Erwischt

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Es ging wochenlang gut, dass mich niemand fand. Immer, während der Unterrichts, schloss ich mich in die einzelne Behindertentoilette ein. Ich wollte nur sicher gehen, dass ich unentdeckt blieb. Doch letztens wurde ich dann doch erwischt. Die Frau, die den Grundschulkindern das Essen austeilte, hatte mich erwischt, als ich mir etwas von den Resten nehmen wollte. Nur über ihre Reaktion war ich etwas verwundert. "Du bist doch das Mädchen, wonach in der ganzen Stadt gesucht wird?" Ich nickte zögerlich. Sie deutete, dass ich mich setzten sollte. Ich hätte jetzt eher mit einer Standpauke gerechnet und dass sie mich zur Polizei schleppen will. "Na, dann erzähl doch mal, warum du einfach abgehauen bist." Glaubt die etwa, dass ich der jetzt hier meine halbe Lebensgeschichte erzähle? "Ich kann auch zur Polizei gehen und sagen, dass ich dich gefunden habe." Was blieb mir da jetzt noch anderes übrig. Also erzählte ich ihr alles von Anfang an. Sie nickte zwischendurch immer wieder. "Oh man, na dann kann ich verstehen, dass du angehauen bist", sagte sie verständnisvoll, nachdem ich fertig war mit erzählen. "Aber deine Eltern machen sich bestimmt große Sorgen." Ich lachte gespielt auf. "Ich hätte mich nicht gewundert, wenn denen nicht mal aufgefallen wäre, dass ich nicht mehr da bin." Mit einem geschockten Blick schaute sie mich an. Was für sie unvorstellbar anscheinend war, war für mich Alltag. Doch dann schien sie zu überlegen. "Ich werde mich damit zwar strafbar machen, doch ich kann dich nicht an die Polizei übergeben. Ich mache dir einen Vorschlag: Du hilfst mir jetzt jeden Tag hier mit den Kinder. Im Gegenzug bekommst du etwas zu essen und ich halte dicht. Außerdem kannst du mit mir dann reden und musst nicht alles in dich reinfressen. Ist das nicht ein Deal?" Freudig stimmte ich zu. Wenn ich ehrlich bin tat es auch gut mal mit jemanden über die ganze Situation zu reden. "Mam, bist du da?", rief jemand. Sofort sprangen wir beide gleichzeitig auf. Ich wurde hinter die Theke geschoben und runter gedrückt. Kaum saß ich ging auch schon die Tür auf. "Ja mein Sohn, was gibt's?", fragte sie. Diese Stimme kannte ich nach dem Tag, wo ich abgehauen bin, zu gut. "Hast du vielleicht noch etwas zu Essen über? Ich habe richtig Hunger", fragte Seokjin. Seine Mutter schüttelte nur den Kopf. Er gab nur ein genervten Laut von sich. "Jin, was ist los? Du bist in letzter Zeit sehr oft genervt." Okay, seine Probleme können die beiden auch besprechen, wenn ich nicht dabei bin. "Na ja, das Mädchen, was vermisst wird, ist los. Ich kann es nicht finden." Verwirrt sah ich zu seiner Mutter hoch. Diese versuchte sich so gut es geht nichts anmerken zu lassen. Zumindest dachte ich das. "Aber wieso suchst du es überhaupt? Das übernimmt doch die Polizei schon", antwortete seine Mutter. "Ich muss wieder etwas gut machen bei ihr, nur das kann ich nicht, wenn sie weg ist. Außerdem ist es das mindeste was ich für sie tun kann nach all dem, was vorgefallen ist", sagte er mit Reue in der Stimme. Was hatte er mir denn bitte getan? Auch seine Mutter schien verwundert zu sein. Seokjin setzte gerade an zu reden, da hörten wir die Schulklingel. War ja klar, dass irgendwas dazwischen kam. Als er weg war, stand ich auf und seine Mutter und ich schauten uns verwundert an. "Komm, du isst jetzt erstmal was und dann sehen wir weiter." 

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