38. Nicht allein

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"Meinen Jet? Mit wessen Auftrag?"
"Mit meinem. Meine Freundin... steckt in Schwierigkeiten."
Skeptisch sieht Sarah mich an.
"In Schwierigkeiten? So schlimm, dass sie jetzt sofort deine Hilfe braucht?"
"Sie wurde entführt. Von den Steams.", antworte ich trocken, woraufhin Sarah nichts einfällt.

Vor sich hin murmelnd denkt sie nach, wobei sie hektisch hin und her läuft.
"Und du rettest sie? Befreist sie von den Steams?"
"Äh naja... Hab ich schon vor?"
Sie nickt.
"Okay, dann melde ich einen Sofortflug an, weil ich meine kranke Mutter besuchen muss und du stellst dein Team zusammen."
"Mein Team?", frage ich irritiert.
"Natürlich.", antwortet Sarah, "Du hast doch nicht vor das im Alleingang zu erledigen, oder?"
Schnell schüttle ich den Kopf.
Eigentlich hab ich mir darüber noch keine Gedanken gemacht, aber ich werde vermutlich schon Hilfe gebrauchen.

Schon als ich mich auf den Weg zu Dean, Luke und David mache, bekomme ich ein schlechtes Gewissen. Wir verschwinden einfach so, da die wichtigen Leute erst noch besprechen und abwägen würden, sie bräuchten ewig, wenn sie überhaupt ein Rettungsteam losschicken würden, und soviel Zeit habe ich nicht. Außerdem, wenn die Steams es auf mich abgesehen haben, will ich nicht wissen, was mit Zoe passiert, wenn unsere halbe Armee überraschend bei denen an die Tür klopft.
Wenn ich die Jungs dazu bringe, mitzumachen, machen sie sich meinetwegen strafbar. Und wo immer die Steams uns hinlocken, ganz ungefährlich wird das bestimmt nicht.

Aber selbst mir ist klar, dass ich da nicht alleine durch kann.
Ich weiß nicht mal, wo Zoe's Wohnung ist. Beziehungsweise die von Andy.

Als ich das Zimmer der Jungs stürme, sage ich ihnen nur, dass Zoe weg ist und wir sofort los müssen. Ohne Fragen kommt Bewegung in meine wunderbaren Freunde und sie schmeißen in erstaunlicher Disziplin ein paar Sachen in eine große Tasche, um auf eher unbestimmte Zeit verschwinden zu können.

Auf dem Weg zum Flugplatz erkläre ich ihnen, was los ist.
Zwar weiß von dem Jungs auch niemand, wo Zoe wohnt, aber Luke meint, er könnte über meinen Computer nachverfolgen, wohin mein Anruf ging. Genau das machen wir und dann bringt Sarah mein neues Team in die Luft und auf den Weg, um unsere Freundin zu retten.

Wieder von ihr ins Cockpit eingeladen setze ich mich auf den Platz den Co-piloten und warte darauf, dass sie mir etwas Neues erzählt oder mich fliegen lässt, doch sie starrt nur vor sich hin und beschäftigt sich mit der Maschine. Die Knöpfe und Schalter vor sich kennt sie in- und auswendig, aber selbst als wir bereits waagrecht mehrere Meter über den Wolken fliegen, schaltet sie nicht den Autopilot ein.

"Ist was?", frage ich irgendwann verwirrt, woraufhin sie ziemlich nervös wirkt.
"Ähm ja. Ich- also ich brauch was."
"Und zwar?", hake ich nach, als sie nicht weiterspricht.
"Nur so ein Teil. Ein - äh - rotes. Das ist in Kabine 2."
Immer noch verwirrt und etwas misstrauisch sehe ich sie an.
"Okay...", antworte ich gedehnt, "und welche ist Kabine 2? Ich hol's dir."
"Oh danke. Einfach den Gang hier entlang und dann gleich die erste Tür links."

Sie sieht mir nicht in die Augen, selbst nachdem ich aufgestanden bin und abwartend neben ihr stehen bleibe.
"Und sonst nichts?", frage ich erneut. "Nein, nur das.", antwortet sie zwar, starrt aber immer noch nach draußen, obwohl es da nur Blau und ein paar vereinzelte Wolken zu sehen gibt... so wie schon seit gut einer halben Stunde.

Aber gut, wenn sie nicht mit mir reden will. Was soll in der Kabine schon sein?
Schulterzuckend gehe ich aus dem Cockpit.
Vor der Tür von Kabine 2 sehe ich mich nochmal um, aber ich stehe einfach nur in einem leeren, engen Flugzeuggang. Tatsächlich gespannt drücke ich den Knopf neben der Tür, woraufhin sie zur Seite gleitet. Neugierig trete ich in den kleinen, spartanisch aber elegant eingerichteten Raum und sehe mich um. Alles ist weiß, also würde mir etwas Rotes sofort ins Auge stechen, deshalb sehe ich noch um die Ecke.
Auf dem Bett sitzt ein Mann.

On the BattlefieldWhere stories live. Discover now