Ins Gebirge

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Mach zwei sehr anstrengenden Tagen wurde der Boden zunehmend hügeliger und bergiger. Das trockene Grasland verwandelte sich in einen Boden aus grauen Steinen und Geröll und trieb uns beinahe in den Wahnsinn. Immer wieder rutschten wir auf den Kieselsteinen aus und versuchten, uns irgendwo festzukrallen. Grasbüschel oder Baumwurzeln gab es allerdings nicht mehr.
Der Aufstieg auf den ersten Berg war beschwerlich. Julie hatte irgendwo über uns einen Pfad entdeckt, der uns hoffentlich einigermaßen sicher durch einen Teil des Gebirges führen konnte, aber diesen müssten wir erst einmal erreichen. Das kleine Mädchen konnte sich problemlos teleportieren und ich konnte uns enorme Steine und Felsbrocken aus dem Weg räumen, doch es dauerte dennoch mehrere Stunden, bis wir keuchend den Pfad erreichten. Ann hielt sich die Seite und setzte sich auf den Boden. ,,Also wenn das so weitergeht, dann steige ich aus", schnaufte sie und klopfte Staub aus ihrer Kleidung. ,,Meine Klamotten sehen schlimm aus." Ich lächelte und fing mir von Mary einen finsteren Blick ein. Ihre Augen waren immernoch verquollen und ihre Laune im Keller. Mein Lächeln erlosch. Nach einer kurzen Trinkpause setzten wir unseren Weg fort. Ich fragte mich, woher dieser Pfad kam, vielleicht war er von Kaninchen oder Bergziegen erschaffen worden. Wir waren auf jeden Fall keine Bergziegen, so wie wir den Pfad entlangtorkelten. Auch hier behalf ich mich meiner Magischen Kräfte und erleichterte uns den Weg ein wenig. Es wirde langsam Abend, die Sonne versank hinter den Berggupfeln und tauchte die Welt in einen orangeroten Schimmer. Wir setzten uns an eine Stelle, wo der Weg etwas breiter und weniger mit steinig war. Jeder aß etwas und trank ein paar Schlucke aus der Wasserflasche, dann holten wir unsere Schlafsäcke hervor. Wir waren zwar noch nicht sehr hoch, aber dennoch legte sich eine unheimliche Kälte über uns. Ich spürte, dass diese Berge das Terrain von Dalara waren. Mit diesem Gefühl versank ich in unruhige Träume.

,,Maaaaaann, wie lange geht dieser Weg denn noch?", nörgelte Ann am Nächsten Morgen. Wir waren schon wieder ungefähr zwei Stunden unterwegs und der Pfad führte uns im Zickzack durchs Gebirge. Immer wieder kamen wir an dunklen, feuchten Höhlen vorbei, aus denen merkwürdige Geräusche kamen. ,,Wir können alle nicht mehr, Ann", sagte Danielle. ,,Schließlich sind wir schon ungefähr zwei Monate unterwegs." ,,Bald ist das Schuljahr zuende", seufzte Julie. ,,Ich muss wahrscheinlich wiederholen." ,,Als ob", schnaubte ich. ,,Du konntest zwei Monate in der Wildnis überleben und hast gegen alle Nöglichen Monster gekämpft. Am Ehesten könntest du die zweite Stufe überspringen." ,,Ich will aber bei euch bleiben", meinte sie erschrocken und ich lachte. ,,Du kannst machen, was du willst, Julie. Das Parlament lässt dir freie Wahl." Die Kleine atmete erleichtert aus. Wieder blieben wir lange still. Auf der Reise war uns jeglicher Gesprächsstoff verloren gegangen, wir liefen nur noch schweigend nebeneinander her. ,,Leute, schaut mal!", rief Mary plötzlich aus. Ich folgte ihrem Blick und hielt die Luft an. Weit vor uns, auf einem riesigen Berg, stand Dalaras Festung. Schwarze Wolken brauten sich über ihr zusammen und tauchten das vor uns liegende Gebiet in tiefe Dunkelheit. Wir waren fast da.

The Quest - die Reisenden #wattys2016Where stories live. Discover now