossmutter gut?"
"Ich glaub schon", sagte Neville zitternd.
"An deiner Stelle wäre ich mir nicht so sicher", sagte Professor Trelawney, und das Licht des Feuers schimmerte auf ihren langen, smaragdbesetzten Ohrgehängen wider. Neville schluckte schwer. Gelassen sprach Professor Trelawney weiter:
"In diesem Jahr lernen wir die Anfangsgründe des Wahrsagens kennen. Im ersten Quartal deuten wir Teeblätter. Im zweiten behandeln wir das Handlesen. Überigens, meine Liebe", und wandte sich plötzlich an Parvati Patil, "hüte dich vor einem rothaarigen Mann."
Parvati warf Ron, der hinter ihr sass, einen verdutzten Blick zu und rutschte mit ihrem Stuhl vor ihn weg.
"Im Sommerquartal", fuhr Professor Trelawney fort, "werden wir uns den Kristallkugeln zuwenden-wenn wir bis dahin mit dem Feuer-Omen fertig sind. Denn leider wird der Unterricht im Februar durch eine Grippewelle unterbrochen werden. Ich selbst werde meine Stimme verlieren. Und um Ostern herum wird einer der hier Versammelten für immer gehen."
Ein sehr gespanntes Schweigen trat auf diese Ankündigung hin ein, wenn man mal von Sirius ab sah der sich vor lachen schier ausschütten wollte, doch Professor Trelawney schien es nicht zu kümmern.
"Würde es dir etwas ausmachen", sagte sie zu Lavender Brown, die ihr am nächsten sass und auf ihrem Platz zusammenschrumpfte, "mir die grösste silberne Teekanne zu reichen?"
Lavender, ganz erleichtert, stand auf, nahm eine riesige Teekanne vom Regal und stellte sie auf den Tisch vor Professor Trelawney. "Ich danke dir, meine Liebe. Ach übrigens, dieses Ereignis vor dem du dich fürchtest-es wird am Freitag, dem sechzehnten Oktober geschehen."
Lavender zitterte.
"Nun bitte ich euch, zu zweit zusammenzugehen. Nehmt euch eine Teetasse vom Regal dort drüben, kommt dann zu mir und lasst sie füllen, dann setzt euch und trinkt; trinkt, bis nur noch der Bodensatz übrig ist. Schwenkt die Tasse dreimal mit der linken Hand, stülpt sie auf die Untertasse, wartet, bis der restliche Tee abgelaufen ist, und gebt sie dann eurem Partner zum Lesen. Ihr könnt die Muster anhan den Seiten fünf und sechs in Entnebelung der Zukunft sicher leicht deuten. Ich werde an die Tische kommen und euch ein wenig helfen. Oh, und, mein Lieber-", sie packte Neville, der gerade aufstehen wollte, am Arm, "-wenn du die erste Tasse zerbrochen hast, wärst du dann so nett, eine mit blauem Muster zu nehmen? Ich hänge ziemlich an den rosafarbenen."
Und kaum hatte Neville das Regal mit den Teetassen erreicht, als auch schon das Kliiren zerbrechenden Porzellans zu hören war. Professor Trelawney huschte mit Schippe und Besen zu ihm hinüber und sagte: "Jetzt eine von den blauen, mein Lieber, wenn es dir nichts ausmacht...ich danke dir..."
Harry und Ron liessen sich die Teetassen füllen und gingen zurück an ihren Tisch, wo sie den brühend heissen Tee so rasch wie möglich tranken. Sie schewenkten die verbliebenen Teeblätter, wie Professor Trelawney gesagt hatte, dann tranken sie den letzten Rest aus und stülpten die Tassen um.
"Dann leg mal los", sagte Ron, während sie ihre Bücher aufschlugen, "was kannst du bei mir sehen?
"Eine Menge nasses braunes Zeugs", sagte Harry. Der schwer parfümierte Raum machte ihn schläfrig und liess sein Denken erlahmen.
"Erweitert euren Horizont, meine Lieben, und erlaubt euren Augen, über den schnöden Alltag hinauszusehen!", rief Professor Trelawney durch die Düsternis.
Harry gab sich einen Ruck.
"Hier hast du so ein schiefes Kreuz...", sagte er, das Buch zu Rate ziehend. "Das bedeutet, dir stehen 'Prüfungen und Leiden' bevor-tut mir Leid für dich-aber das hier sieht aus wie eine Sonne...wart mal...das bedeutet 'grosses Glück'. Also wirst du leiden, aber sehr glücklich sein..."
