Jenny Tanner

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Jenny Tanner ist eine Stufe unter mir.
Vielleicht kennen Sie sie, vielleicht auch nicht.
Sie ist unscheinbar. Ist die Erste in der Klasse. Und die Erste, die sie wieder verlässt.
Ich weiß das, weil ich letztes Jahr zusammen in einer Klasse mit ihr war.
Sie war immer so glücklich.
Und sie war nicht immer so wie sie jetzt ist.

Doch am Abend des 27.5 des letzten Jahres hatte sich alles für Sie geändert. Fünfundfünfzig Tage vor den Zeugnissen.

Der 27.5 war ein schöner Tag gewesen. Und Jenny war mit ihrem Freund unterwegs.
Sie sagte einmal zu mir, dass es ihr dreijähriges Jubiläum wäre.

Unglaublich, weil sie zu dem Zeitpunkt erst 17 war.

Am abend waren sie lange in einer Bar gewesen. Weder Jenny, noch ihr Freund hatten getrunken.
Sie waren einfach nur da und genossen die schöne Stimmung.

Als sie auf dem Rückweg nach Hause waren, kamen sie an einer Gruppe von Jungs entlang.

Jenny hatte nie davon gesprochen, was genau passiert war, wahrscheinlich wissen nur die Polizisten, die sie verhört hatten, was passiert war.

Was ich aber weiß ist das: Ihr Freund und Jenny wurden zusammengeschlagen. Er überlebte es nicht.

Sie hatten zu oft auf seinen Kopf eingeschlagen. Er hatte keine Chance.
Er war erst 18.

Seine Beerdigung war am 7.6.2016.
Vierundvierzig Tage vor den Sommerferien.

Jenny musste mit einem blauen Augen auf die Beerdigung gehen. Sie trug bei der Beerdigung ihres Freundes, immer noch die Narben des Vorfalls.

Sie trägt sie jetzt noch.

Und immer, wenn ich Jenny Tanner in den Fluren unserer Schule sehe, empfinde ich so große Abscheu für die Welt.
Weil sie ein glückliches Mädchen gebrochen hat. Und einem jungen Mann das Leben genommen.

Und ich denke daran, wie sie Besseres verdient hat. Denn ich bin mir sicher, dass Jenny Tanner und ihr Freund den Rest ihres Lebens miteinander verbracht hätten.

Denn ich kann jetzt noch vor meinem inneren Auge ihr Strahlen sehen, wenn sie von ihm gesprochen hat.

Und ich fühle mich schrecklich für ihren Freund. Ich kenne seinen Namen nicht. Aber seine Familie, seine Freunde und Jenny; sie kannten ihn ganz genau. Sie kannten sein Lächeln.

Ich fühle mich so hilflos wenn ich an Jenny Tanner denke. Denn fünfundfünfzig Tage, nachdem ihr Freund eines tragischen Todes gestorben war, schaffte sie ihre Versetzung nicht.
Und seit diesen Fünfundfünfzig Tagen, seit dem Tag, an dem ihr Freund gestorben ist, habe ich sie nie wieder lachen sehen.

Jenny verdient Besseres. Sie ist eine Definition von "verdient Besseres"

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