Kapitel 7

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My Way - Calvin Harris

Zachary Cole, Sonntag, 18. Juli, ZC's

»Hey, was soll dieses traurige Gesichtchen, mein Freund? Ist dir wieder einmal eine Flamme entlaufen?« Einer meiner alten Schulfreunde, an dessen Namen ich mich kein Stück mehr erinnern konnte, legte mir jovial seine Hand auf den Rücken. Was auch immer das sollte - mir war gerade überhaupt nicht nach freundschaftlicher Zuneigung eines mehr oder weniger fremden Menschen zumute, sodass ich mich seiner Berührung entledigte und im Getümmel untertauchte.

Ich kehrte zu meiner Ausgangsposition, dem Bartresen zurück, wo das Ganze begonnen hatte. Alles sah exakt genauso aus, wie zum Zeitpunkt meines Zusammentreffens auf Meghan Moore - mit dem winzigen Unterschied, dass sie nun nicht mehr da war.

Aber mal ganz im Ernst: Was hatte ich erwartet? Die dunkelhaarige Schönheit mit den faszinierend blauen Augen passte nicht in mein Beuteschema. Sie würde sich niemals und unter gar keinen Umständen auf die Art von Beziehung einlassen, die mir vorschwebte.

Sie war schließlich nicht einmal gekommen, um zu feiern, sondern um mich mit der Ausdruckslosigkeit meines Clubnamens zu konfrontieren.

Kopfschüttelnd ließ ich mich auf einen der bordeauxroten mit Leder überzogenen Hocker nieder, der momentan unbesetzt war. Was wahrscheinlich an der Tatsache lag, dass die meisten Pärchen lediglich einen davon benötigten. Für zwielichtige Dinge, an denen auch ich mich mein ganzes Leben lang erfreut hatte, die meine momentane Stimmung aber nicht würden bessern können.

Obwohl...

»Zach, wo ist Meghan abgeblieben?« Beim Aussprechen ihres Namens wackelte Derek anzüglich mit den Augenbrauen.

»Weg«, sagte ich nur und bat um einen Drink.

»Weg? Nun, das ist ungewöhnlich...« Derek wandte sich von mir ab und griff nach einem Glas.

»Ja, mach nur. Reite gerne darauf herum«, seufzte ich gequält auf.

Wann hatte ich zum letzten Mal eine meiner anvisierten Frauen so widerstandslos gehen lassen?

»Nimm's nicht persönlich, aber mit all deinem 'Ich bin Zachary Cole und das erklärt alles' Getue hatte ich etwas mehr Eigeninitiative erwartet, doch...was weiß ich schon.« Pfeifend mixte er mir mein Getränk. »Das wird ein Granatapfel-Martini. Wird dir schmecken.«

Das hoffte ich für ihn. Denn seine Worte, ganz egal wie ironisch er sie auch meinen mochte, schadeten meinem gewaltigen Ego, das im Normalfall von einer 10 Meter dicken Diamantwand geschützt wurde. Doch ebenjene Wand wurde mit dem spurlosen Verschwinden Meghan Moores erheblich beschädigt. Und das würde ich in keinem Fall auf mir sitzen lassen.

Weil ich Zachary Cole bin.

Meine verbissenen Überlegungen wurden von Spencer jäh unterbrochen. Mit einem mitleiderregenden Schnaufen ließ er sich neben mich auf einen frei gewordenen Hocker gleiten.

»Baby, bitte, mach mir einen deiner berüchtigten Drinks. Diese ganzen Menschen machen mich wahnsinnig.«

»Wieso, zum Henker, hast du deinen Posten verlassen, Spencer? Ich bezahle dich dafür!«, sagte ich wütend, als Derek mit einem wahnsinnig verliebten Grinsen eine Wodkaflasche öffnete. Ich stand nicht auf Männer, nein, wirklich nicht, aber ich war ein wenig neidisch auf meine beiden Freunde. Sie hatten sich gefunden und hatten ganz offensichtlich nicht vor, in naher Zeit etwas an ihrer festen Beziehung zu ändern. Ich war zu solchen Dingen nicht fähig. Seit meinem fünfzehnten Lebensjahr schlief ich mich durch die Londoner Mädchenbetten und hatte nie ein richtig ernstes Verhältnis zu irgendjemanden gepflegt. Wenn man meine Kindergartenbeziehung mit Lacey Whitman (zumindest glaubte ich, dass sie so hieß) nicht miteinbezog, denn die hatte ich sogar geheiratet. Und geküsst, aber da war ich mir nicht mehr so sicher. Vielleicht wollte sie das ja, aber ich hatte sie sitzen lassen. Schon damals war ich der gesetzloser Frauenheld, der den Mädchen reihenweise ihre zarten Herzen brach. Das geht wirklich leichter, als man denken könnte. Schon allein durch fehlende Aufmerksamkeit, fehlendes Interesse konnte man eine Frau vor den Kopf stoßen. Als hätten diese nie Tage, an denen sie mit anderen menschlichen Wesen nichts zu tun haben wollten! Immer nur den Männern die Schuld an ihren Problemen geben, das war eine ihrer Stärken. Mich wunderte nur, dass besagte Männer sich des öfteren tatsächlich für ihre Partnerinnen verantwortlich fühlten.

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