Part 20

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Ein kleiner Schauer lief mir über den Rücken. Natürlich musste ich sofort an Lichteri denken. Doch was wollten sie von mir?
Ängstlich stellte ich das Wasser ab und schob den klitschnassen Duschvorhang bei Seite. Ich kletterte heraus und erschrak.
Ängstlich taumelte ich in die Dusche zurück und lehnte mich schützend an die kalten Fliesen.

Der Spiegel leuchtete, obwohl er keine Lampen hatte. Er wurde heller, und heller, und- hörte plötzlich auf zu leuchten. Ich trat kleine Schritte näher an ihn heran, als etwas auf dem Spiegel auchftauchte. Da stand etwas auf dem Kondenswasser, das sich auf dem Spiegel abgesetzt hatte. Es waren zwei Wörter. Nur zwei.
Verzeih ihm.

Blitzschnell griff ich nach einem Handtuch und wischte die Nachricht ab. Schnell keuchend vor Angst und Verwirrung fuhr ich den ganzen Spiegel ab und wischte all das Kondenswasser ab, was auf den Spiegel lag.

Da sah ich mich im Spiegel. Ich war sichtlich erschöpft. Meine Augen waren rot. Meine Hände zitterteten. Meine Haare waren komplett verzaust. Meine Atmung war unkontrolliert.
Wie kann Felix so jemanden lieben? Jemanden, der sein Leben nicht im Griff hat. Jemanden, der andauernd schwäche zeigt. Und.. vors Auto seiner eigenen Mutter lief.
Kleine Tränen verweilten in meinen Augenlidern und wollten die Freiheit erblicken, doch ich ließ sie nicht. Ich blinzelte so schnell und so lange, bis sie weg waren.

Langsam riss ich mich von meinem elenden Anblick im Spiegel los und verwuschelte meine Haare noch mehr, in dem ich sie mit dem Handtuch trocken rubbelte. Ich band mir ein weiteres Handtuch um die Hüfte und schloss die Tür auf.
Langsam trottete ich die Treppe nach oben, um mich anzuziehen. Und immer wieder dachte ich an die Nachricht, die Felix' Lichteri mir im Bad hinterließen.
Ob sie von ihm geschickt wurden? Und ich dachte immer, dass Lichteri allwissend seien. Scheinbar nicht. Sonst wüssten sie, dass meine Wut auf Felix nur noch halb so groß war. Ich konnte ihm nicht böse sein, aber ich wollte. Er schickte meine Mutter in den Tod, wenn auch nur unbeabsichtigt. Er hat es getan. Wieso hasse ich ihn nicht?... Ganz im Gegenteil...

(...)

Ich lag in meinem Bett und scrollte in meiner Twitter Timeline herum, in der Hoffnung, nicht meine letzten Mobilen Daten aufzubrauchen. Ich likete (wie schreibt man das D:) ein bisschen was, und kommunizierte mit ein paar Freunden, bis es an der Tür klingelte.

"Alex, gehst du! Der Auflauf brennt sonst an!" Schrie Oma aus der Küche. Wieso ist diese Frau wirklich 24/7 am Kochen? Typische Oma.
Ich seufzte und legte mein Handy auf den Nachttisch. Müde trottete ich die Stufen herunter und drückte die Türklinke herunter. Vor mir stand eine Schätzungsweise 40-50 Jährige Frau, mit einem etwa gleichaltrigen Mann daneben. Sie sahen freundlich aus.
"Hallo." Fing ich an und lächelte sichtlich verwirrt. Ich musterte sie weiter. Ihre Kleidung und ihre Haltung war normal, wie wenn Freunde spontan vorbei kommen. Vermutlich war Oma mit ihnen befreundet.
"Hallo, du musst Alex sein?" Lächelte die Frau und griff zögerlich nach der Hand von dem Mann.
Ich nickte verwundert. Woher kannte sie meinen Namen?
"Wir sind die Nachbarn. Sind erst gestern aus dem Urlaub zurück gekommen und.. wollten Ihnen unser herzliches Beileid aussprechen.. wegen Tanja." Fuhr die Frau fort.
"Ich kannte sie aus dem Studium, sie war eine wirklich tolle Frau." Nickte der Mann neben ihr. Sie sahen mich gespannt an, doch ich nickte nur stumm, bis ich dann doch anfing zu reagieren: "das ist wirklich lieb von Ihnen.. vielen dank. Meine Oma macht gerade Auflauf! Und.. und sie macht sowieso immer viel zu viel, also.. wollen Sie vielleicht mit essen,.. öhm.. Herr und Frau.. ehm.." ich kratzte mich verlegen am Hinterkopf, woraufhin die Frau herzlich anfing zu lachen:
"wie unhöflich von uns! Entschuldigen Sie, wir waren bloß so überfordert damit, dass Tanja tot ist. Also wir sind Laura und Michael Von Der Laden, wir leben seit-"

Mein Lächeln verschwand. Ich hörte kein Wort mehr, ich war wie verstummt und versteinert. Meine Augen sahen Schwarz.
Diese netten Leute waren Felix' Eltern. Und ich habe sie gerade zum Essen eingeladen. Wie sollte ich das überstehen, ohne ihn zu verraten? ||

LOOOOOL ich musste googlen, wie man das abgesetzte Wasser am Spiegel nennt, ich dummes kind. Ich kam einfach nicht auf Kondenswasser :D

die Formel des Lebens || dizzi Where stories live. Discover now