Kapitel 1

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Ich gähne. Die Straßen sind leer. Es ist schon spät und ich gehe gerade nach meinem Ballettkurs nach Hause. Die Straßenlaternen spenden mir Licht und ich gucke auf mein Handy. Keine neuen Nachrichten. Ich stecke mein Handy wieder weg und konzentriere mich auf meinem nach Hause weg. Die Straße ist wirklich wie leer gefegt, dabei ist es gerade mal 22 Uhr. Etwas unwohl fühle ich mich doch. Immerhin bin ich ein Mädchen und Mädchen sollten abends nicht alleine herum laufen.

Plötzlich sehe ich einen Schatten. Verwundert drehe ich mich in alle Richtungen. Nichts zu sehen. Ich sehe nach Links und blicke aufs Dach. Ein Junge spaziert herum. Ist der lebensmüde? Was macht er da. Er bleibt am Ende vom Dach stehen. Der will doch nicht springen? Ich bleibe wie erstarrt stehen. Plötzlich wendet sich sein Blick zu mir. Blaue Augen starren in meine. Hat er mich gesehen? Aus Angst, gehe ich so schnell es geht weiter. Weg. Schnell weg!

Ich drehe mich noch einmal kurz um. Der Junge steht nicht mehr auf dem Dach und auf dem Boden liegt er auch nicht. Ich bin etwas erleichtert und irgendwie habe ich auch Angst. Wo ist er denn?

Wo auch immer er ist, so schnell würde er mich nicht einholen. Ein paar Straßen noch, dann bin ich in meiner Wohnung bei meinen Eltern.

Plötzlich springt eine Gestalt vor mir mit auffallenden blauen Augen. Ich erschrecke mich und zucke zusammen.

„Hey", sagt ein Junge schwarz gekleidet mit Kapuzenpulli. Ich sehe ihn skeptisch an.

„So hübsche junge Mädchen sollten abends aber nicht alleine herum laufen", sagt er mit einem fiesen Grinsen. Ich nicke. Sollte ich nicht. Auch nicht mit Fremden sprechen. Der Junge ist so alt wie ich, aber sicher um einiges stärker. Egal was er mit mir anstellen würde, er würde es mit Sicherheit schaffen.

„I-ich muss nach Hause", stottere ich.

Ich blicke hinter den Junge, ein großes Jubel und Geschreie ertönt. Einige Jungs laufen gerade die Straße entlang und klettern auf Schilder, Mistkübel und auf die Dächer. Alle sind dunkel bekleidet.

„Ich muss los. Pass auf dich auf!", sagt der Junge und rennt den anderen hinter her. Ich stehe wie angewurzelt da und sehe ihm zu, wie er sich mit sich mit Leichtigkeit auf die Dächer schwingt.

„Wow ...", sage ich fasziniert. Als er verschwindet, schüttle ich den Kopf. Was war das denn? Die Gangster aus Köln? Ich gehe noch schneller als davor nach Hause.

Zu Hause angekommen atme ich tief durch. Zum Glück ist nichts passiert.

You only live once (LochisFF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt