Kapitel 1

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-Überarbeitet-

Heute ist der erste Ferientag, der Tag an dem meine Eltern das erste Mal, ohne mich, in Urlaub fliegen und heute ist der Tag an dem der Sohn unserer Nachbarn entlassen wird. Ich weiß nicht was ich davon halten soll, ich habe viel über ihn gehört, aber das einzige was ich davon glaube, ist sein Name, Blake Sanchez, und dass er sieben Jahre im Knast war. Dafür, dass so viel über ihn erzählt wird, ist es sehr wenig, aber ich halte nichts von Gerüchten und Vorurteilen. So wie es in dieser Stadt aussieht, bin ich da jedoch alleine mit. 

Seit bekannt wurde, dass Blake Sanchez entlassen wird, höre ich überall Gerüchte über ihn, er ist Thema Nummer 1 in dieser Stadt. Mrs. und Mr. Sanchez tun mir leid, es muss bestimmt schon schwer genug für sie sein, dass ihr einziger Sohn sieben Jahre im Gefängnis war, und dann redet auch noch die ganze Stadt darüber und verbreitet immer wieder neue Gerüchte.

Sie versuchen es zu verstecken, aber immer wenn ich zu Mrs. Sanchez gehe um mit ihr Rezepte zu tauschen oder ihr meine gebackenen Sachen zu zeigen, sehe ich den Schmerz in den Augen, welchen sie, seit sieben Jahren, begleitet. Da fällt mir ein, ich wollte heute ein neues Rezept ausprobieren und habe Mrs. Sanchez versprochen ihr noch heute Abend eine kleine Kostprobe zu bringen.

Nach 90 Minuten waren meine allerersten Cupcakes fertig. Und ich muss sagen ich bin sehr zufrieden mit mir. Ein Blick auf die Uhr verrät mir, dass ich noch den halben Tag zeit habe bis mich Mrs. Sanchez erwartet. Jetzt bin ich schon vier Wochen alleine, aber mit Freunden treffen und so lang weg bleiben wie ich will kann ich trotzdem nicht, weil alle im Urlaub sind. Normal sprechen wir uns immer ab, wer wann in Urlaub fährt und versuchen dann unsere Eltern zu beeinflussen, aber das hat dieses Jahr anscheinend nur bei mir perfekt geklappt.

Zum Glück habe ich keine Probleme mich selbst zu beschäftigen, sonst würde ich bestimmt vor Langweile sterben. Ich habe mein Zimmer schon ewig nicht mehr aufgeräumt und da mir im Moment nichts besseres einfällt , heißt es Zimmer aufräumen! Schränke und Schubladen ordnen, Bett machen, Schreibtisch aufräumen, Schulsachen wegräumen, Pflanzen auf meinem Balkon gießen, abstauben, saugen und fertig.

Fünf Stunden. Ich habe fünf Stunden gebraucht um mein Zimmer sauber zu machen und auf zu räumen, ein neuer Rekord. Aber zu meiner Verteidigung,  mein Zimmer ist sehr groß. Es wird langsam dunkel  und ich habe Hunger. Also beschließe ich, gleich nachdem ich kurz bei Mrs. Sanchez war mir etwas zu kochen.

Ich hatte heute Mittag schon ein Cupcake probiert und ich muss sagen sie sehen nicht nur gut aus, sondern schmecken auch lecker. Nach einer gefühlten Ewigkeit habe ich endlich eine Dose, für vier Cupcakes, gefunden.

Noch schnell meine Schuhe anziehen, Schlüssel einstecken, Cupcakes nehmen und rüber gehen.

Ich will gerade unsere Haustür öffnen, da fällt mir wieder ein, dass Blake Sanchez heute entlassen wurde und wieder bei seinen Eltern lebt. Ob ich ihm begegnen werde? Wie er wohl aussieht?

Ich meine wir sind Nachbarn, seit ich denken kann, aber als ich ihn das letzte Mal gesehen habe, war ich elf und er achtzehn. Ich kann mich kaum noch an ihn erinnern, ich hatte nie wirklich Kontakt zu der Familie Sanchez bis Mrs. Sanchez und ich angefangen haben Rezepte aus zu tauschen.

Ich bin mir nicht sicher ob ich nicht lieber morgen die Cupcakes vorbeibringen soll, sie haben vermutlich viel nach zu holen und ich möchte nicht stören, aber auf der anderen Seite würde ich morgen genauso stören und wenn ich es heute machen würde hätte ich es hinter mir.

