10. Mitarbeiterbonus

74 8 11
                                    

"Willst du mich jetzt entführen oder was?", fragte ich skeptisch und er sah mich einfach mit diesem verhaltenen Lächeln auf den Lippen weiter an.

"Nein, hatte ich eigentlich nicht vor.", sagte er leise.

"Wenn du mich vergewaltigt schrei ich.", warnte ich ihn und bekam als Antwort ein tiefes Lachen, das mir Gänsehaut bescherte.

"Keine Angst. Ich hab nicht vor dir irgendwas zu tun."

"Wollte ich nur gesagt haben. Also, wo lang?"

Ich folgte Jared durch die leeren Flure und überlegte zwischendurch ob es nicht doch eine bessere Idee wäre zurück in mein Zimmer zu gehen. Scar würde sich auch fragte wo ich was wenn sie aufwachte.

"Wohin willst du denn noch ganz?", sprach ich irgendwann meine Zweifel aus und in dem Moment hielt Smokey vor einem Fahrstuhl auf dem Nur für Mitarbeiter stand.

"Ähm, ich glaub du hast da was übersehen.", machte ich ihn darauf aufmerksam als er auf den Knopf drückte.

"Nein, das ist schon richtig so.", sagte er sicher und ich runzelte die Stirn, hielt aber den Mund.
Die Türen des Fahrstuhl öffneten sich und zögernd folgte ich ihm in den engen Raum.

"Und jetzt? Der fährt erst wenn man ihn mit einem Schlüssel...", begann ich als Jared etwas aus seiner Hosentasche zog. "Du hast einen Schlüssel?", fragte ich ungläubig.

"Sieht wohl so aus.", grinste er, drehte ihn im Schloss und drückte einen Knopf, wodurch sich der Fahrstuhl in Bewegung setzte.

"Woher hast du 'nen Schlüssel?", fragte ich, aber er schüttelte einfach den Kopf.

"Keine Fragen.", ich wollte erst widersprechen, aber dann hielt ich doch lieber den Mund. Ich wurde aus Smokey einfach nicht schlau.

Mit einem Quietschen hielt der Fahrstuhl, die Türen schoben sich auf und offenbarten einen weiteren Flur.

"Jared, jetzt sag mir doch wo du hin willst. Wir dürfen gar nicht hier sein!", zischte ich etwas ärgerlich.

"Hast du Schiss?", er grinste schelmisch und nahm dann auf einmal meine Hand um mich in einen dunklen Raum zu ziehen.

"Ähm, was wird das?", fragte ich und entzog ihm meine Hand.

"Jetzt mach dir mal nicht ins Hemd.", er drückte auf einen Schalter und mit einem Klacken sprang eine Reihe von grellen Lichtern an. Ich blinzelte bei der Helligkeit und sah dann ein großes Schwimmbecken vor mir.

"Wow.", sagte ich. "Die haben hier einen eigenen Pool?"

"Mitarbeiterbonus.", Jared nahm den Bund seines Shirts und begann es sich über den Kopf zu ziehen.

"Du hast aber nicht wirklich das vor was ich denke das du vorhast, oder?"

"Was denkst du denn was ich vorhabe?", er ließ sein Shirt auf den Boden fallen und ich konnte nicht verhindern, dass meine Augen zu seinem nackten Oberkörper huschte. Er hatte keine so starken Muskeln wie Lewis, der durch Football immer gut durchtrainiert war, aber leichte Definitionen zogen sich schon über seinen Bauch.
Schnell riss ich meinen Blick los und sah ihm stattdessen in die grauen Augen.

"Ich denke wie wissen beide, was ich denke, was du vorhast.", spielte ich das Spiel weiter.

"Dann denke ich, dass ich das ich vorhabe, was du und ich denken, dass du denkst, was ich vorhabe.", grinste er und machte eine Schritt nach hinten, um dann los zu laufen und mit einem lauten Platschen in das Wasser einzutauchen.

Noch verwirrt über seinen Bandwurmsatz sprang ich ein wenig zu spät nach hinten, sodass mich ein Schwall von Wasser übergoss.
Erschrocken kreischte ich auf und wurde daraufhin von Jared ausgelacht, der wieder aufgetaucht war und nun auf der Stelle schwamm.

"Du Arsch!", rief ich, konnte aber nicht verhindern, dass ich ebenfalls lachen musste.

"Ich dachte dir wäre langweilig?", ignorierte er meine Beleidigung und verwirrt über den nicht vorhandenen Zusammenhang sah ich ihn an. "Hier drinnen wird dir garantiert nicht mehr langweilig sein."

"Vergiss es!" Ich tippte mir an die Stirn.

"Jetzt komm schon! So eine Chance bekommst du nur einmal im Leben."

Nur einmal im Leben. Mein Leben würde vielleicht nicht mehr allzu lange dauern.

Langsam trat ich an den Rand des Beckens ran und sprang ab.
Mein Körper tauchte in das kalte Wasser ein und für einen Moment fühlte ich mich völlig schwerelos. Dann spüre ich wie sich meine Lunge zuschnürte und schoss an die Oberfläche. Hustend tauchte ich auf und atmete erleichtert ein. Für eine kurzen Moment hatte ich gedacht, dass ich wieder Atemnot bekommen würde.

"Alles in Ordnung?", fragte Jared und ich nickte, weil ich meiner Stimme nicht ganz vertraute.

"Dann beweg dich bevor dir kalt wird.", er tauchte unter und ich machte eine paar vorsichtige Schwimmzüge.

Es war angenehm. Ich liebte diese Leichtigkeit, die man nur im Wasser hatte. Fast als würde man fliegen.

Eine Ladung Wasser, die mir ins Gesicht klatschte und Smokey's tiefes Lachen rissen mich aus meiner Versunkenheit und ohne zu zögern spritze ich zurück. Das ganze entwickelte sich zu einer Wasserschlacht, die damit endete, dass ich einen Hustenanfall bekam.

"Hab mich nur verschluckt.", behauptete ich und hielt mich am Rand fest, um wieder zu Atem zu kommen.

"Geht's wieder?", fragte Jared und ich nickte. Zum Beweis tauchte ich in das klare Wasser ein. Eigentlich hatte ich nur in seine Richtung tauchen wollen, aber ich hatte den Abstand völlig unterschätzt, sodass ich direkt vor ihm die Oberfläche durchbrach.
Wir standen uns stumm gegenüber und bewegten uns nicht. Auf einmal schien mein Atem viel lauter zu sein und ich schluckte.
Er sah mir in die Augen und hielt mich mit seinen faszinierenden Pupillen gefangen.
Wie automatisch fiel mein Blick auf seine Lippen.

How do you spell lifeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt