Kapitel 41

140 15 17
                                    

Und wieder war eine Woche vergangen. Sieben Tage, in denen es Avi Kaplan nicht übers Herz gebracht hatte, der jungen Frau von seiner baldigen Abreise zu erzählen. Es schmerzte ihn selbst zu sehr, wie sollte es dann erst bei ihr sein?
Sieben Tage hatte er noch, 168 ganze Stunden, dann müsste alles wieder in seinen Koffern verstaut und die Angelegenheit zwischen der Rothaarigen und ihm geregelt sein... Nächsten Samstag würde sein Flug schon ziemlich früh am Morgen gehen, sodass der amerikanische Sänger wohl keine Zeit mehrdazu haben würde, Sina noch einmal zu sehen.
Schon allein der Gedanke daran , sie danach nicht mehr sehen zu können, jeden Tag auf ihre Wärme und Herzlichkeit verzichten zu müssen, brach ihm beinahe das Herz. Eigentlich hatte er gehofft, sich mit jedem Tag seiner Auszeit besser zu fühlen, um danach mit umso mehr Elan gemeinsam mit den anderen vier Bandmitgliedern weiterarbeiten zu können, doch jetzt fühlte er sich gerade nicht so. Mit jedem Tag der letzten Woche, der verstrichen war, hatte ihn die Gewissheit, Sina bald verlassen zu müssen, immer mehr eingeholt...
Auch bei Kirstie hatte er sich seit dem Telefonat nicht mehr gemeldet, konnte er doch noch immer nicht so ganz einschätzen, ob sie sich nun mit dem Gedanken arrangiert hatte, dass Sina und er nun ein Paar waren, oder nicht.
Nur in Gegenwart der wunderschönen Frau war ihm noch zum Lachen zumute, auch wenn die Gedanken an das Ende seines Urlaubs immer in seinem Hinterkopf blieben. In ihrer Gegenwart konnte der Basssänger sie noch gut genug verdrängen, um sie nichts merken zu lassen, doch auf Dauer war das auch keine Lösung...
Wie oft hatte er schon angesetzt, um ihr diese schlechte Nachricht zu überbringen und hatte dann doch in letzter Sekunde einen Rückzieher gemacht, weil er einfach Angst vor ihrer Reaktion hatte... Er wollte das was sie verband nicht kaputt machen, wollte sie nicht verlieren. Doch wer garantierte ihm, dass er ihre Beziehung nicht zerstörte, wenn Avi ihr diese wichtige Sache verschwieg und einfach ging? Sie hätten nicht einmal Kontakt zueinander aufnehmen können, da keiner von beiden die Handynummer des anderen besaß... Es war einfach noch nicht nötig gewesen diese auszutauschen, da sie eh beinahe jede Minute miteinander verbrachten. Aber wenn der Braunhaarige sie jetzt danach fragen würde, könnte Sina skeptisch werden und würde sicher den Grund dafür erfahren wollen und mit einem solchen konnte er nicht dienen. Avi Kaplan musste also auf einem anderen Weg an ihre Nummer kommen...
Grübelnd runzelte er die Stirn. Auf die Schnelle fiel ihm niemand ein, der ihm diese hätte verschaffen können. Obwohl...
Aber natürlich! Josua!, schoss es ihm durch den Kopf.
Den besten Freund von Sina kannte er eigentlich schon bevor er die Rothaarige das erste Mal gesehen hatte, doch in welchem Verhältnis der freundliche Mitarbeiter des Touristenzentrums mit ihr stand, hatte er erst vor einigen Tagen bei einem gemeinsamen Grillabend herausgefunden.
An dem Abend hatte er gemerkt, wie gut sich die beiden verstanden und Avriel war froh, dass der Blonde und seine Freundin ihn nicht wie einen Weltstar behandelt hatten, sondern einfach nur wie einen normalen Menschen. Er hatte sich in ihrem Beisein nicht unwohl gefühlt, wie es oftmals so war, wenn er unter Fremden verweilte, sondern so, als wäre er mit ihnen schon Monate, wenn nicht sogar Jahre befreundet.
Sicher konnte er sie, oder zumindest Josua, so um diesen einen kleinen Gefallen bitten. Der Basssänger musste nur darauf achten, dass Josua nichts davon an Sina herantrug, denn die beiden redeten sehr viel miteinander, das hatte er schon an dem Grillabend mitbekommen...

Irgendetwas stimmte nicht mit ihm, doch sie wusste nicht was. Sina wusste, dass ihr Freund versuchte, seine Gedankenverlorenheit vor ihr zu verbergen, doch das gelang ihm nicht immer. Sie hatte eigentlich gedacht, dass sie ihm seine Schwermut hatte nehmen können, aber vielleicht war das auch nur eine Hoffnung gewesen, in die sie sich so sehr versteift hatte, dass sie von ihrem Kopf sogar etwas vorgegaukelt bekommen hatte. Nach all den Wochen, die sie sich nun schon kannten und liebten, hatte sie immer noch nicht in Erfahrung bringen können, was diesen perfekt scheinenden Mann so beeinflusste. Das, was der Grund für seinen Urlaub hier in Warnemünde war, war sicher auch der Grund für seine anfängliche Melancholie und sein jetziges Gedankenverlorensein. Sie würde ihn wohl direkt danach fragen müssen, denn n selbst würde er nicht mit der Sprache herausrücken...
Die junge Frau seufzte resigniert, während sie die frisch gelegte Wäsche in die dafür vorgesehenen Fächer ihres Kleiderschranks einsortierte. Es war eine eintönige Beschäftigung, aber günstig um nachzudenken.
Heute Abend war vielleicht eine Gelegenheit dazu. Vielleicht könnte sie ihn da fragen. Andererseits... Avriel hatte sie zum Essen eingeladen, konnte sie da wirklich seine Mühen mit soetwas heruntersetzen? Aber sie musste es wissen...
Warum plagte Sina schon jetzt das schlechte Gewissen, wenn sie ihn noch nicht einmal gefragt hatte, ja nicht einmal bei ihm war? Sie hatte doch nur darüber nachgedacht, ihn zu fragen...

Endlich vom Einkaufen zurück stellte Avi Kaplan die schweren Einfaufsbeutel in die Küche und überprüfte auf seinem Smartphone, das er schon ewig nicht mehr in der Hand gehabt hatte, ob er noch genügend Zeit für alle Vorbereitungen haben würde. Ein zweites Mal wollte er für die Rothaarige kochen, aber diesmal sollte es etwas nicht so Einfaches geben, wie er es zu seinem Geburtstag zubereitet hatte.
Als er jedoch auf das Display schaute, erstarrte er augenblicklich. Unzählige von Nachrichten warteten darauf, von ihm gelesen zu werden, darunter drei von Kirstie, zwei von Mitch, eine von seiner Mutter und je eine von Kevin und Scott, außerdem noch sechs verpasste Anrufe von Kirstie. Und das hatte sich alles innerhalb einer Woche angesammelt... Was war nur los, dass ihn seine Freunde so mit Nachrichten überhäuften? War etwas passiert, wovon er nichts mitbekommen hatte?
Besorgt starrte Avriel weiter auf den leuchtenden Bildschirm. Sollte er anfangen, die ganzen Nachrichten zu lesen und welche davon zuerst? Er wusste es nicht.
Der Basssänger beschloss, sich erst einmal um das Essen zu kümmern. Während dieses garte, konnte er ja immer noch anfangen, diese zu lesen.
Seufzend legte er sein Handy zur Seite und widmete sich wieder den Lebensmitteln in den Einkaufstaschen.

BasstoneHikayelerin yaşadığı yer. Şimdi keşfedin