Kapitel 35

136 8 2
                                    

Nachdem ich das Telefonat mit meiner Großmutter beendet habe, kehre ich zurück zu den anderen, auf meinen Platz zwischen Liam und Jared auf dem Sofa. Wir sind erst seit einer halben Stunde unterwegs.

Zu meiner großen Freude findet Damian per Internet einen Campingplatz in Liverpool direkt am See. Einstimmig entscheiden wir, dass wir dort übernachten werden.

"Wie viele Tage sind wir eigentlich schon unterwegs? Ich habe gar kein Zeitgefühl mehr", meint Luna. Sie sitzt neben Noah.

"Eineinhalb Wochen schätze ich", antworte ich ihr.

"Wie schnell die Zeit vergeht. Die Hälfte unserer Zeit in England ist also schon um." Lunas Stimme enthält einen traurigen Unterton. Sie spricht uns allen aus der Seele.

"So etwas lässt sich bestimmt nochmal einrichten. In den nächsten Sommerferien, wenn wir mit der Schule fertig sind", meint Liam.

"Das wäre so toll! Und dann könnten wir durch die USA. Oder durch Deutschland", stimmt Luna aufgeregt zu.

"Macht euch nicht zu viel Hoffnung. Das das klappt, bezweifle ich", durchbricht Josh die Stimmung.
Jared neben mir seufzt entnervt. Ich sehe zu ihm und blicke ihn warnend an. Er soll jetzt bloß nichts sagen, was Josh noch mehr auf die Palme bringt.

"Jetzt sei doch nicht so pressimistisch", höre ich Damian vom Beifahrersitz meckern.

"Ich sag doch nur die Wahrheit", schießt Josh zurück. Ich habe ihn noch nie so gereizt erlebt. Er muss sich unbedingt mit Luna vertragen.

Ich bemerke, dass Liam und Jared über meinem Kopf hinweg einen Blick tauschen. Ich weiß sofort, dass die beiden etwas vor haben.

"Mischt euch da nicht ein", zische ich den beiden so leise zu, dass Luna auf dem gegenüberliegenden Sofa nichts mitkriegt.

"Wir wollen den beiden ja nur helfen", erwidert Jared leise.

"Lasst das lieber", warne ich. Josh und Luna müssen das allein hinkriegen.
Trotz meiner Warnung weiß ich, dass die beiden sich nicht von ihrem Plan abbringen lassen. Besonders Liam.

"Verdammt", ertönt Joshs Stimme nach einer Weile vom Fahrersitz.

"Was ist", fragt Jared. Ich richte mich auf. Bis eben habe ich, an seiner Schulter gelehnt, ein wenig geschlafen.

"Die Straße ist gesperrt. Wir müssen die Umleitung fahren", klärt Josh uns auf.

"Das ist ein richtiger Umweg. Da brauchen wir locker eine Stunde mehr. Etwa 1 Kilometer in die entgegengesetzte Richtung ist ein Waldweg. Wenn wir den nehmen sind wir im Handumdrehen in Liverpool", mischt Noah sich ein. Josh hält am Straßenrand und dreht sich auf seinem Sitz um. Er sieht Noah skeptisch an.

"Vertrau mir. Da bin ich schon öfter lang gefahren", entgegnet Noah.

"Na schön", seufzt Josh und wendet das Wohnmobil. Er findet mit Noahs Hilfe den Waldweg und biegt ab. In diesen Moment klatschen die ersten Regentropfen gegen die Scheibe.

Der Regen nimmt so weit an Stärke zu bis man beim besten Willen nichts mehr erkennen kann.
Die Tatsachen, dass der Weg sehr schmal ist, die Bäume dicht am Rand stehen und die Scheibenwischer nicht von bester Qualität sind tragen zu einem hohen Risiko bei. Josh entscheidet anzuhalten und abzuwarten bis der Regen sich gelegt hat oder er zumindest weniger geworden ist.

Unter freiem HimmelOpowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz