the AliceMontroseGmbH presents ...

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Trailer!
Oder so ähnlich. Oh Wunder, Oh Wunder, es gibt also tatsächlich ein weiteres Kapitel in diesem Jahr. Und das alles nur dank jackyeffekt, die mich gefragt hat, ob ich mal über dieses Thema schreiben würde.

Zugegebenermaßen bin ich alles andere als ein Experte was Trailer angeht, kann dementsprechend nur bedingt auf Qualitätsmerkmale und Ähnliches eingehen, aber ein paar Dinge fallen auch mir als Laien auf.

Als ich das erste Mal etwas von Trailern auf Wattpad gehört habe, war ich völlig verwirrt. Trailer macht man doch für Filme, nicht für Bücher. Und selbst wenn man Trailer für Bücher macht, kann man das dann überhaupt Trailer nennen?
Meine anfängliche Meinung zu diesem Thema war bestenfalls schlecht; aus irgendeinem Grund war ich der festen Überzeugung, Trailer für Bücher würden allein aus eingeblendeter Schrift bestehen - woraus sich mir kein Sinn erschließen wollte.
Tja, falsch gedacht.

Denn Trailer auf Wattpad, meine Damen und Herren, sind alles andere als langweilig (über den Sinn reden wir später). Sie protzen mit großen Namen der Filmproduktion, von Lionsgate über 20th Century Fox bis hin zu Warner Bros, unterlegen die Videosequenzen mit passender Musik und verwenden nur beste Qualität.
Versteht mich nicht falsch, ich zolle jedem, der Trailer erstellt, höchsten Respekt (was angesichts meiner bescheidenen Talente auf diesem Gebiet nicht verwunderlich ist), aber manchmal ist es doch ein wenig dick aufgetragen.

Aber nochmal zurück auf Anfang: Wozu braucht ein Buch bitte einen Trailer?
Ja, das ist die große Frage, auf die wir wohl keine befriedigende Antwort finden werden. Ich denke, es hängt damit zusammen, dass man mit Trailern eher die Aufmerksamkeit der Leser auf sich ziehen und sie womöglich eher zum Lesen überzeugen kann. Inwiefern das funktioniert ist natürlich die andere Sache. Ich zum Beispiel bin meistens zu faul, überhaupt zu warten, bis der Trailer lädt, und fange lieber schonmal an zu lesen. Aber andere sind vielleicht nicht ganz so ungeduldig.
Und ich muss ganz klar sagen: wenn der Trailer wirklich gut gemacht ist, kann er durchaus nützlich sein. Prinzipiell ist zwar der Klappentext der eigentliche Trailer eines Buchs, aber besonders wenn man den nicht sonderlich gut hinbekommt, kann ein Trailer ein passender Ersatz sein. Vor allem dann, wenn er neugierig auf das Buch macht.
Es gibt sicher Leute, die argumentieren würden, dass das Ansehen von Trailern bereits die Fantasie einschränkt, weil man dann automatisch die Schauspieler als die jeweiligen Charaktere ansieht, aber auch darüber ließe sich wohl streiten.

Fest steht in jedem Fall, dass Trailer ihren festen Platz im Wattpad-Universum haben. Ich war so frei, mich trotz meiner eigentlichen Ungeduld in verschiedene Trailerbücher zu stürzen und einige Exemplare anzusehen.
Interessant ist ja schon das erste Kapitel, in aller Regel das Anmeldeformular, eventuell mit Beispieltrailer. Ich finde es unheimlich faszinierend, wie einige der Trailermaker aus extrem wenigen Informationen Trailer erstellen können. Ehrlich. Ich wäre überfordert, wenn ich lediglich den Titel, Autor, kurze (entspricht oft wenigen Sätzen) Zusammenfassung und erwünschte Schauspieler kennen würde. Wenn dann noch erwünschte Stimmung, Musikwünsche und Textvorschläge dazu kommen, würde es mir schon ein wenig besser gehen. Vollkommen bereit würde ich mich wohl aber nur fühlen, wenn ich das Buch tatsächlich gelesen hätte.
Womit wir auch schon beim nächsten Punkt sind. Unglaublich, wie Autoren sich Trailer für Bücher erstellen lassen können, die noch gar nicht oder nur zu einem Zehntel geschrieben sind. Da müsste ich schon befürchten, dass ich meine anfängliche Idee für irgendetwas plötzlich radikal ändere und es dann nicht mehr zum Trailer passt.

