Kapitel Fünfzehn

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Als ich mit Jule die Küche betrete merke ich sofort, was Dom vorhin gemeint hatte.
Der Tisch war nicht richtig sauber und ein paar Schränke standen offen.
,,Du musst den Tisch abwischen und auch alle Schränke schließen. Es darf nichts offen stehen, dass nicht vorher schon dort stand.", erklärte ich Jule leise und fing an alles sauber zu machen. 
,,Es tut mir leid.", entschuldigte sie sich bei mir.
,,Ist schon gut. Du kannst es ja nicht wissen, was sauber sein muss.", meinte ich nur.
,,Nein. Nicht dafür. Obwohl das auch, aber vor allem, dass ich dich nach deinem Namen gefragt habe. Ich habe zwar gehört, dass er dich Hope genannt hat, sber ich dachte, er meint... nun ja, was anderes."
Mitten in der Bewegung blieb ich stehen. Ich war gerade dabei den Tisch sauber zu machen. 
,,Es ist ok. Du konntest ja nicht wissen, dass er mich so klein hält. Er will einfach nicht, dass ich stark genug bin um mich gegen ihn aufzulehnen."
Jule nickte leicht und nahm mir den Lappen ab.
,,Ich mache das.", sagte sie.
Ich zuckte nur die Schultern und überließ ihr die Arbeit. 
,,Werde ich auch einen neuen Namen bekommen? Und werde ich meinen echten irgendwann vergessen?"
Jules Frage überraschte mich. Tatsächlich hatte ich nie darüber nach gedacht. Weder bei den anderen Mädchen, die immer weder da waren, noch bei Jule. 
,,Ich weiß es nicht. Es kommt ganz auf die Person an. Ich habe Ilija nur einmal getroffen und da haben sie nicht mehr viel gesprochen. Ich kann dir nicht mal sagen, ob er auf Gewalt steht oder nicht. Aber wahrscheinlich ist es so oder so schlimm, egal wo du landest.", sagte ich nachdenklich.
Jule nickte grimmig.
,,Ja, vielleicht hast du recht. Obwohl es mir bis jetzt gut geht. Dom hat mich nur einmal angefasst und das war auch schon alles... ich habe angst.", gab Jule schließlich zu und drehte sich zu mir um. Ich konnte Tränen erkennen.
,,Ich weiß und es tut mir leid, dass ich dir nicht helfen kann."
Ich fühlte mich wirklich schlecht. Immerhin war Jule jünger als ich. Trotz allem hat sie mehr von der Welt gesehen als ich. Aber was die Sachen mit so Männern, wie Dom anging, hatte sie keine Ahnung.
,,Ich meine... also nicht, dass ich geschlagen werde, es ist... nun.", stotterte sie und wurde rot.
Verwirrt runzelte ich die Stirn.
,,Was ist es?", fragte ich sie.
,,Also... wird dieser Ilija Sex mit mir haben wollen? Ich meine... es ist völlig unsinnig darüber nach zu denken, wo doch die Chance besteht, dass ich geschlagen werde. Aber ich bin Jungfrau und ich habe so eine Angst.", flüsterte sie. Dabei war sie jedoch so leise, dass ich mich anstrengen musste überhaupt etwas zu verstehen. Als ich sie aber verstand, wurde ich auch rot.
Es war eine Sache mit Dom oder Lukas zu schlafen, aber mit einem anderen Mädchen darüber zu reden, war... anders.
,,Also nun ja... Um ehrlich zu sein Jule. Glaube ich sehr wohl, dass man dich zum Sex zwingen wird. Dom gehört zu den Menschenhändler und da ist es... normal."

,,Es tut sehr weh, oder? Ich meine schlimmer, als manche sagen."
Ich schluckte und biss mir auf die Lippen. 
,,Ehm."
Sollte ich ihr sagen, dass es durch aus manchmal nicht schlecht war, zumindest mit Lukas. Dank ihm, wusste ich, dass es auch gut sein konnte.
,,Also..."
Jule nickte langsam.
,,Das hätte ich mir denken können. Ich meine, wenn man geschlagen wird, wird auch nicht darauf geachtet, dass es einem gefällt."
,,Über was redet ihr? Ihr solltet doch aufräumen!"
Jule und ich fuhren erschrocken zu Dom.
,,Nichts. Wir räumen sofort auf.", sagte ich schnell und machte zur Sicherheit ein paar Schritte zurück. Dom hob seine Mundwinkel. Ihm fiel bestimmt auf, warum ich versuchte ihm nicht zu nah zu kommen. Aber er sagte nichts, sondern schaute sich einfach in der Küche um.
,,Wenn ich an eurer Stelle wäre, würde ich mich beeilen.", sagte Dom schließlich und drehte sich um. Ich hörte, wie er die Treppen nach oben ging und dann eine Tür geschlossen wurde. 
Wahrscheinlich war er in seinem Schlafzimmer und arbeitete.
,,Du hast sehr viel Angst vor ihm.", stellte Jule fest.
,,Ja. Dom ist nicht gerade vorsichtig, wenn man ihn provoziert. Es ist besser übervorsichtig zu sein."

Jule sagte nichts mehr und putze weiter und um ehrlich zu sein, wollte ich nicht über Dom reden. Nicht mehr.
,,Es ist alles sauber, oder?", fragte Jule mich und schaute sich nochmal um. Ich tat es ihr nach und nickte dann.
,,Ja. Ich denke schon. Ich hole Dom. Warte du hier.", sagte ich und legte nun auch das Geschirrtuch wieder auf seinen Platz. 
Jule ließ sich auf den Stuhl sinken, während ich langsam die Treppen nach oben ging.
Als ich vor Doms Tür stehen blieb, hob ich zitternd meine Hand. Ich wusste nicht mal wieso ich jetzt Angst hatte. Immerhin würde Dom nur kontrollieren, ob alles sauber ist. Und es war alles sauber,  immerhin hatte ich alles selber geputzt.
,,Willst du ewig dort draußen stehen und warten?", kam es von der anderen Seite. 
Fast schon erleichtert ließ ich meine Hand sinken. 
,,Nein. Ich meine, wir sind fertig.", sagte ich und versuchte lauter zu sprechen, sodass Dom mich ganz sicher hören konnte.
Endlich ging die Tür auf. Und Dom lächelte mich an.
,,Manchmal verstehe ich dich überhaupt nicht. Du bist manchmal so voller Energie und dann bist du so wie jetzt... so voller Angst.", flüsterte Dom und nahm eine meiner blonden Locken in die Finger.
Ich schluckte schwer. 

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