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Es war Samstag.
Es war Gennas Party.

Endlich. Nicht, daß ich mich übermäßig darauf gefreut hätte, aber Zoe und Jane waren mir langsam auf den Keks gegangen, die seit dem Tag, als Genna die Party angekündigt hatte, von nichts anderem mehr sprachen.
Nervig!
Erst, als wir, und mit wir bezeichne ich jetzt mal Zoe, ihren Freund Jo, und mich, vor der Tür zum gerüchteumworbenen Partykeller standen, hörte Zoe auf, mich wie eine Wahnsinnige mit Wie wird die Party wohl sein und Wer wird wohl der Ehrengast sein und Wer wird wohl alles da sein zu nerven.
Auf die letzte Frage ergab sich schon vom Geräuschpegel eine klare Antwort: es waren alle Menge Leute da.
Jap, dachte ich, als ich hinter den anderen Beiden in einen überfüllten, von den Bässen der Musik lauten Flur trat, tatsächlich waren alle Menge da. Wenn nicht sogar die gesamte Schule. Wir drängten uns durch Gruppen, die schwatzend und Bier in den Händen haltend den Flur blockierten. Wir kamen nur langsam voran, und ich hatte das Gefühl, der Flur, von dem Zoe versprochen hatte, das er in den eigentlichen Partyraum führte, wäre schon so lang wie die gesamte Schule.
Überall ein Hey, Zoe! Oder ein Jo, Mann, du bist ja auch da! Plus Handgruß. Von überall kamen Leute her, die Zoe und Jo kannten und sie herzlich empfingen. Einmal hallte sogar für mich ein Gruß daher, ich erkannte einen von meinem Tisch in der Mensa und winkte flüchtig zurück.
Es war so voll! Und so laut! Wahnsinn. Ich war vollkommen überwältigt.
Noch überwältigter, als wir (endlich) im Partyraum waren, der noch lauter und noch voller war wie der Flur (was ich nicht für möglich gehalten hätte).
Ich kannte Genna zwar nicht, musste aber zugeben, daß sie sich mit ihrer Party ziemliche Mühe gemacht hatte: überall waren Girlanden und Konfetti, Lichterketten und Poster, und sogar ein Buffet, wo man kleine Snacks und Alkohol entnehmen konnte.
"Das wird ein Hammer Abend, Jade!", brüllte mir Zoe über die Musik zu, als sie stehen blieb.
"Leute, dahinten ist eine einigermaßen freie Ecke", Jo bedeutete uns beiden, ihm zu folgen.
Aber natürlich, natürlich, schafften wir es nicht bis dorthin, eher uns wieder ein Bekannter von den Beiden über den Weg lief.
In diesem Fall: ein Paar. Sie, eine gebräunte Blondine, er, ein hochgeschossener Schwarzhaariger mit einer auffallend krummen Nase, wie mir sofort auffiel.
"Hey, ihr Beiden!", rief Blondie und grinste breit. Sie torkelte ein bisschen, konnte nicht gerade stehen. Das Glas Bowle, das sie in der Hand hielt, war ganz sicher nicht das Erste.
"Schön hier, oder?"
Jo nickte. "Ja, ziemlich was los, oder? Wo ist denn Genna eigentlich?"
"Die is im Flur irgendwo", nuschelte der mit der krummen Nase, "vielleicht wartet die ja auf ihren speziellen Gast da."
"Ohja!", stimmte seine Freundin ihm zu, "bin mal gespannt, wer da kommt!"
"Ich schon die ganze Woche!" Zoe war sofort wieder Feuer und Flamme.
"Has' du schon Logan Hallo gesagt?", zischelte Krumme-Nase wieder, "der hat schon nach dir gefragt!"
Logan? Wer war das nochmal?
"Logan Tailor, der DJ. Von dem ich dir erzählt habe", sagte Zoe, als könnte sie meine Gedanken lesen.
Ach, den kannte sie sogar persönlich?
Ich nickte. "Ach, der."
"Gehen wir hin?", fragte Zoe Jo. Dieser deutete auf eine Clique von Jungs, die sich gerade am Buffet Bier einschenkten.
"Ist das okay, wenn ich lieber mal die da drüben begrüße?"
Zoe nickte. "Klar. Aber trink nicht so viel wie die. Sonst muss ich dich nachher nach Hause tragen."
Jo streckte die Zunge raus. "Ja, Mama."
Etwas pikste mich im Rücken. Ich fuhr herum.
"Eric!", rief ich erfreut, als ich ihn und Jane entdeckte.
"Hey", Eric grinste.
"Du musst unbedingt die Cherry-Banana-Bowle probieren, die Genna gemixt hat", empfahl Jane.
"Toll, also gehe ich alleine zu Logan, oder wie siehts aus?", Zoe sah mich amüsiert an, "Mir springen meine ganzen Begleitpersonen ab."
"Sorry, Zoe", ich hob entschuldigend die Schultern.
Sie sah nicht besonders verärgert aus, als sie ging.

