Kapitel 24

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"wie wäre es mit...  Scooter?" kam es nach langem nachdenken leise von Alex. Etwas überrascht sah ich ihn an. "Ich glaube, dass der Fettsack besser für die Führklasse ist... und das weißt du selbst auch." "...Wieso reitet sie uns nicht etwas auf einem Anfängerpferd vor und dann entscheiden wir?", machte Tim den Vorschlag. "mir ist das egal... ich mach alles mit." "okay... Na dann komm..." Ich stieg vom Zaun un machte mich gefolgt von Sonja auf den Weg zum Schulstall...

"Kannst Karamell nehmen... würde ich jetzt mal sagen... er ist ganz brav und alles und wenn man richtig reiten kann macht er auch mit... sonst eher nicht..." Ich zeigte auf einen Falben, der uns neugierig durch die Boxengitter ansah. "Okay"

Ich half Sonja noch schnell den Wallach zu putzen und aufzuzäumen, dann gingen wir zum Dressursviereck, auf dem gerade  niemand trainierte, so wie auf den richtigen Reitplätzen. ich hockte mich auf ein Cavaletti neben dem Viereck und sah Sonja dabei zu wie sie den Sattelgurt nachzpg, die Steigbügel auf die richtige Länge einstellte und schließlich aufsaß.

"einfach erst mal los... reit irgendwleche Bahnfiguren... ich sag dir an wann du antraben kannst", war das einzige was ich zu ihr sagte und sah ihr dann in Ruhe zu. Nach dem Aufwärmen musste ich zugeben, dass Sonja richtig gut ritt, dafür das sie ewig auf keinem Pferd mehr geseßen hat.

"Ich glaube... Madeira wäre was für dich!", überlegte ich laut,  während Sonja den Falben trocken ritt. "Madeira?" "Jep... ich bin mit ihr auch schon ein paar Turniere gegangen... Sie wäre perfekt für dich..." "Oh... okay cool"

Abends saß ich zusammen mit Sonja auf dem Dachboden und spielte eine Runde Wii.

"Wer ist dieser Alex eigentlich?" fragte Sonja nach einiger Zeit. "Ein kleines Arsch, das denkt es wäre das größte" "mh" "wirst du aber noch merken... er ist zu jedem soo scheiße nur weil er weiß das wir ihn hier bei den Junioren brauchen..." "Dann hat er also auch ein Pferd?" "mmh... Moonlight, ein Schimmel".

Ich schlug ein letztes mal zu und der Ball flog über den tischtennistisch und ins aus.

Seufzend legte ich den Kontroller zur Seite und ließ mich auf das Sofa fallen. "Du magst ihn nicht oder?" "hast du vorhin doch gesehen!" "auch wieder wahr... Was reitet er denn wenn ihr ihn hier so braucht?" "Springen in M/L" "oh... und du das gleiche?" Ich nickte leicht und legte mein Kopf in den Nacken. "Jedenfalls hab ich das mal gemacht... aber dann hatte ich ja pause und Dreamer muss erst mal wieder für solche Turniere trainiert werden." "mmh... Dreamer ist voll hübsch... Ich hätte auch gerne so ein!" Sonja lächelte leicht, was ich auch erwiderte. "Danke" Mein Blick schweifte zu einer der Wänden und mich starrten einige Augenpaare an. Echt gruselig. Ich musste mich wohl oder übel mit diesem Gefühl anfreunden, denn so wie ich Kiki kannte, würde die Poster da so schnell nicht wieder abkommen.

Langsam ließ ich mich in den Sattel sinken. Es war ein komisches Gefühl endlich wieder auf einem Pferderücken zu sitzen und ich wusste das ich es vermisst hatte. Ich atmete leicht aus und nahm die Zügel auf.

Der Tag heute war bis jetzt der Horror. Alle haben mich in der Schule bemitleidet, ich wurde von Lehern mit den Nachschreibeterminen bombertiert und von allen nur schräg angesehen.

Es war ein komisches Gefühl endlich einmal alle wiederzusehen und ein noch komischeres Gefühl zu wissen, dass all diese Menschen keine kostbaren Wochen ihres Lebens verschlafen habe, so wie ich.

und ich wünschte niemanden so ein Gefühl. Hilflosigkeit, Neid, der wegen Tim auf mir lag, und einfach nur die Tatsache, dass ich immer noch sehr kaputt und zerbrechlich aussah. Im Koma hatte ich nämlich gute 20 Kilo verloren. Das meiste davon waren zwar Muskeln, die sich abgebaut hatten, aber man konnte schon sehen, dass ich sehr dünn geworden bin. Ich selbst gruselte mich schon vor mir und das war noch viel grusliger...

Ich senkte mein Blick auf meine Mutter, die neben Dreamer stand und ihm den Hals klopfte. Heute war es endlich so weit. ich saß wieder auf meinem Hengst und es war ein unfassbares Gefühl. Freiheit... und ein Haufen Glücksgefühle strömten durch mein Körper und ich wollte jetzt endlich wieder meine ersten Runden auf meinem Fuchs drehen.

"Bist du dir wirklich sicher?"

"ja!", meine Stimme duldete wohl keine Widerworte, da meine Mutter ein paar Schritte nach hinten trat und mir andeutete losreiten zu können, was ich dann auch sofort tat. Dreamer trottete gemütlich los und ich bekam erst ein Schock von der ungewohnten Bewegung unter mir, aber schnell gewöhnte ich mich wieder an seine Gangart und nahm die Zügel kürzer, ab dort wurde er auch schneller.

Nach einer Weile trabten wir beide gemütlich unsere Runden und ich konnte aus den Augenwickeln sehen, wie Sonja sich auf den Zaun zum Reitplatzzaun setzte. Sie hatte eben Andy im Stall geholfen. Sie hatte meine Mutter fast angebettelt mithelfen zu dürfen. Ich konnte sie sogar verstehen. Erstens war vormittags niemand in ihrem Alter da und zweitens machte Stallarbeit mit Andy doppelt Spaß. Er riss immer ein Witz nach dem anderen und lachte sich dann selbst über die Sprüche kaputt.

Durchgeschwitzt nach schon 20 Minuten fing ich an Dreamer trockenzureiten, obwohl er das mehr als war. Ich tat das aber wohl eher für mich als für ihn.

"Das war doch super nach so langer Zeit", lobte mich Mama. "Danke" Ich wischte mir eine nasse Strähne aus dem Gesicht. Wie lange es wohl noch dauern wird, bis ich wieder genug Kontidition für ein Tunirer habe? halbes Jahr bestimmt. Ich seufzte.

"Ich kann dein Pferd versorgen. Dann kannst du Duschen gehen!" Sonja lächelte mich an. "Das musst du aber nicht!" "Und was ist wenn ich es will?" Ich seufze und gab schließlich nach.

Sonja grinste mich fröhlich an und kampfte mit Dreamer ab. Irgendwie war sie ein bisschen verrückt. oder eben anders. Aber es gab durchaus verrücktere Menschen und ich kannte da ein super Beispiel.


Liebe auf Umwegen *on hold*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt