Kapitel 14

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Am nächsten Morgen werde ich liebevoll von einer Krankenschwester geweckt.
"Guten Morgen. Wie geht es dir? Wenn du noch schmerzen hast, sag Bescheid und ich bringe dir Schmerzmittel. Hier ist dein Frühstück, Liebes."
Mit diesen Worten lächelt sie mich noch einmal an, bevor sie wieder das Zimmer verlässt.
Kurz bleibe ich noch ruhig liegen, bevor ich mich vorsichtig aufsetze.
Erst jetzt, wo das Frühstück direkt vor meiner Nase steht, fällt mir erst auf, wie viel Hunger ich habe.
Kein Wunder, ich habe ja auch seit gestern Morgen nichts mehr gegessen.
Auf dem Tablett steht eine Tasse Tee, zwei Scheiben Brot, Käse, Marmelade und sogar ein weichgekochtes Ei.
Mhm, Lecker!

Kaum habe ich das letzte Stück Brot herunter geschluckt, wird auch schon die Zur schwungvoll geöffnet.
Ein junger Mann, ungefähr in Julien's Alter, kommt herein und lächelt mich an.
Er trägt eine weiße Hose und einen ebenso weißen Kittel. Darunter ist ein hellblaues Hemd zu erkennen.
"Guten Morgen, Charly. Mein Name ist Max Miller. Ich bin dein behandelnder Arzt. Wie geht es dir?"
Er ist sehr groß, sicher 1.90, hat kurze, blonde Haare und eisblaue Augen.
Wow!
Er kommt auf mich zu und setzt sich auf den unteren Teil meines Bettes.
"Ich habe immer noch höllische Kopfschmerzen und sehe nichts aus dem linken Auge." sage ich wahrheitsgemäß.
"Du hast eine schwere Gehirnerschütterung erlitten und dein Auge ist komplett zu geschwollen. Das wird noch einige Tage so blieben. Und dazu wird dein Gesicht schön bunt werden, das kann man langsam auch schon sehen."
Während er redet, schaut er mir starr in die Augen und legt nun sogar eine Hand an meine rechte Wange.
Was soll das werden?!
"Auf mich macht das den Eindruck, als hätte dich jemand verprügelt. Passiert das öfter?" fragt er mich ganz Ernst.
Bitte was?!
"Hören Sie, das war ein Unfall, okay? Mein Kumpel Luke wusste nicht das ich diejenige bin, die hinter ihm steht. Er hat das nicht mit Absicht getan!"
Ich bin mir nicht sicher, ob er mir das glaubt, aber trotzdem nickt er zustimmend.
"Gut. Ich werde heute Nachmittag noch einmal nach dir schauen. Ich schätze, du musst noch ungefähr zwei Tage hier blieben, damit wir deine Gehirnerschütterung im Auge behalten können. Falls es dir schlecht wird, kommt das auch von der Gehirnerschütterung, das ist ganz normal."
Er nickt mir ein letztes Mal zu und verschwindet dann wieder aus dem Zimmer.
Ich stelle mein Tablett wieder weg und hole mein Handy aus der Schublade.
Zwei Anrufe von meinen Eltern, vierzehn von Resa und fast hundert von Luke!
Der arme Kerl macht sich sicher unglaubliche Vorwürfe.
Ich tippe auf die Nachricht, die vor ungefähr fünfzehn Minuten eingegangen ist.
Sie ist von Julien.

Guten Morgen, Süße. Ich hoffe, dir geht es schon etwas besser? Bis heute mittag. J.

Lächelnd tippe ich schnell eine Antwort ein und lege mein Handy dann wieder weg.

