Überfall

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Am nächsten Morgen erwachte Mark weil laute Stimmen vor der Tür zu hören waren. Schnelle Schritte, lautes Rufen, dann Gewehrsalven. Er hörte wie Fenster zersprangen, Menschen schrien, dann wieder Stille. Mark wuss­te nicht wie lange er lauschend dagelegen hatte. Schließlich Schritte vor der Tür. Mark richtete ein Stoßgebet gen Himmel. Dann rollte er sich von der Pritsche auf der er lag, fiel auf den Boden und blieb auf dem Bauch liegen. Vielleicht würde man ihn, wer auch immer da draußen war, für tot halten. Die Tür wurde aufgestoßen und Männer betraten die Hütte. Mark wagte nicht die Augen zu öffnen.

„Da liegt einer", sagte eine Männerstimme auf Portugiesisch.

Er spürte Füße die ihn anstießen. „Scheint tot zu sein. Wahrscheinlich wieder einer dieser Abenteurer."

„Na mit denen macht Nuno kurzen Prozess. Lassen wir ihn liegen."

Die Männer gingen wieder. Mark stieß erleichtert die angehaltene Luft aus. Dann öffnete er die Augen. Die Tür hatte die Männer offen gelassen. Mark versuchte seine Fesseln zu lösen, doch sie gaben nicht nach. Er sah sich um und entdeckte unter dem Bett einen zerbrochenen Becher. Vielleicht konnte er an eine der Scherben gelangen. Nach einigen missglückten Versuchen gelang es ihm. Er nahm die Scherbe und begann damit seine Fesseln zu zer­schneiden. Es kam ihm vor wie Stunden, doch schließlich hatte er es geschafft. Er stand auf und trat vor die Tür. Vor ihm lag ein Bild des Grauens. Mehrere Menschen lagen auf dem Platz in der Mitte des Camps. Ausschließlich Männer. Sie waren durch einen Schuss in den Hinterkopf getötet worden. Mark vergewisserte sich das er nichts mehr für die Männer tun konnte. José war nicht unter ihnen. Angst kroch in Mark hoch. Mariana und Ana. Ob sie in Sicherheit waren? Er musste sie finden. Vorsichtig ging er zwischen den Hütten hindurch. Vereinzelt fand er erschossene oder erstochene Menschen. In der Tür einer Hütte lag eine Frau. Mark rannte zu ihr. Sie war über zugerichtet worden. Mehrere Stichwunden, sie war geschlagen und scheinbar auch vergewaltigt worden. Doch sie lebte. Sie ergriff Marks Hand und murmelte etwas Unverständliches. Mark ging mit seinem Ohr näher an ihren Kopf.

„Laufen weg, schnell", sagte sie in gebrochenem Englisch, bevor ihre Hand erschlaffte. Mark richtete sich wieder auf. Die toten Augen der Frau starrten ihn an. Übelkeit stieg in ihm auf, er schloss die Augen der Frau und hoffte ihre Seele würde Ruhe finden. Als er schon weiter gehen wollte hörte er ein leises Wimmern aus dem Inneren der Hütte. Er stieg über die Leiche der Frau und betrat die Hütte. Dort war ein Chaos angerichtet worden. Die weni­gen Möbel die in der Hütte waren, hatte die Angreifer umgestoßen oder zerschlagen. Das Bett war umgekippt worden, Mark schaute dahinter und traute seinen Augen kaum. Auf dem Boden lag, in eine Decke eingewickelt, ein Baby. Es schaute ihn an, erkannte einen Fremden und begann zu weinen. Schnell nahm Mark es auf den Arm. Er wiegte es ein wenig hin und her, doch es ließ sich nicht beruhigen. Mark nahm noch die Decke vom Boden und deckte das Baby zu, dann ging er wieder aus der Hütte. Nun war es bedeutend schwieriger sich umzusehen. Er musste einen sicheren Platz für das Baby finden und eine neue Windel war auch fällig. Grade als er weitergehen wollte, hörte er jemanden rufen.

„Mark, kommen Sie hier her."

Er sah sich um und sah Mariana. Eine Zentnerlast fiel ihm vom Herzen, als er sie sah. Scheinbar ging es ihr gut. Schnell ging er zu ihr.

„Mariana, Gott bin ich froh Sie zu sehen."

„Ich freue mich auch, aber jetzt schnell, die kommen sicher noch mal zurück."

„Wo ist Ana?"

„In Sicherheit. Kommen Sie."

Mariana nahm seine Hand und zog Mark hinter sich her. Erst nach gut 200 Metern blieb sie stehen.

„Was ist das auf ihrem Arm?"

„Ein Baby. Ich fand es in einer Hütte. Vor der Hütte lag eine Frau, ich nehme an das ist die Mutter des Babys ge­wesen. Leider starb sie."

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