24. Kapitel

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"Jade besuchen! Was sonst?" Phillip stieß Till weg, sodass er gegen den Schrank knallte, der dabei bedrohlich wackelte. Seine Augen färbten sich sofort gelb und er sprang wieder auf Phillip. Wenn das so weiter ging würden sie in Wolfsgestalt vor mir stehen. Ich versuchte aufzustehen, aber meine Schulter machte das nicht mit. Ein stechender Schmerz durchfuhr meinen Körper, der mich zwang, mich wieder zurückzulehnen. "Hört sofort auf!" Schrie ich, aber keiner von den beiden beachtete mich. Phillip wurde gerade von einem knurrenden Till zu Boden gedrückt. Die schwarzen Adern überdeckten bald die ganze Haut der beiden. Bei meinem Freund schlängelten sie sich schon ins Gesicht. Er stieß ein Jaulen aus und seine Klamotten zerissen. Seine schwarze Wolfsgestalt beugte sich über, den jetzt zerbrechlich wirkenden blonden Jungen. Kurz danach verwandelte sich Phillip auch und stieß dabei Till von sich. Sein graues Fell sträubte sich und seine gelben Augen funkelten wütend. Sie fletschten die Zähne und gingen in Kampfstellung. Wenn jetzt jemand herein kommt, ein Arzt, eine Schwester, jeder könnte es sehen und würde vor Schreck laut losschreien und jeder im Krankenhaus würde wissen, dass sich in meinem Zimmer zwei Werwölfe befanden. Als gerade Till's Zähne in das Fleich des anderen Wolfes einschlugen, bewegte sich die Türklinke. Wie erstarrt blickte ich in die Richtung. Bitte komm' nicht hier rein. Bitte komm' nicht hier rein. Doch das half nichts - die Tür öffnete sich. Meine Mom stand stock steif im Türrahmen. Jetzt musste ich handeln, denn sie war kurz davor aufzuschreien. "Mom, mach die Tür zu!" Sie sah von den riesigen Wölfen, die sich blutig kratzten, zu mir und dann wieder zu ihnen. "Schließ die Tür! Vertrau mir!" Schrie ich noch einmal. Erleichterung durchströmte meinen Körper, als sie die Tür zuschlug und einen Stuhl unter die Klinke stellte. Einen Herzschlag später wurde wie wild daran geklopft. "Was ist da drin los?", rief die Stimme des Doktors. "Jade bleib wo du bist!"rief meine Mom. "Nein! Ich regel das!" Ich zwang mich aufzustehen, trotz des Schmerzes. "WAS?!" Meine Mom zitterte am ganzen Körper. Ich musste das jetzt tun. Ich schloss meine Augen und konzentrierte mich auf meinen Wolf. Mein Körper kribbelte und ich spürte wie meine Augen sich verfärbten und machte sie wieder auf. Als meine Mom das sah schlug sie die Hände vor den Mund. Schwarze Adern waren an meinem Handrücken zu erkennen und es dauerte nur ein paar Sekunden, dann stand ich nun auch als Werwolf da. Mom riss die Augen auf. Meine Schulter tat immer noch weh. Ich humpelte zwischen Till und Phillip deren Felle blutgetränkt waren. Ihr hört jetzt auf der Stelle auf oder ich reiß euch die Ohren aus! Fuhr ich sie in Gedanken an. Sie zuckten zurück, duckten sich unter mir und gaben ein leises Winseln von sich. Der Stuhl an der Tür gab allmählich nach und die beiden Jungen sprangen durch die Scheibe aus dem Fenster - zum Glück war ich im Erdgeschoss untergebracht. Ich sah meine Mutter mit einem eindringlichen Blick an, mir aus dem Fenster zu folgen. Sie zögerte, aber dann entschied sie sich für mich und ich rannte mit meiner Mom auf dem Rücken über das Feld, welches sich hinter dem Krankenhaus erstreckte, nach Hause.

WolfsblutWhere stories live. Discover now