9. Ein unpassender Moment und Flurgeister

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Lewis saß einfach regungslos an. Er sah mich noch nicht einmal an.

"Lewis?", fragte ich leise. "Lewis, du machst mir Angst.", fügte ich hinzu als er nicht reagierte.

"Was?", seine Stimme war kaum verständlich.

"Ich werde vielleicht sterben.", sagte ich sanft.

Sein Blick verhärtete sich noch mehr.

"Jetzt sag doch was.", Leichte Verzweiflung war in meiner Stimme.

Aber es kam kein Ton über seine Lippen. Mit einem Ruck stand er auf und entfernte sich langsam von meinem Bett.

"Lewis, du gehst jetzt nicht einfach.", ich versuchte energisch zu klingen, aber meine Stimme zitterte verräterisch. "Lewis.", wiederholte ich und spürte wie mir Tränen hochkamen.

In dem Moment ging die Tür auf und eine grinsende Scar betrat den Raum.

"Tadaa!", rief sie und warf die Hände in die Luft. Dann sah sie zwischen Lewis und mir hin und her und ließ sie wieder sinken. "Nicht der richtige Moment?", fragte sie kleinlaut.

Lewis sah mich noch einmal an und drängte sich dann an ihr vorbei aus dem Raum.

"Ganz unpassender Moment.", stellte Scar fest und ging zu ihrem Bett. "Sorry."

Ich war so unfassbar dumm. Ich hatte keine Ahnung ob ich sterben würde. Es konnte sein, dass ich einfach fast normal weiter leben würde. Warum war ich also so dumm gewesen und hatte Lewis davon erzählt? So machte er sich doch nur unnötig Sorgen und ich fühlte mich auch schlechter.
Warum machte ich mir generell so viele Gedanken darüber? Dr. Weyken hatte doch gesagt, dass noch rein gar nichts feststand. Aber trotzdem hatte ich Angst. Es war dumm und das wusste ich. Ich konnte jeden Moment sterben. Aber die Möglichkeit dass eine Krankheit mich töten könnte machte mir unfassbar Angst.

"Was ist los?", fragte Scar und drehte sich zu mir. "Hast du vielleicht doch 'nen Goldfisch?"

Ich lachte auf und war aber dabei so gar nicht glücklich. Mein Lachen ging in einen gequälten Laut über und dann liefen die Tränen über meine Wangen.

"Ach du liebe Güte.", Scar sprang auf und schob mich beiseite, um sich neben mich auf das Bett zu quetschen und die Beine auszustrecken. Sie legte einen Arm um mich und tätschelte mir unbeholfen den Kopf.
Ich lächelte gequält und wischte mir über die Wangen.

"Heul dich ruhig aus. Dein Löwe ist ja da.", ich lächelte über ihre Art, lehnte meinen Kopf an sie und ließ die Tränen einfach laufen. Nennt mich eine Heulsuse, aber wie soll man bitte reagieren wenn man vielleicht sterben wird?

Irgendwann waren die Tränen versiegt und ich setzte mich auf, während ich mir die Nässe aus dem Gesicht wischte.

"Danke.", schniefte ich.

"Kein Ding für'n King.", grinste sie und wuschelte mir durch die Haare als wäre ich ein kleines Kind.

"Sie muss aber noch hier bleiben!", ertönte eine schrille Stimme, die man sogar schon hören konnte bevor die Tür geöffnet wurde und Scar verdrehte die Augen. "Sie müssen sie zur Beobachtung da behalten! Nicht, dass sie wieder in Ohnmacht fällt. Letzte Woche waren es drei Mal!", ich konnte es ihr ehrlich gesagt nicht verübeln bei der Frau, die den Raum betrat.

"Ma, ich bin nicht in Ohnmacht gefallen.", sagte Scar genervt und bekam dafür einen biestigen Blick von ihrer Mutter zugeworfen.

"Halt den Mund, Scarlett!" Was für eine liebevolle Mutter.

"Ich heiße nicht Scarlett.", machte Scar sie ärgerlich darauf aufmerksam.

"Ihrer Tochter geht es gut. Wir konnten keine gesundheitlichen Probleme feststellen.", mischte sich nun auch die mies gelaunte Krankenschwester ein.

How do you spell lifeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt