Pablo Esteban Conzales Diaz

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Pablo arbeitet in dem kleinen Lebensmittelladen, über dem Mum und ich wohnen.
Pablo kommt eigentlich aus Mexiko.
Doch dort hat er seinen Job verloren, weswegen er hier her kam.
Pablos Familie hat keine Green Card bekommen und seine ganze Familie ist noch in Mexiko.

Früher als ich noch klein war, hatte Pablo mir immer eine kleine Süßigkeit heimlich geschenkt und meiner Mutter die neuesten Geschichten aus unserem Block erzählt.
Obwohl er ganz allein hier war, ließ er sich nie anmerken wie einsam er war.

Um seinen Hals trug Pablo immer ein Medailon mit einem Foto von seiner ganzen Familie.
Bei jedem meiner Besuche erzählte mir Pablo eine Geschichte. Über seine Frau Maraya und seine fünf Kinder.
Als er seine Familie verließ war sein ältester Sohn, Ramirez, dreizehn Jahre alt. Seine jüngste Tochter vier.
Das ist jetzt fast fünfzehn Jahre her.
Während Pablo mich also schon fast mein ganzes Leben lang kennt, kennt er seine Kinder fast überhaupt nicht.

Die Geschichten die er erzählte, waren schon lange nicht mehr neu für mich, weil er seine Familie nie sah und keine Geschichten aus ihrem jetzigen Leben hatte.

Besonders gerne erzählte er die Geschichte wie seine jüngste Tochter Gabriela Laufen lernte.
Ich kannte diese Geschichte fast auswendig, aber hörte sie doch sehr gerne.

Es lief in etwa so ab: Gabriela war von Anfang an ein sehr aktives Kind gewesen und hatte früh angefangen mit dem Krabbeln. Irgendwann, Pablos Frau lag erkältet auf der Couch, fing Gabriela an aufzustehen und zu ihrer Mutter zu laufen.

Pablo hatte es gesehen und Bilder gemacht, und zeigte sie sehr gerne.

Auch wenn ich wusste, dass das Laufen lernen für Kinder ein ganz normaler Prozess war, wollte ich glauben, dass Gabriela nur damit angefangen hatte um ihrer Mutter eine Freude zu machen. Denn so erzählte Pablo es.

Früher, als ich kleiner war, dachte ich immer er wäre ganz stolz auf seine Tochter und würde diese Geschichte deswegen so oft erzählen.

Mittlerweile fällt mir der Schmerz in seinen Augen auf, wenn man bedenkt, dass Gabriela nur die Stimme ihres Vaters kennt.

Ich sehe die Angst in seinen Augen, dass seine Kinder ihn nicht mehr kennen würden.

Und das verdient Pablo nicht.
Denn Pablo ist ein guter Mensch.
So ein guter Mensch, dass er meiner Mutter einmal die Miete bezahlt hatte, weil unser Geld knapp geworden war.
Er wollte nie etwas dafür.

Alles was er möchte ist seine Familie zu sehen.
Ist das wirklich zu viel verlangt?
Ich verstehe es nicht.
Ich werde es auch nie verstehen.

Pablo hatte nie etwas falsches getan. Er war nach Amerika gekommen, um seiner Familie ein besseres Leben zu ermöglichen.
Völlig selbstlos, denn Pablo hatte nichts.

Pablo verdient Besseres. Er ist eine Definition von "verdient Besseres".

Verdient Besseres Where stories live. Discover now