Eigentlich hatte ich mich auf ... anspruchslose Trailer eingestellt, aber tatsächlich waren jene, die ich mir angesehen habe, wirklich gut (soweit ich das beurteilen kann). Mal mehr, mal weniger, aber doch gut. Sowohl in den älteren als auch neueren, in den bekannten und unbekannten Trailerbüchern. Blöderweise habe ich wohl nur die guten erwischt, aber ein paar klassische Clichés sind mir doch noch eingefallen, und ich habe mein persönliches Worst-Case Ranking erstellt. Viel Spaß!

Platz 3:
Der gesamte Inhalt wird verraten. Ist zwar nur Vermutungssache, da ich die Bücher nicht kannte, aber es war doch ziemlich offensichtlich, dass die wichtigsten Punkte und Plotwendungen bereits im Trailer verraten wurden.
Schade, dass sie das mit echten Filmtrailern gemeinsam haben. Die verraten ja oft genug auch schon fast alles oder zumindest alle lustigen Szenen (wer Fack ju Göthe kennt, wird mir zustimmen).

Platz 2:
Rechtschreibfehler. Traurig, aber wahr. Auch in Trailern mit sehr wenig Text erscheinen zum Teil Fehler. Und die kann man dann wirklich nicht mehr als Tippfehler ausgeben.

Platz 1:
"Das ist Lisa. Sie ist eine ganz normale Schülerin/graue Maus ..."
Mein persönlicher Worst-Case, einfach weil ich erstens aus Prinzip gegen "Das ist ..." bin (gilt übrigens auch für Klappentexte, bei denen dann fünf positive (= good Girl) beziehungsweise negative (= Bad Boy) Eigenschaften aufgezählt werden) und zweitens den Titel graue Maus verabscheue. Diese Betitelung wird immer mal wieder verwendet und das Beste daran ist ja, dass die graue Maus von einer Schauspielerin mit hüftlangen blonden Haaren, umwerfenden Augen und einem Haufen Make-up verkörpert wird. Passt absolut in meine Vorstellung einer grauen Maus.
...

Sei's drum.
Wenn man einmal vom Inhaltlichen absieht, streiten sich die Geister auch hinsichtlich der Gestaltung. Mal werden 7/10 Textfelder und 3/10 Videosequenzen/GIFs/Bilder gezeigt, mal ist es genau anders herum. Bei einem der Trailer bin ich mir doch ein bisschen verarscht vorgekommen, weil die Textfelder mit jeweils ca. ein bis zwei kurzen Sätzen so lange eingeblendet waren, dass ich sie fünfmal lesen konnte, bei einem anderen war die Schrift weiß auf hellem Grund und somit allenfalls zu erraten.
Was genau nun besser ist, ist schwierig zu beurteilen. Je mehr Textfelder, desto besser lässt sich der Inhalt des Buchs vermitteln, gleichzeitig verrät man dabei auch mehr. Das muss jeder selbst entscheiden, würde ich sagen.
Musikalische Untermalung ist auch immer so eine Sache. Manchmal sollen die Autoren sich ein Lied wünschen, aber selbst wenn genau dieses Lied verwendet wird, entspricht das Ergebnis nicht der eigenen Vorstellung. Und wer ist dran Schuld? Die GEMA! Die nämlich die originalen Versionen nicht genehmigt/verhindert, dass man sie verwenden kann (falls das nicht ganz so ist, klärt mich bitte auf - das war nur das, was ich zwischen den Zeilen gelesen habe). Dann kann es schnell mal vorkommen, dass die ursprünglich rockige Atmosphäre plötzlich melancholisch ist, weil die verwendete Coverversion nichts anderes hergibt. Blöd gelaufen, was?
Ohne arrogant klingen zu wollen, wenn ich Trailer erstellen und merken würde, dass die Coverversion nicht dieselbe Atmosphäre des Original Liedes hat, würde ich entweder eine Rückmeldung vom Auftraggeber holen oder auf eigene Faust ein besser passendes Lied verwenden (was viele Trailermaker vermutlich auch tun).

Zum Schluss noch ein kurzer Appell (an alle, die leichtfertig mit Trailer(makern) umgehen, die anderen müssen sich nicht angesprochen fühlen), ist ja schließlich Weihnachten. Wenn ihr jemanden beauftragt, euch einen Trailer zu erstellen, dann meckert nicht nach drei Tagen rum, weil er noch nicht fertig ist, und tauscht ihn auch nicht zwei Tage nach Erhalt wieder aus. Da steckt nämlich echt verdammt viel Arbeit drin.

Frohe Weihnachten euch allen! Denkt dran, es ist das Fest der Liebe, also legt das Handy am Abend zur Seite und genießt die Zeit mit eurer Familie. (Oder auch nicht. All jene, die anstrengenden Familienbesuch haben: ihr steht das durch!)

Wattpad und seine PhänomeneWhere stories live. Discover now