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Ein verschmitztes Grinsen legte sich auf seine Züge und er kam langsam näher. Seine Schritte waren langsam und schwer, als würde er beabsichtigen, möglichst furchteinflößend zu klingen.
Seine linke Hand war lässig in seiner Hosentasche vergraben, während die andere einen metallenen Baseballschläger hielt, der auf seiner Schulter ruhte.
Seine zerrissenen Jeans gepaart mit dem dunklen Oberteil und der schwarzen Lederjacke komplettierten das Bild eines Rebells. Und das Sahnehäubchen bildete der fingerlose Handschuh mit dem er den Griff fest umschlungen hielt.
Seine Haare, die von Natur aus verwegen zu sein schienen, schob er mit einer lässigen Bewegung seiner Hand aus seiner Stirn, um seinen Gegenüber genauestens unter die Lupe nehmen zu können.
"Na sieh mal einer an; wen haben wir denn hier? Eine kleine wehrlose Prinzessin", seine Stimme war tief und rauchig und jagte ihr einen Schauer über den Rücken. Der triefende Spott in seinem Ton war trotz des angenehmen Basses unüberhörbar.
Sie spürte, wie sich ein mulmiges Gefühl in ihr breit machte, die Alarmglocken in ihr schrillten so laut wie noch nie zuvor; dieser Junge war gefährlich, unberechenbar, doch trotzdem fühlte sie sich auf eine abstruse Art und Weise zu ihm hingezogen. Er war attraktiv und irgendwie faszinierend, obwohl ihr durchaus bewusst war, dass sie sich nicht auf ihn einlassen sollte.
Langsam fing er an sie zu umkreisen, wie ein Jäger, der seine Beute im Visier hatte und nur noch auf dein richtigen Moment wartete, um sie zu verschlingen, aber nicht bevor er seinen Spaß hatte.
"Was machst du an einem Ort wie diesem, noch dazu um so eine Uhrzeit?", wollte er nun wissen und der Hohn in seiner Stimme wurde durch ein gefährliches Grollen ersetzt. Die Spielzeit war scheinbar vorbei.
Sie unterdrückte ein Grinsen.
Ja, er war gefährlich und auch stark. Sie kannte ihn, hatte sie doch schon genügend Gerüchte über ihn gehört, die seine Blutlust und Brutalität nur unterstrichen. Und ihm jetzt so gegenüberzustehen, ließ ihn ihr die Klarheit aufkommen, dass keine dieser absurden Geschichten erfunden waren. Doch sie war keineswegs eine -kleine wehrlose Prinzessin-, wie er vermutete. Sie hatte ihre Gründe, warum sie mitten in der Nacht, gekleidet in der Dunkelheit, durch den gefährlichsten Teil der Stadt streifte.
"Ich glaube, ich habe dich etwas gefragt Püppchen", machte er sie nun auf sich aufmerksam und der amüsierte Gesichtsausdruck war wie weggewischt.
Er wird also schnell aggressiv, wenn man ihm keine Beachtung schenkt, interessant, dachte sie vergnügt.
Er war vor ihr zu einem Stand gekommen und starrte missgelaunt auf sie nieder.
Wie um ihrer Rolle gerecht zu werden, wich sie nach hinten zurück und jaulte auf, als sie die Wand in ihrem Rücken wahrnahm.
Das könnte zu einem Problem werden, denn sie hatte sich gerade eine signifikante Fluchtroute verbaut.
Nun zog er seine Lippen wieder zurück, wie um zu lächeln, doch diesmal sah es so aus, als würde er die Zähne fletschen und ihr wurde flau zumute. Sie wusste, was sie konnte, doch sich zu überschätzen, würde sie nur den Kopf kosten, sie musste also so schnell wie möglich hier raus.
Sie blickte sich schnell um und überlegte, einfach loszusprinten.
Als hätte er ihre Gedanken gehört, rammte er die Spitze seines Schlägers gegen die Wand neben ihrem Kopf und blockierte somit auch den Weg nach rechts.
Mit einem letzten Schritt auf sie zu, lehnte er seine linke Hand auf der gegenüberliegenden Seite gegen die Wand und sperrte sie damit gänzlich ein.
Nun blieb ihr nur noch eine einzige Möglichkeit: Der Überraschungsmoment.
Sie legte den Kopf in den Nacken, um ihn anzuschauen und versuchte sich noch weiter in die Wand zu drücken. Sie musste den richtigen Augenblick abpassen, denn sie hatte nur diese eine Chance. Wenn sie diese verspielte, war es aus.
Langsam lehnte er sich zu ihr hinab, sodass sie auf einer Augenhöhe waren und knurrte leise: "Was ist los? Bist du so verängstigt, dass du nicht einmal mehr reden kannst?"
Ein selbstgefälliges Schnauben verließ seine Lippen und er lehnte seinen Unterarm flach gegen die Wand neben ihr.
Seinen Kopf leicht schief legend, kam er immer näher, bis sie sich dazu entschloss, in Aktion zu treten.
Schnell zauberte sie ein kleines Messer hervor und hielt es ihm an die Kehle.
"Keineswegs; ich mag es lediglich nicht, mich mit Leuten wie dir abzugeben", erklärte sie ihm und ihre Stimme klang ruhiger, als sie sich fühlte.
Eine seiner Brauen fand ihren Weg in die Höhe und er erschien minder beeindruckt. Das ein Messer an seiner Kehle ruhte, schien ihn dennoch keinesfalls zu beunruhigen; im Gegenteil, er freute sich fast darüber, wie sie dem Aufblitzen in seinen Augen entnehmen konnte.
"Interessant; du bist mutig", säuselte er und starrte tief in ihre Augen.
Seine linke Hand glitt von der Wand und legte sich an die Seite ihres Halses. Sie unterdrückte ein Zucken und hielt seinem durchdringen Blick stand.
"Oder einfach nur total dumm", lachte er gellend, legte seine Hand mit einer fließenden Bewegung ganz um ihren Hals und drückte leicht zu. Sie erwiderte die Aktion, indem auch sie den Druck auf seinen Kehlkopf erhöhte.
Eine Pattsituation war entstanden.
Keiner der beiden gab nach und sie schauten sich an.
"Mich kannst du mit deiner groben Fassade nicht täuschen oder gar ängstigen; du bist nur ein kleiner Bengel", gab sie zurück und grinste ihn herausfordernd an.
Das Blitzen in seinen Augen wurde durch etwas dunkles ersetzt und seine Augenbrauen zogen sich wütend zusammen.
"Wenn ich du wäre, würde ich auf meine Wortwahl achten, Kleines", warnte er sie und seine Stimme war nicht mehr als ein tiefes Grollen.
Er ließ den Schläger fallen und packte ihr Handgelenk, um es gegen den rauen Putz des Gebäudes zu rammen.

© cremo

Min Yoongi X Reader (gang au)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt