Schicksals Leitung (abgeschlossen)

16. Anruf

Telefonseelsorge, Betty am Apparat.

Vielen, vielen Dank Betty.

Hallo Sir. Für was?

Dank Ihnen hatte ich den Mut, meiner Tochter nochmals gegenüber zu treten vor ihrem tragischen frühen Tod.

Das freut mich sehr Sir. Haben Sie ihr noch gesagt, dass Sie ihr Vater sind.

Ja. Es hat mich sehr viel Überwindung gekostet, aber der Gedanke, dass sie es niemals mehr erfahren wird, war schmerzvoller, als die Angst vor ihrer Abweisung.

Sir, ich möchte nicht neugierig oder frech klingen, aber erzählen Sie mir, wie es weiterging? Ihre Geschichte lässt mich nämlich nicht mehr los.

Natürlich Betty, Dank Ihnen konnte ich meiner Tochter gegenüber endlich ehrlich sein.

Wie ging es in der besagten Nacht der Geburt weiter?

Kurz nachdem auch Sophie auf die Welt kam, verlor Anna bereits das Bewusstsein. Gerade als ich mich um sie kümmern wollte, bemerkte ich, dass auch Sophie Probleme mit dem Atmen hatte. Es war der Wunsch meiner Frau, dass ich alles tue, um die Mädchen am Leben zu halten. Also kümmerte ich mich um Sophie. Aber ich konnte das kleine Wesen leider nicht mehr retten, und auch für meine geliebte Anna konnte ich nichts mehr tun. Mit Valerie im Arm wartete ich fast fünf Stunden, bis es den Rettungskräften möglich war, uns zu retten.

Das ist so schrecklich Sir. Aber darf ich Ihnen noch eine Frage stellen?

Natürlich Betty.

Weshalb hat Valerie Sie nie gekannt?

Nachdem wir in ein Krankenhaus gebracht wurden, sah ich das kleine Mädchen immer an, und sah meine Frau. Ich gab ihr die Schuld, dass Anna gestorben ist. Deshalb habe ich sie damals im Krankenhaus einfach zurückgelassen. Ich konnte mich nicht um sie kümmern, empfand zu diesem Zeitpunkt keinerlei Liebe für sie. Doch als ein paar Wochen vergangen waren, bekam ich plötzlich Sehnsucht nach ihr.

Und warum haben Sie sie nicht wieder zu sich geholt?

Ich war zu feige. Einfach zu feige. Und glauben Sie mir Betty, ich kann es mir bis heute nicht verzeihen, und ich wäre Valerie nicht böse, hätte sie kein Wort
mit mir geredet.

Es freut mich sehr, dass Sie noch den Mut gefunden haben Sir.

Ich danke Ihnen sehr.

Dafür bin ich da.

Und das ist auch gut so. Leute wie Sie brauchen wir.

Auf Wiederhören Sir.

Machen Sie es gut Betty.

Bye.

Bye.