"Du solltest mal dein Inneres Auge untersuchen lassen wenn du mich fragst, sagte Ron und beide mussten sich das Lachen verkneifen, denn Professor Trelawney schaute gerade in ihre Richtung.
"Ich bin dran..." Ron lugte in Harrys Untertasse, die Stirn von Anstrengung gerunzelt. "Da ist eine Blase, sieht aus wie ein Hut-eine Melone", sagte er. "Vielleicht arbeitest du mal für das Zaubereiministerium..."
Er drehte die Untertasse in der Hand.
"Aber so sieht es eher wie eine Eichel aus...was ist das denn?" Er überflog die Seiten von Entnebelung der Zukunft. "'Ein unerwarteter Goldgewinn'. Toll, du kannst mir was leihen...und da noch was." Wieder drehte er die Untertasse. "Sieht aus wie ein Tier...ja, wenn das sein Kopf wäre... sieht aus wie ein Pferd...nein, ein Schaf..."
Professor Trelawney wirbelte herum, als Harry schnaubend auflachte.
"Lass mich das sehen, mein Lieber", sagte sie vorwurfsvoll zu Ron, schwebte herüber und schnappte ihm Harrys Untertasse aus der Hand. Alle verstummten und sahen zu.
Professor Trelawney starrte auf die Blätter und drehte sie dabei gegen den Uhrzeigersinn.
"Der Falke...mein Lieber, du hast einen Todfeind."
"Aber das wissen doch alle", flüsterte Hermine so laut, dass jeder es hörte. Professor Trelawney starrte sie an.
"Ja, ist doch wahr", sagte Hermine. "Alle kennen die Geschichte von Harry und Du-weisst-schon-wem."
Harry und Ron starrten sie mit einer Mischung aus Verblüffung und Bewunderung an. Nie zuvor hatte Hermine so zu einem Lehrer gesprochen.
"Nicht zu vergessen", sagte Seamus, "dieser Mann der aus Askaban ausge..."
"Halt die Klappe!", sagte Harry laut und warf einen bedeutungsvollen Blick zu Sirius.
Professor Trelawney zog es vor, nichts zu sagen. Wieder senkte sie ihre riesigen Augen auf Harrys Untertasse und drehte sie weiter in den Händen.
"Der Schlagstock...ein Angriff. Meine Güte, das ist keine schöne Tasse..."
"Ich dachte, das sei eine Melone", sagte Ron verdruckst.
"Der Schädel... Da wartet Gefahr auf dich, mein Lieber..."
Alle starrten wie gebannt auf Professor Trelawney, die die Untertasse noch einmal drehte, den Atem anhielt und dann aufschrie.
Wieder klirrte zerbrechendes Porzellan; Neville hatte seine zweite Tasse fallen gelassen. Professor Trelawney sank in einen freien Lehnstuhl, die glitzernde Hand ans Herz gepresst und die Augen geschlossen.
"Mein lieber Junge...mein armer lieber Junge...nein...besser, wenn ich es nicht sage...nein...fragt mich nicht..."
"Was ist es, Professor?", fragte Dean Thomas sofort. Alle waren aufgesprungen, scharrten sich langsam um Harrys und Rons Tisch und drängelten sich um Professor Trelawneys Sessel, um gute Sicht auf Harrys Untertasse zu haben.
"Mein Lieber", sagte Professor Trelawney und ihre Augen weiteten sich dramatisch, "du hast den Grimm."
"Den was?", sagte Harry.
Er sah, dass er nicht der einzige war, der nicht begriff; Dean Thomas sah ihn schulternzuckend an und Lavender Brown machte eine ratlose Miene, doch fast alle anderen, inklusive Ron, James und Sirius, klatschen entsetzt die Hände vor den Mund.
"Den Grimm, mein Lieber, den Grimm!", rief Professor Trelawney, die schockiert schien, weil Harry es nicht begriffen hatte. "Der riesige Gespensterhund, der in Kirchenhöfen umherspuckt! Mein lieber Junge, das ist ein Omen-das schlimmste Omen-des Todes!"

Hier ist das zweite Kapitel das abgeschrieben ist. Es ist um zu zeigen wie ich mir den Unterricht mit James und Sirius so in etwa vorstelle. In nächster Zeit werde ich den Unterricht eher kurz halten, da er euch wohl eher nicht interessiert.

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