Kapitel 56

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Ember - Katherine McNamara

Meghan Moore, Freitag, 29. Juli, London Borough of Hunslow

Ich saß nun seit einer guten Viertelstunde über meinem halb vollen Teller und starrte Zachary an, der meinen Blick mit Unbehagen erwiderte. Sein Gesichtsausdruck verriet Angst, Hilflosigkeit aber auch eine Spur Erleichterung. Es hatte ihm offenbar gutgetan, sich seine Tat von der Seele zu reden.

Mir hatte es allerdings überhaupt nicht gutgetan.

Ich glaubte ihm, ja, das tat ich tatsächlich. Ich glaubte ihm, dass er Lydias gewalttätigen Mann aus Notwehr erschlagen hatte, doch das änderte nichts daran, dass er tot war.

Zachary Cole hatte einen Menschen auf dem Gewissen. Und das seit vielen Jahren.

»Willst du vielleicht einen Cognac oder irgendetwas?«, fragte er schließlich mit bebenden Lippen, die er hinter seiner rechten Hand, auf die er seinen Kopf abstützte, zu verbergen versuchte.

Ich schüttelte stumm den Kopf und fuhr damit fort, ihn anzustarren.

»Hergott nochmal, Meg. Sag mir, was ich tun soll!«

»Bedauerst du, was du getan hast?«

»Was?«, verdattert sah er mir indie Augen. Ihr Goldton leuchtete warm.

Ich schnappte nach Luft, worauf ich meine Frage wiederholte: »Bedauerst du, diesen Mann umgebracht zu haben, Zachary?«

Urplötzlich sprang er von dem Stuhl auf und beugte sich über den Tisch. »An jedem gottverdammten Tag meines Lebens wünsche ich mir, ich hätte es nicht getan! An. Jedem. Gottverdammten. Tag.« Schweißperlen standen ihm auf der Stirn, seine Brust hob und senkte sich heftig. Dann schluckte er scharf, setzte sich wieder und blickte mich entschuldigend an: »Es tut mir leid. Ich wollte dich nicht so anfahren.«

»Ich weiß«, antwortete ich mild und biss mir auf die Unterlippe.

»Meghan, sag etwas. Irgendetwas. Schmeiß mich raus, fauche mich an, trete mir in den Hintern, tue, was immer du tun willst, aber bitte, hör auf zu schweigen. Das macht mich komplett irre.«

Ich schob den Teller mit den Resten unseres Frühstücks von mir und atmete tief durch, bevor ich seiner Bitte nachkam. Mir fiel auf, dass meine Hände zitterten. Oh, Gott. »Ich weiß nicht, was ich sagen soll, Zach, das ist die Wahrheit. Es ist...es ist ein Schock.« Ich lächelte zittrig.

Der besorgte Blick, mit dem er mich bedachte, machte die Situation erträglicher. Irgendwie.

»Du wolltest es wissen«, bemerkte er tonlos.

»Ich wollte es wissen, ja«, bestätigte ich und nickte zur Bekräftigung meiner Worte. »Und ich bin froh, dass du es mir gesagt hast, wirklich, ich brauche nur...etwas Zeit, um das zu verarbeiten, verstehst du?«

Er verzog das Gesicht. »Ist das jetzt der Moment, in dem du aus der Tür spazierst, und ich dich nie wieder sehe?«

Und obwohl die Situation nichts Witziges an sich hatte, brach ich in unkontrolliertes Gelächter aus. Ich lachte, lachte und lachte bis ich keine Luft mehr bekam, während Zach mich verständnislos ansah. Der Schock, dachte ich bei mir. Es ist der Schock.

»Du solltest kitschige Romane schreiben. Ein Satz wie dieser würde sich millionenfach verkaufen, sag ich dir«, verkündete ich japsend. »Außerdem ist das hier meine Wohnung. Folglich wärst du Derjenige, der seinen Arsch hier rausschwingt.«

»Meghan?«, fragte Zachary alarmiert.
»Gerade hatte ich noch das Gefühl, du würdest unsere Beziehung auf der Stelle beenden und die Cops rufen und jetzt bange ich um deinen Geisteszustand. Was ist los?«

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