"Sie ist eins A", versicherte mir Jane, als sie mir ein Glas mit einer hellroten Flüssigkeit in die Hand drückte.
"Werden wir sehen", ich nahm einen Schluck. "Stimmt. Sie ist echt lecker."
"Du müsstest mal meine Bowlen und Cocktails probieren, Jade", Jane lächelte, "ich bin das absolute Genie in Getränken. Ohne zu übertreiben."
Eric lachte. "Ich habe doch letztens probiert. Dieses... wie hieß dieser Drink? Dark irgendwas?"
"Dark Island. Selbst ausgedacht", betonte sie. "Mit Blut, extra für Werwölfe."
"Mhm', er grinste, "ich habe mich fast daran vergiftet."
"Hast du nicht", erhob sie Einspruch.
Sie diskutierten eine Weile. Währenddessen sah ich mich im Raum um. Unter den Umständen, das hier jede Menge Leute waren und die Beleuchtung nicht gerade begeisterungswürdig ausfiel, erkannte ich nicht besonders viele Leute.
"Colin ist auch hier, Jade", sagte Jane, als sie mich beim Rumgucken beobachtete.
Ich versuchte, möglichst gleichgültig zu nicken. "Aha."
"Da, Genna!", Jane deutete aufgeregt auf eine zierliche, aber ziemlich hübsche Brünette in einem feuerroten Kleid, das sich, umgeben von einer Clique Mädchen, einen Weg durch die Menge bahnte.
"Das ist Genna?", fragte ich.
Jane nickte. "Mhm. Eric, wie spät ist es?"
Er schaute auf seine Armbanduhr. "Fünf vor Neun, wieso?"
Sie verdrehte die Augen. "Du weißt nicht, was im Neun Uhr ist? Traurig. Du wenigstens, Jade?"
Sie sah mir schon an, das ich genauso wenig ein Plan hatte.
Sie schüttelte amüsiert den Kopf. "War klar. Ihr beide wisst absolut nix."
"Unsere Köpfe speichern nur Wichtiges", ich zwinkerte Eric zu, der mir verschwörerisch zulächelte.
Jane verdrehte die Augen. "Um neun Uhr...", sie senkte dramatisch die Stimme, "verkündet unsere verehrte Miss Genna Elve den Gast."
"Wie hätte ich das vergessen können", murmelte ich.
"Ja, wo ich dir das doch bestimmt hundertmal gesagt habe!"
Ich verkniff mir den Kommentar, das es mir sowas von egal war, wer da kam, weil Genna gerade die kleine Erhebung im Raum betreten hatte und das Mikro einstellte.
Als ein lautes Schrillen aus der Technik kam, wurde es, wie aus Zauberhand, plötzlich mucksmäusschenstill im Raum, so leise, das mir ein Schauer über den Rücken lief, weil es eben doch noch so laut gewesen war.
"Hey, Leute!", Genna grinste selbstbewusst in die Runde, so, als schien es ihr nichts auszumachen, das die gesamte Schule sie gerade anstarrte.
"Toll, das ihr alle hier seid! Und ein Dankeschön für all die tollen Geschenke, die ich bekommen habe. Mit dieser Rede wollte ich eigentlich auch das Buffet eröffnen", sie sah zur halb verwüsteten Theke rüber, "Aber das habt ihr ja offensichtlich schon selbst getan. Auch nett. Damit wird meine Rede kürzer, als ich es sowieso schon geplant hatte. Ich könnte euch jetzt nochmal mit einer Danke-Rede langweilen oder mit einem Abendablauf, aber eigentlich weiß ich, euch interessiert nur eins. Mein Versprechen. Ich habe euch schließlich gesagt, das mir die hohe Ehre, und dafür Danke ich an dieser Stelle doch noch mal, zuteil geworden ist, eine ganz, ganz besondere Person heute vorzustellen, die aufgrund Projekten hier in der Nähe eine Zeit lang im Internat hier wohnen wird.
Wer ist es?, fragt ihr euch ganz bestimmt. Ich will euch nicht länger quälen, Leute.

Damit rufe ich Folgende auf die Bühne - sagt Hallo zu..."

Woolf-Academy | WinterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt