Rivals for Life - Rivals for Eternity

Long time no see...

Dieser Typ hatte sie doch nicht mehr alle. Für wen hielt er sich, sie einfach so in seine dämliche Tasche zu stecken?!
Andererseits...konnte sie nicht leugnen, dass es schön warm und gemütlich war. Das bildete durchaus einen großen Kontrast zu den feuchten Gassen, in denen sie normalerweise ihre Nächte verbrachte.
Auch wenn Dämonen keinen Schlaf, generell keine Erholung brauchten, so waren sie einer Nacht in einem bequemen Bett dennoch nicht abgeneigt. Ab und an ein Nickerchen zu halten war durchaus angenehm. Und obwohl sie es ungern zugab, der Stoff aus dem dieses Jackett gemacht war, er war einfach himmlich. Das leichte Ruckeln, das durch die Kutsche verursacht wurde, wirkte zusätzlich beruhigend.
Und schon nach wenigen Minuten fiel sie in das Reich der Träume.

Doch viel Schlaf war ihr nicht vergönnt. Die Fahrt dauerte nicht lang. Genervt streckte sie sich (so gut es in der engen Tasche eben ging), als sie spürte, wie die Kutsche stoppte. 

"Wir sind da, junger Herr". Gedämpft nahm sie die Stimmen um sich herum durch den Stoff, der sie umgab, wahr. Der Butler setzte sich in Bewegung.    

  HATSCHI!!! 

"Ihr müsst euch erkältet haben, mein Lord, ich werde euch sogleich ein Bad einlassen". Lilly bemerkte eine leichte Vibration im Brustkorb des Butlers, als dieser ein leises Lachen von sich gab. 

"Nein, nicht nötig. Mir geht es bestens, ich will lediglich schlafen. Vermutlich ist es nur meine Allergie".
"Aber junger Herr, es scheinen sich keine Katzen in der Umgebung zu befinden".

Ha, der war gut! Wenn sie keine Katze war, was dann? Sie konnte sich nicht daran erinnern, sich stattdessen in eine Eidechse verwandelt zu haben.  

"Begebt euch doch bereits in euer Schlafgemach. Ich werde euch, wie versprochen, eure heiße Milch zubereiten und in wenigen Augenblicken bei euch sein". Kurz nachdem er diese Worte ausgesprochen hatte, spürte sie einen extremen Luftzug. So, als würde er sich mit rasanter Geschwindigkeit fortbewegen. Oh warte, natürlich. Dämon.
Nach nur wenigen Sekunden hielt er an und griff nach dem kleinen Geschöpf in seiner Tasche. Er hielt das Kätzchen vor sein Gesicht, begutachtete sein glänzendes, schwarzes Fell und die leuchtend blauen Augen. 'Welch ein wunderschönes Wesen', dachte er sich.

Und während der schwarzhaarige Butler in Gedanken von der Katze in seinen Händen schwärmte, bekam diese beinahe einen Herzinfarkt, als sie endlich einen genauen Blick auf ihren Entführer werfen konnte.   

'Er ist es! Ich wusste doch, dass er mir bekannt vorkam! Ja! Endlich hab ich ihn gefunden!', dachte sich wiederum das "wunderschönes Wesen". Doch so gefährlich sah er auf einmal nicht mehr aus. Seine Lippen zierte ein verträumtes Lächeln und seine Wangen nahmen einen rosafarbenen Ton an. Wäre da nicht ihr Zusammentreffen vor gut 200 Jahren gewesen, bei dem er sie beinahe kaltblütig ermordet hatte, würde sich jetzt daran zweifelt, dass es sich bei ihm tatsächlich um einen Dämonen handelte.
Bevor sie weiter an der Person vor ihr zweifeln konnte, wanderte diese, sie immer noch in den Händen haltend, zu einem Schrank am anderen Ende des Raumes. Er öffnete die Türen und setzte sie dort drin ab.
"Ich bin bald wieder da, meine Liebste".
Die Türen schlossen sich und sie hörte, wie er den Raum verließ.
Was zur Hölle sollte das jetzt wieder?! Erst entführte er sie, das unschuldige, kleine Kätzchen und sperrte sie dann noch hier ein?! Wäre ihr seine Stärke nicht bewusst, wäre er kein Dämon, dann hätte sie ihm dafür schon längst das Gesicht zerkratzt! Ihn in Gedanken verfluchend ließ Lilly ihren Blick durch das überraschend geräumige Möbelstück gleiten und ihr stockte der Atem. Sie war nicht allein. Nein, das Gegenteil war der Fall. Hier saßen noch gut zwanzig weitere Katzen! Also, echte Katzen, keine verwandelten Dämonen.
Sie fragte sich, wie lange sie sich schon in diesem Schrank befanden. Doch irgendwie wollte sie die Antwort gar nicht wissen. Hauptsache er versorgte die Katzen ausreichend und gab ihnen ab und an Auslauf. Komischer Katzen-Opa.