Ich gehe jetzt einfach rüber und verhalte mich so wie immer. Die beiden wissen ja was ich von Vorurteilen denke, somit hoffe ich, dass keine komische Stimmung aufkommen wird. Mrs. Sanchez öffnet mir lächelnd die Tür, ihr lächeln sieht ehrlich aus nicht so wie in den letzten Jahren, sie sieht glücklich aus, was mich auch lächeln lässt.

"Hallo Brooklyn, schön, dass du da bist, komm doch rein. Wie sind die Cupcakes geworden?."

"Guten Abend  Mrs. Sanchez. Die Cupcakes sind gut geworden, ich hoffe sie schmecken ihnen auch."

In der Küche angekommen stelle ich die Cupcakes ab.

"Wie du bestimmt mitbekommen hast wurde mein Sohn heute aus dem Gefängnis entlassen."

Sie  lächelt mich schüchtern an. Ich nicke und lächle zurück damit sie weiter redet.

„Ich koche heute Abend Blake's Lieblingsessen, Lasagne. Wenn du möchtest kannst du gerne mit uns essen, ich bin mir sicher, es würde ihn bestimmt freuen dich kennen zu lernen."

Oh. Sie möchte dass ich mit esse. Heute wo ihr Sohn entlassen wurde. Das überrascht mich, ich hätte gedacht sie wollen Zeit zu dritt verbringen. Ich habe anscheint zu lange nachgedacht denn bevor ich dankend verneinen konnte spricht sie auch schon weiter.

"Du musst natürlich nicht, es war nur so eine Idee. Es war dumm, tut mir  leid, ich hätte dich das nicht fragen sollen."

Ihr glückliches lächeln verschwand wieder, aber diesmal war es nicht wegen den ganzen Leuten die über ihren Sohn hetzten sondern wegen mir weil sie denkt dass ich nicht mit ihnen essen  möchte, was ja auch stimmt.

Sie denkt bestimmt es ist wegen ihrem Sohn und dass ich doch Vorurteile gegenüber ihm habe. Sofort überkommt mich ein schlechtes  Gewissen . Ich möchte nicht dass sie das denkt.

"Nein, das ist schon in Ordnung. Ich würde gerne mit Ihnen essen."

Sie fängt wieder an zu strahlen.

"Dann kannst du dir schon mal die Hände waschen und dich dann hinsetzten das essen ist sofort fertig. Die anderen sind bestimmt auch jeden Moment da."

Okay ich werde jetzt mit dem Thema Nummer 1 dieser Stadt und seiner Familie zu Abend essen und werde mich ganz normal verhalten. Ich meine, er ist auch nur ein ganz normaler Typ. Ich glaube diesen ganzen Gerüchten zwar nicht, aber etwas unangenehm ist es mir jetzt schon. 

Als ich aus dem Badezimmer rausgehe stoße ich mit jemanden zusammen und wäre fast hingefallen, wenn mich nicht zwei starke, mit Tattoos überdeckte Arme aufgefangen hätten.

"Nicht so stürmisch, du verletzt dich noch."

Höre ich eine raue Stimme an meinem Ohr flüstern. Ich erschaudere, das muss wohl Blake sein.

"Ich will ja nicht unhöflich sein, aber was machst du hier, in unserem Haus?"

Fährt die gesichtslose Stimme fort. Da ich immer noch in seinen Armen lag stand ich auf und sehe ihn direkt an. Ich sehe in zwei wunderschöne Augen die mich komisch musterten.

"Deine Mutter hat mich zum Essen eingeladen."

Mehr bekomme ich nicht raus. Verdammt Brooklyn, reiß dich  zusammen. Irgendwas an ihm bringt mich aus der Fassung. Das ist überhaupt nicht gut. 

"Okay, na gut. Ich bin Bla..."

"Ich weiß wer du bist."

Sage ich etwas zu schnell und ohne darüber nachzudenken. Was ein großer Fehler war. Blake sah mich wissend an, sein leichtes lächeln war verschwunden. Er dachte ich wäre auch eine von denen, die ihn verurteilen. Ich muss das sofort wieder richtig stellen.

"Tut mir leid, ich meine ich weiß wie du heißt. Nicht mehr und nicht weniger."

Sein lächeln kehrte noch breiter zurück.

"Nicht mehr und nicht weniger."

"Ja genau. Ich heiße übrigens Brooklyn."

"Schön , dass du da bist Brooklyn."

Na da kann der Abend ja jetzt beginnen.



Hoffe es gefällt euch

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