4. Im Krankenhaus

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4. Im Krankenhaus

Der Geruch nach Desinfektionsmittel und das laute Werkeln von Irgendwo wecken mich langsam aus dem tiefsten Schlaf den ich seit Monaten hatte.

Müde und verschlafen öffne ich die Augen und muss ein paar Mal blinzeln bevor ich scharf sehen kann.

Na toll.!
Ist das erste was ich denke, als ich erkenne wo ich bin.

Ich liege in einem fremden Zimmer mit cremefarbener Wand und einem großen dreigeteilten Fenster das von grau-grünen Vorhängen eingerahmt wird. Außer meinem nicht sehr bequemen Bett, stehen noch ein weiteres Krankenbett, zwei kleine Tische mit jeweils zwei Stühlen gegenüber von mir und ein Flachbildfernseher ziert die Wand die ich betrachte.

Dunkles Licht fällt durch das große Fenster in das Zimmer und lässt es trotz seiner Moderne und Wärme, unbewohnt, fremd und steril wirken. Es ist eben immer noch ein Krankenhauszimmer und man kann machen was man will.

Man wird sich darin niemals wohlfühlen.

Als ich meinen Kopf nach rechts und links drehe kann ich hinter mir eine dunkel-braune Wandverkleidung erkennen, an der irgendwelche Knöpfe sind und Kabel, die in der Wand verschwinden.

Rechts von mir liegen zwei Türen, eine davon ist schätze ich mal für das Bad und die Andere um das Zimmer zu verlassen.

Der Rest der Wand wird von einem großen Schrank dominiert, der die gleiche Farbe hat wie die Wandverkleidung hinter mir und dem anderen Krankenbett, welches leer ist.

Es wirkt alles zu harmonisch, zu perfekt und ist unvollkommen in seinem Einklang.

Nachdem ich meinen Blick ein zweites Mal durch das Zimmer schweifen lasse und nicht die Einrichtung betrachte, fällt mir auf, das ich nicht alleine in diesem Zimmer bin.

Meine Mum und Gemma sind hier.

Und es ist als würde ich sie seit Jahren das erste Mal wiedersehen. Jetzt sehe ich sie ohne die Maske, ohne Brille die meine Wahrnehmung verzerrt hat.

Ich sehe sie aus den Augen eines Teenagers, der seine Familie nach fünf langen, ereignisreichen und schweren Jahren wieder sieht.

Mir wird erst jetzt bewusst wie sehr ich sie eigentlich vermisst habe.

Ich habe sie zwar all die Jahre zwischendurch gesehen, aber ich habe irgendwann begonnen wirklich überall meine Rolle zu spielen und weiß, dass sie meine Veränderung bemerkt haben. Es wäre auch seltsam wenn nicht.

Aber immer wenn sie mich darauf angesprochen haben, habe ich ihre Sorgen ignoriert und ihnen das andauernde Zurechtweisen und Hinterfragen irgendwann übel genommen. Auch wenn sie mir nur helfen und mich schützen wollten.
Das sehe ich aber erst jetzt.

So habe ich mich, ohne es zu wollen von meiner Familie entfernt, von den Menschen die das Wichtigste in meinem waren und die alles für mich getan hätten.

Ich habe sie einfach von mir weggestoßen.

Ich hasse es, alles was ich in den letzten Jahren gesagt und getan habe, als ich diese verdammte Rolle gespielt habe und ich hasse mich dafür, das ich sie überhaupt gespielt habe.

Ich habe damit einfach so viel zerstört. Nicht nur mich selbst, sondern auch die Beziehung zu meiner Familie, zu meiner Schwester. Die gleichzeitig auch wie eine beste Freundin für mich war.

Ich habe alles kaputt gemacht.

Gemma hat ihren Stuhl direkt zu mir ans Bett geschoben, ihr Kopf ruht auf der Matratze und ihr Gesicht ist mir zu gewandt. Auch wenn ihr die Haare ins Gesicht fallen und sie schläft, kann ich sehen, das sie geweint hat.


Und ich bin der Grund dafür.

Meine Mum sitzt hinter ihr und ist auf ihrem Stuhl zusammengesunken. Ihr Kopf ist auf ihre Schulter gekippt und es sieht wirklich mehr als unbequem aus wie sie schläft.

Ihre Augen sind auch gerötet und selbst im Schlaf hat sich auf ihrer Stirn eine tiefe Sorgenfalte gebildet.

Ich fühle mich so unglaublich schlecht.

Trotz allem was ich ihnen an den Kopf geworfen habe sind sie hier.

Sie machen sich immer noch Sorgen um mich und nehmen sogar die Unannehmlichkeiten auf sich, hier bei mir im Krankenhaus zu sitzen. Ohne zu wissen wie ich reagiere wenn ich aufwache.

Sie denken bestimmt ich bin der Idiot, das Arschloch das ich die letzten Jahre war und vorgegeben habe zu sein.

Ich habe nicht verdient das sie sich Sorgen um mich machen.

Ich würde es verdienen wenn sie mich einfach fallen lassen.

Ich würde ihnen nicht einmal einen Vorwurf machen.

Ich verdiene nichts.



Harry Styles - Change my lifeWhere stories live. Discover now