5. Die anderen Kadetten

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Auf dem Weg zur Essensausgabe finde ich Dean wieder. Okay, zugegeben, es ist nicht schwer den dunkelhäutigen Riesen hier zu finden.
„Hey, Dean!"
Er dreht sich um.
„Lou! Und, welches Zimmer hast du?"
„53."
„Ich hab- Oh Mann, riechst du das?"
Er reckt seinen Hals, wodurch noch ein paar Zentimeter wächst und schnuppert. Bei seiner breiten Nase sieht das echt witzig aus.
„Was denn?" Mit gerunzelter Stirn versuche ich, herauszufinden, was er gerochen hat.
„Pizza!"
„Was? Ich riech gar nichts."
Er schnüffelt weiter und drängelt sich durch die Menge, während ich mich beeile, dem Trüffelschwein zu folgen.
„Doch, klar. Hefe, Tomate und Oregano. Eindeutig Pizza."
Erst kurz vor dem Speisesaal rieche ich es auch, allerdings kann ich das Zeug nicht auseinander halten.
„Wie kannst du das raus riechen?", frage ich ihn erstaunt.
„Ach, das konnte ich schon immer.", meint er leichthin.
„Ist es komisch?", fragt er verunsichert und sieht mich an.
„Äh... Gewöhnungsbedürftig? Aber faszinierend. Wieso?"

Er verzieht zweifelnd den Mund.
„Lass und erst was zu essen holen."
Auf Tischen steht einfach eine Pizza neben der anderen, unendlich viele und mit wahrscheinlich jeder erdenklichen Zutat. Zweifelnd sehe ich eine Pizza mit Zucchini und Apfel an, dann lade ich mir einen Teller mit Hawaii voll. Als auch Dean einen Stapel von Stücken auf seinem Teller hat, suchen wir uns einen Platz.
Ich gönne ihm ein Stück bevor ich frage:
„Also? Du wolltest mir was erzählen."

„Ach ja. Richtig."
Er wirkt irgendwie nervös. Aufmerksam sehe ich ihn an und er erzählt zögerlich:
„Also...ähm. Wo ich herkomme - aus Coast - war ich nicht besonders beliebt, weil ich alles Mögliche aus recht großer Entfernung riechen konnte. Also, wenn einer Schokolade dabei hatte oder gerade auf dem Klo war oder so. Und die einen hatten oft Kokain, deshalb hatten sie Angst, dass ich sie rieche in verpetze, also haben sie mich einfach zu einer Witzfigur gemacht."

Da sitzt also ein schokoladenfarbiger Riese mit einem Kreuz, das zweimal so breit ist wie meins, vor mir und erzählt, er war 'ne Witzfigur.
Was zur Hölle?

„Alle hatten Angst vor der Gruppe, deswegen haben sie sich von mir ferngehalten und mich auch verarscht. Sie haben mich Schnüffler genannt. Und fünf Jahre lang war ich Schnüffler, jetzt bin hier. Ich hoffe nur, dass mich hier keiner so nennt."

Sein Blick ist fast bittend. Glaubt der etwa, ich erzähl seine Story rum und verarsche ihn?

Ich lege den Kopf schief.
„Wie alt bist du, Dean?"
„Ich bin 18. Und du?"
„Eine Lady fragt man nicht nach ihrem Alter.", grinse ich und beiße in meine Pizza.
„Wenn diese Lady ein ganzes Stück Pizza auf einmal in ihren Mund stopfen kann schon."

Verärgert sehe ich ihn an. Ich rede ja selten mit anderen, deswegen bin ich noch nie so wirklich auf die Idee gekommen, dass es noch andere schlagfertige Leute gibt.

„Fiebfehn.", nuschele ich zwischen Teig, Ananas und Schinken hervor.
Er nickt und futtert seine Pizza ebenfalls weiter.
„Hast du keine peinliche Geschichte, Lou?"
Ich sehe ihn kurz fragend an, bis ich seine Frage kapiert hab.
„Äh, nein?"
Er will etwas sagen, wird aber von albernem Gekicher vom Nebentisch unterbrochen. Es kommt von dieser Clarissa. Sie sitzt auf dem Schoß von irgend so einem blonden Schönling, umgeben von weiteren Verehrern.

So kann man sich als Frau natürlich auch in der Army beliebt machen. Respekt ist allerdings was anderes als diese gierigen Blicke.
Ich verdrehe die Augen und sehe zu Dean, der auch nur abschätzig eine Augenbraue hochgezogen hat.
„Meine tragische Geschichte: Die ist bei mir im Zimmer.", seufze ich und ernte einen mitleidigen Blick.
„Oha. Ist sie so dumm wie ich denke?"
„Vermutlich."

Gerade machen wir uns wieder über unsere Pizza her, als Zoe vor unserem Tisch steht.
„Ähm, hey.", grüßt sie schüchtern.
Ich sehe auf.
„Hi. Magst du dich hinsetzen?", biete ich ihr an und sie nimmt dankbar Platz.

On the BattlefieldWhere stories live. Discover now