Gegen elf Uhr klopft es leise an die Tür.
Als sie sich öffnet, streckt Resa den Kopf herein, als sie mich dann aber sieht, kommt sie auf mich zu gestürmt und nimmt mich vorsichtig in den Arm.
"Gott, Charly. Ich hab mir solche Sorgen um dich gemacht! Wie geht es dir?"
Ihre stürmische Begrüßung bringt mich kurz zum Lachen.
"Es geht mir schon viel besser. Aber müsstest du jetzt nicht noch in der Schule sein?" frage ich sie gespielt ernst.
"Ich Schule.. Wenn ich da einmal fehle, ist das nicht weiter schlimm. Du bist jetzt wichtiger! Mister Murphy hat mich gestern ja nicht mehr zu dir gelassen." sagt sie schmollend.
"Warum war er überhaupt so spät noch bei dir?!"
Oh, oh..
"Naja, da meine Eltern ja nicht da sind, konnte er bei mir bleiben, weil ich ja noch nicht volljährig bin." rede ich mich raus und zum Glück kauft sie mir das auch ab.
"Luke geht es richtig dreckig! Er macht sich solche Vorwürfe!" teilt sie mir mit.
"Er hat mich auch schon etliche Male versucht anzurufen, aber mir geht es noch nicht so gut. Deshalb habe ich ihn noch nicht zurück gerufen."
"Das war wirklich ein schreckliches Bild, dich da so reglos liegen zu sehen! Ich dachte, du seist Tod.." sie bricht ab und fängt bitterlich an zu weinen.
Ich nehme sie beruhigend wieder in den Arm und tröste sie.

Über zwei Stunden später verabschiedet sie sich wieder von mir, weil sie sich noch mit Philipp trifft. Dem Kerl, der ihr wohl mächtig den Kopf verdreht hat und den sie uns immer noch nicht vorgestellt hat.
Kaum ist sie zur Tür raus, schreibe ich auch schon Julien.

Gedankenverloren liege ich im Bett und starre aus dem Fenster, direkt auf den Hubschrauber Landeplatz.
In den letzten paar Tagen ist mal wieder eine Menge passiert.
Und wenn ich es jetzt mal ganz egoistisch betrachte, ich es eigentlich alles die Schuld von Liam.
Hätte er mich nicht so behandelt, würde ich jetzt sicher nicht hier im Krankenhaus liegen.
Ich hätte wirklich niemals gedacht, dass Liam so sein kann. So kenne ich ihn absolut nicht.
Aber andererseits weiß ich nicht, ob zwischen Julien und mir dann alles so gekommenen wäre, wie es nun ist.

Plötzlich legt sich eine warme Hand auf meine und reißt mich somit schreckhaft aus meinen Gedanken.
Julien sitzt vor mir und lächelt mich entschuldigend an.
Ich habe gar nicht mitbekommen, dass er gekommenen ist...
"Wie lange sitzt du schon hier?" frage ich ihn.
"Etwa zehn Minuten. Du warst so in Gedanken, alles okay? Hast du schon mit einem Arzt gesprochen?"
Julien rückt mit seinem Stuhl näher zu mir und bitter mich stumm darum, mich küssen zu dürfen.
Ich ziehe seine Hand, die nach wie vor auf meiner liegt, in meine Richtung und Julien folgt dieser Geste.
Ganz vorsichtig, als wäre ich zerbrechlich, legt er seine Lippen auf meine.
Ich seufze erleichtert auf und versuche den Kuss inniger werden zu lassen, doch Julien hindert mich daran.
"Erstens, es könnte jederzeit jemand hereinkommen, der das hier nicht wissen darf und zweitens, du musst dich ausruhen!"
Ich weiß natürlich das er Recht hat, trotzdem ziehe ich einen Schmollmund, was Julien zum Lachen bringt.
"Hast du mit Luke gesprochen?" frage ich zögerlich.
Sofort wird seine Miene ernster.
"Ja. Direkt vor Schulbeginn. Im Grunde, hat er das was du mir erzählt hast nur bestätigt. Er steht immer noch völlig unter Schock." erzählt er mir.
"Ich werde ihn später mal anrufen. Es gibt keinen Grund, weswegen er sich Vorwürfe machen müsste! Was ist mit Liam?" frage ich, obwohl es mich eigentlich nicht interessiert.
"Der musste nach der Schlägerei auch ins Krankenhaus, ist aber schon wieder entlassen."
Ich merke Julien sofort an, dass er ziemlich sauer auf Liam ist.
Das kann ich ihm nicht verübeln!

The Teacher who learns to love me  Where stories live. Discover now