Part 11

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-Flashback-

Die Sonne brennt auf mich herab. In den wenigen Momenten wo ich jetzt draußen bin, hab ich sicher schon einen Sonnenbrand bekommen. Hoffentlich gewöhnt sich meine Haut schnell an die Sonne, schließlich will ich nicht die ganzen Monate einen Dauersonnenbrand haben.

"Es ist wirklich wichtig, dass du das Tor hier immer abschließt. Die Taliban haben uns schon im Visier und wir wollen definitiv kein Risiko eingehen.", erklärt mir Mark. Er hat mich vom Flughafen abgeholt und führt mich jetzt umher. Irgendwie macht mir das ja schon Angst. Ich wusste von Anfang an, dass mein ganzer Aufenthalt hier ein großes Risiko ist. Mum und Dad haben es ja auch oft genug gesagt, nur um es mir auszureden. Aber ich bin 18, da kann ich sehr wohl meine eigenen Entscheidungen treffen und mit den Konsequenzen leben.

Außerdem möchte ich unbedingt Menschen helfen und wer würde meine Hilfe mehr brauchen, als Kinder in einem hochumkämpften Kriegsgebiet.
Der Spielplatz vor dem Haus ist wirklich schön. Das Paradis für Kinder. Schaukeln, Rutschen, Bäume zum Raufklettern und ein riesiger Sandkasten. Hier kann man die grausame Welt draußen wirklich vergessen.

"Wie wäre es, wenn du dich schonmal mit den Kindern vertraut machst. Ich bring deine Koffer rein und mach dann noch etwas Büroarbeit.", schlägt er vor und lächelt mich breit an. Ich hab ja schon etwas Angst. Was wenn die Kinder mich nicht mögen werden? Das wäre wirklich schrecklich, weil ich muss ja so viel Zeit mit ihnen verbringen und das wäre dann für beide Seiten nicht angenehm.

Mark bemerkt, dass ich mich etwas unwohl fühle und klopft mir aufmunternd auf die Schulter.
"Es gab noch kein Abendessen, also kann schon sein, dass sie dich auffressen." Wir fingen beide an zu lachen und ich boxe ihm gegen die Schulter. Er geht ins Hauptgebäude und ich beobachtete die Kinder. Und wie soll ich das jetzt machen? Soll ich zu den Kids gehen und sie fragen ob ich mitspielen kann oder mich lieber doch als Betreuerin vorstellen?

Warum hab ich mir da noch nie darüber Gedanken gemacht? Ich bin doch so blöd. Darüber sollte man sich doch Gedanken machen...

"Gib ihn mir zurück!"

Meine Gedanken werden durch das Schreien eines kleinen Mädchens unterbrochen. Mein Blick wandert in diese Richtung. Das besagte Mädchen steht umringt von älteren Jungs und sie werfen etwas hin und her. Die Kleine versucht es immer wieder zu fangen, aber erreicht es nicht. Daran haben die Jungs eindeutig Spaß, denn sie lachen sie eindeutig aus. Das ist gemein. Kinder können wirklich grausam sein. Es erinnert mich an meine Kindheit.

Wie von selbst gehe ich zu der Gruppe und möchte ihnen den Kuschelhasen wegnehmen, als ihn einer in den Sandkasten wirft. Das Kleine Mädchen fängt sofort an zu schreien und die Jungs natürlich zu lachen.

Mit fester Stimme sage ich: "Lasst die Kleine in Ruhe und sucht euch was anderes zum Spielen!"

Einer der Jungs, ich schätze ihn auf 9 oder 10 sagt: "Du hast uns gar nichts zu sagen!"

Ich bücke mich zu ihm runter und flüstere: "Oh das habe ich sehr wohl. Ich bin ab sofort hier Betreuerin und ihr sollt auf mich hören, wenn ich euch etwas sage. Habt ihr das verstanden?" Alle nicken eingeschüchtert und gehen dann weg.
Da ich mit den Jungs beschäftigt war, ist mir gar nicht aufgefallen, dass das Mädchen ins Gebäude gelaufen ist. Ich ging zum Sandkasten und holte den Hasen raus. Ich versuchte den Sand abzuklopfen, aber es ging einfach nicht. Er hat auch am Bein ein kleines Loch, wo schon etwas Futter rausfiel. Insgesamt sieht der ganze Hase etwas ramponiert aus. Ich nehme meine Handtasche in die andere Hand und gehe rein.

Den restlichen Kindern werde ich mich in ein paar Stunden vorstellen, oder zur Not erst morgen.

Ich habe mich in den Waschraum gesetzt, den ich nach langem Suchen endlich gefunden habe. Dort fing ich an den Hasen zu flicken und legte ihn danach in die Waschmaschine. Da ich nicht nutzlos rumstehen wollte, bis die Waschmaschine fertig ist fange ich an Wäsche auf- und abzuhängen. So habe ich mir meinen ersten Tag eigentlich nicht vorgestellt. Aber das kleine Mädchen hat mir so leid getan, ich will ihr unbedingt helfen. Außerdem muss ihr der Hase sehr wichtig sein, wenn sie ihn sogar mit nach draußen nimmt.

Between War and Love Where stories live. Discover now