Part 19

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"Okay Mäuschen, such dir schnell ein Buch aus. Es ist schon spät.", sage ich während ich sie auf den Boden absetze. Sie tapst zu dem Bücherstapel und legt ihren Kopf schief um die Buchtitel lesen zu können. Oh man sieht das niedlich aus...

Ich setze mich derweil auf den geringen Spalt Boden zwischen Alys Matratze und derer neben ihrer.

"Ähm... könntest du zumindest deine Schuhe ausziehen... bitte. Nicht dass sonst der ganze Schlafraum voller Sand ist.", stottert die nervöse junge Frau, die noch in der Tür steht. Ihr Mut und ihre Wut von vorhin scheint wie weggeblasen zu sein. Stattdessen ist sie jetzt ganz schüchtern und sieht sofort weg, als ich in ihre strahlenden Augen schaue. Auf mich wirkt es so, als würde sie sich schämen für den dummen Kommentar von vorhin.

Schnell stehe ich auf und ziehe meine Schuhe aus, bevor ich dann sie vor die Tür stelle. "Da hast du allerdings Recht. Der Sandmann kommt für die Kids noch früh genug.", schmunzle ich.

Ihr wunderschönes Lachen ertönt. Mein Spruch hat sie gerade echt zum Lachen gebracht. Ich spüre plötzlich eine fast unbekannte Wärme in meinem Herzen. Ob das von ihrem Lachen kommt?

Definitiv, denn so ein Gefühlt hatte ich schon ewig nicht mehr, um ehrlich zu sein noch nie. Ich habe noch nie gefühlt, wie mein Herz beim bloßen Kichern einer Person eine so starke Wärme ausstrahlt und es auch noch schneller schlagen lässt.

"Ich habe eins", schreit Aly und zieht eines der Bücher hervor. Schon von weitem erkenne ich am Einband was es ist. Die kleine Meerjungfrau.     Das ist eindeutig ihr Lieblingsbuch, duzende Male hab ich ihr es schon vorgelesen. Sie sehnt sich nach dem Meer, das habe ich bereits beim ersten Mal Vorlesen bemerkt. Sie findet alles was mit dem Meer zutun hat faszinierend, besonders natürlich die Meerjungfrauen und alte Mythen über sie. Sie war noch nie am Meer, sie hat noch nie das kalte Salzwasser an ihren kleinen Füßen gespürt und sie hat noch nie den erfrischenden Wind durch ihre Haare wehen gespürt. In diesem Moment habe ich ihr versprochen, dass ich dieses junge Mädchen irgendwann ans Meer bringe und ihr somit einen riesen Wunsch erfülle. Wie und vor allem wann ich das mache, weiß ich nicht... Aber ich halte meine Versprechen, das ist meine oberste Priorität.

Sie setzt sich auf ihre Matratze und ich decke sie mit der dünnen Baumwolldecke zu. Mich wundert es eh, warum sie überhaupt eine Decke braucht, so heiß wie es hier in diesem Raum ist. 

Abwartend sieht sie zu Amina, die immernoch unbeholfen im Türrahmen steht. Sie sieht aus wie ein scheues Reh, was irgendwie total süß wirkt. Sie tut mir leid. Vielleicht hätte ich doch lieber gehen sollen, als sie es gesagt hat. Schließlich hat sie sich so sehr auf die Zeit zurück bei Aly gefreut. Ich glaube, das war auch der Grund warum sie alles menschenmögliche gemacht hat umso schnell wie möglich gesund zu werden.

Aly streckt ihre kleine Hand nach der jungen Frau aus. Eine Geste die so viel Bedeutung hat. Sie sucht ihre Nähe, will sie bei sich haben... sie braucht Amina, wie ein Falschirmspringer seinen Fallschirm.


Zögernd kommt sie auf uns zu und setzt sich auf die andere Seite von Aly. Ich lasse mir meine innere Enttäuschung darüber, dass sie sich nicht neben mich gesetzt hat, nicht anmerken.

"Möchtest du?", frage ich Amina und halte ihr das Buch hin. Sie lächelt breit und nickt glücklich. Sie legt sich leicht neben Aly auf die Matratze und schlägt das Buch auf. Aly ist ab dem ersten Wort wieder vollkommen in ihrer Faszination Meer gefangenen. Ihre zierliche Hand umklammert zwei meiner Finger, während die andere Hand ihren Teddy fest im Griff hat. Ich glaube ich habe dieses Mädchen noch nie ohne ihren Plüschhasen gesehen... Dementsprechend ramponiert sieht er auch aus.


Ich fühle mich wie in Trance... Alles ist verschwommen. Nur Aly und Amina sind im Mittelpunkt meiner Aufmerksamkeit. Aminas wunderschöne Stimme erhellt den Raum. Das war auch der Grund, warum ich wollte dass sie die Geschichte vorliest. Ich wollte einfach ihre schöne Stimme hören. Sie klingt so sanft, so liebevoll... ihre Stimme ist schöner als der Klang jeden Windspiels auf Erden. Auf mich wirkt ihre Stimme auch extrem entspannend, so als würde sie all die Wut und Lasten in mir entfernen und mein Herz mit noch mehr Wärme für sie füllen.

Sie ist vollkommen in ihrem Element - Zeit mit Kindern verbringen, das ist was sie im Herzen erfüllt. Das spürt jeder Blinde. Ihre Augen strahlen sobald sie von Kindern umgeben ist. Meine Sehnsucht nach dem Strahlen ihrer Augen für mich wird immer größer. Auch die Sehnsucht nach dem Küssen ihrer zarten Lippen. Was würde ich nicht alles für nur einen einzigen Kuss tun... Es hört sich so kitschig an, aber mehr möchte ich doch eigentlich nicht.


Meine Gedanken schweifen wieder ab...

Ich stelle mir gerade die selbe Situation in einem schönen Haus inmitten von Georgia vor. Amina sitzt in unserem Bett, umringt von 4 Kindern, die alle gespannt ihrer Stimme lauschen und sich an sie kuscheln.  "Ist da auch noch Platz für mich?", frage ich, als ich die Szene genug beobachtet habe. Der jüngste Junge sagt gleich: "Daddy..." und streckt seine Arme nach mir aus. Grinsend setze ich mich neben Amina und nehme zwei der Kinder auf den Schoß. Sofort ist all der Stress des Tages vergessen. Alles was jetzt noch zählt ist meine perfekte kleine Großfamilie...


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Na was haltet ihr von Ryan's Träumerei? Ist es zuviel oder noch kitschig süß? :D


Between War and Love Where stories live. Discover now