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Keuchend lehne ich mich mit meinem ganzen Gewicht gegen unsere Haustüre, sodass diese mit einem leisen Klicken ins Schloss fällt. Völlig außer Atem stütze ich meine Hände auf den Knie, um meinem Herz die Möglichkeit zu geben wieder im normalen Takt gegen die Brust zu hämmern. Aus Angst Matt könnte seine Entscheidung mich einfach gehen zu lassen, doch noch einmal überdacht haben, bin ich den ganzen Weg bis zu unserem Versteck gerannt, was im Nachhinein, vielleicht doch nicht so klug war.

Schon jetzt schmerzen meine Muskeln, wenn ich mich nur ein wenig bewege. Warum bin ich auch nur so unsportlich? Immer noch nach Atem ringen, lasse ich bin am zerschlissenem Holz hinuntergleiten und schließe für einen Moment die Augen. Wieder schießt mir das Bild von Matt durch den Kopf, wie er, sich am Baum abstützend, zu mir herunterblickt, ein leichtes Lächeln auf den Lippen. Ein kalter Schauer kriecht mein Rückgrat hinauf. Niemand hätte etwas gemerkt, wenn er mich verletzt hätte.

Ich war ihm völlig ausgeliefert, habe mich nicht einmal gewehrt, als er mir mein Messer abgenommen hat. Wie konnte ich nur so dumm sein, er hätte mich töten können. Und das nur, weil ich ihn seinen grünen Augen gefangen war. Er wollte dir nichts tun und das weißt du, schreit eine leise Stimme in mir. Schnaubend öffne ich die Augen, versuche so gut es geht die Stimme zu ignorieren, die den gleichen Satz wieder und wieder in meinem Kopf säuselt. „Ich weiß es, okay?", murmle ich aufgebracht.

Super, jetzt führe ich auch schon Gespräche mit meiner Inneren Stimme. Schräger geht es wohl kaum. Aber die Stimme hört nicht auf, sondern wird immer lauter und kräftiger. Stöhnend drücke ich mir die Handballen gegen die Augen. „Halte dich an die Regeln Eleya. Hör nicht auf die Stimme. Du darfst keinem Trauen, auch nicht, wenn er so schöne Augen hat."

Verwirrt schrecke ich aus dem Schlaf hoch. Es dauert einige Sekunden bis ich wieder weiß wo ich bin befinden und wie ich erst in diese Lage geraten bin. Mit schmerzverzerrtem Gesicht stemme ich mich schnaufend vom Boden hoch, wobei ich mir meine Beine massieren, die auf dem harten Boden eingeschlafen sind.

Aus halb geschlossenen Augen blinzle ich aus dem Fenster, durch das mir bereits Dunkelheit entgegenstarrt. Verwirrt reibe ich mir, nicht besonders erfolgreich, den Schlaf aus den Augen, als mich plötzlich die Erkenntnis triff. Ich habe den ganzen Tag geschlafen! Frustriert klatsche ich mit der flachen Hand gegen meine Stirn. „Das darf doch nicht wahr sein", murmle ich fassungslos. Ich habe es wirklich geschafft, am einzige Tag in meinem Leben, in dem ich mich um meine Schwester kümmern sollte, einzuschlafen.

Von mir selbst genervt, klaube ich die Tasche mit den Kräutern vom Boden auf und schlurfe, noch immer etwas Schlaftrunken, zu dem kleinen Tisch. Da ich es ja heute nicht bis zum Mark geschafft habe, sind das einzige essbare Fladenbrote und ein Apfel im Haus, die nun vor mir auf dem Tisch liegen. Nicht viel, doch genug um die Nacht zu überleben. Beim Gedanken an Essen macht sich mein Magen lautstark bemerkbar, da ich heute schließlich nicht mehr als einen Apfel und eine Tasse Tee zu mir genommen habe.

Seufzend wende ich mich jedoch vom Essen ab, um erst einmal nach meiner Schwester zu sehen. Geräuschvoll öffnet sich die Türe, was mich leicht zusammenzucken lässt. Kurz zögere ich an der Schwelle der Türe. Was wenn sich ihr Zustand verschlechtert hat? Tiefe Angst setzt sich im meinem Magen fest, weshalb ich meine Beine zwingen muss sich in das kleine Zimmer zu bewegen.

Das erste das mir ins Auge springt, ist die drückende Dunkelheit, die mir den Atem zu rauben droht. Ganz langsam, immer einen Fuß vor den anderen setzten, bewege ich mich durch das Zimmer. Ich habe das Gefühl, mein Herz müsste jeden Moment aus der Brust springen, so schnell schlägt es, als ich mich zu meiner Schwester hinunter bücke.

Es scheint, als habe sie sich, seit ich sie heute Morgen zurückgelassen habe, nicht wirklich bewegt. Sachte lege ich ihr meine zitternde Hand auf die Stirn, die Angst ihr Zustand könnte sich verschlimmert habe im Nacken. Doch zu meiner Freude fühlt sich ihre Stirn schon viel kühler an. Leicht rüttle ich sie an der Schulter.

Fighter - My life on the streetWhere stories live. Discover now