Kapitel 9

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Die Zeit verging während ich einfach nur weiter auf die Stelle,wo er stand, starrte. Es nagte an mir, dass er alles stehen ließ und mich, seine Tochter, einfach allein ließ. Ob Mama wohl weiß, was mir zugestoßen ist? Wahrscheinlich nicht. Sherlock würde für sowas "unwichtiges" nicht anrufen. Eine Schwester betrat das Zimmer. Sie war mitte 20 und hatte ihre hübschen schwarzen Haare zu einen Zopf hoch gesteckt. Sie brachte mir ein Tablett mit Essen und sagte lächelnd:"Guten Appetit." Danach verließ sie das Zimmer wieder und es wurde so leise, dass man eine auf dem Boden fallende Stecknadel hören könnte. Mir war zum weinen zu mute, obwohl ich eigentlich nichts anderes hätte erwarten dürfen. Mein Hals schnürte sich zu, doch kurz bevor ich vollkommen in Tränen ausbrach wurde die Tür aufgerissen und mein mir sehr bekanntes Gesicht blickte mich mit weit aufgerissen Augen an. Meine Mutter stand leibhaftig und heftig atmend in der Tür. "Addison.", mehr brachte sie nicht heraus, denn sie brach in Tränen aus und lief langsam auf mich zu bevor sie sich an mein Bett kniete. Sie ergriff meine Hand und hielt sie ganz fest. Noch nie hatte ich sie so gesehen. Lange konnte ich ihr auch nicht ins Gesicht schauen, denn auch mir liefen langsam die Tränen die Wangen herunter. Und so verharrten wir eine ganze Weile einfach nur weinend. Aber auch dieser Moment verstrich und beruhigten uns. "Du hast toll gehandelt, Addison. Die Polizei hat mich verständigt und mir alles erzählt. Du weißt gar nicht wieviel Angst ich um dich hatte!", sie lächelte schwach. Also hat sie es durch die Polizei erfahren... "Tut mir leid.", ich wusste nicht was ich sonst antworten sollte. Für ein paar Minuten war es wieder ganz still. "Es war sicher ein weiter Weg bis hierher, oder?", versuchte ich das Gespräch wieder zum laufen zu bringen. "Du warst es mir wert!", sie lächelte und streichelte mir sanft über die Haare.

Nach drei langen Stunden, in denen wir über Gott und die Welt sprachen, musste sie sich wieder verabschieden. Es tat mir im Herzen weh aber sie versprach sobald sie konnte wieder her zu kommen. Bevor sie ging, kriegte ich aber noch eine Tasche mit Kleidung und anderen Krempel. Sie verschwand und mir wurde schnell wieder langweilig. Es war schrecklich warm im Zimmer und ich wollte aufstehen um ein Fenster zu öffnen. Dieser verdammte Atmet-die-Person-noch Schlauch hielt mich aber davon ab. Mir fiel nun auch endlich die Nadel in meiner linken Armbeuge auf, die zu einer Infusion führte. Seltsam, dass ich die noch nicht bemerkt hatte. Aber na gut ich hatte den Arm auch bisher kein bisschen bewegt... Es war also komplizierter aufzustehen als gedacht. Ich entschied mich also dagegen, obwohl ich bereits aufrecht saß und fischte vorsichtig nach der Fernbedienung um eine Schwester zu rufen. Es dauerte eine ganze Weile, da ich diese Fernbedienung erstmal garnicht fand. Es stellte sich heraus, dass sie direkt über meinen Bett hang. Der einzige Ort, wo ich nicht hin geguckt hatte. Sie fiel mir eigentlich erst auf als ich mich frustriert auf mein Bett fallen ließ. Feierlich drückte ich also den Schwestern Knopf und wartete. Ich musste geduldig warten, denn die Schwester ließ sich alle Zeit der Welt hier anzutanzen. Ich war mir schon fast sicher, dass ich den falschen Knopf oder einfach nicht richtig gedrückt hatte. Ich war kurz davor nochmal mit mehr Kraft den Knopf zu drücken, als ich dann ein klopfen hörte und tatsächlich eine Schwester das Zimmer betrat. Es war eine andere Schwester, als die, die mir das Essen brachte. Sie war blond mit grünen Augen. "Hallo. Ich wollte fragen, ob sie mir wohl das Fenster bitte öffnen könnten.", das war der Satz, den ich mir sorgfältig ausgedacht hatte, während sie so lange auf sich warten ließ. "Natürlich.", sagte sie lächelnd und führte meinen Wunsch auch sofort aus, "sonst noch was?" Ich überlegte kurz bevor mir tatsächlich was einfiel:" könnte ich das komische Beatmungsding ab bekommen? Mit dem Ding kann ich nämlich nicht aufstehen." Sie lächelte nun gequälter:" Das muss ich leider erst nach fragen und das könnte eine ganze Weile dauern.""Das ist vollkommen inordung!", kam ich ihr schnell entgegen. Und so verschwand sie wieder. Gelangweilt starrte ich auf die Decke. Da das Fenster auf war, konnte ich so wenigstens die Straße draußen hören und den Regen... Mir wurde schnell kalt und ich vergrub mich ganz unter der Decke bis nur noch mein Kopf raus guckte. Während meine Hände unter der Decke lagen, spürte ich plötzlich etwas kaltes, rechteckiges. Es war mein Handy. Wie es dort hin kam, blieb mir ein Rätsel, aber das war mir auch eigentlich egal. So hatte ich nun endlich eine Beschäftigung gegen die Langweile gefunden.

Die Tochter eines "besonderen" MenschenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt