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~POV Tim~

"Habt ihr denn nichts besseres zu tun als irgendwelche Leute zu beschimpfen?" Liam fing an zu lächeln und kam auf mich zu. "Guck ihn dir doch mal an. Er hat es doch wirklich nicht besser verdient, oder?" Während er das sagte, legte er seine Hand auf meine Schulter die ich aber sofort wieder weg schlug. "Erstens, fass mich nicht an. Und zweitens geht ihr jetzt am Besten. Ihr tut doch sonst immer so cool und erwachsen. Das was ihr hier gerade macht, ist kein bisschen cool und erwachsen. Also verpisst euch!" Zu meinem Glück hörten die beiden auf mich und gingen. Ich ging zu dem Jungen und setzte mich zu ihm auf den Boden. "Ist alles gut bei dir?" Er nickte nur, während er auf den Boden starrte. "Haben sie dir was getan?" Jetzt schüttelte er nur den Kopf. "Sowas passiert öfters.", sagte er dann. "Was? Aber warum? Das hat doch keiner verdient." Er zuckte mit den Schultern und starrte immer noch auf den Boden. "Ich wollte dich doch noch etwas fragen. Ist das okay?" Er nickte, schaute dieses mal vom Boden auf und mir in die Augen. Seine grünen Augen stachen ziemlich heraus, was ihm eigentlich gut steht. "Also.... Wie heißt du?" "Stegi..." Er war es tatsächlich. Ich hatte mich nicht versehen. Das brachte mich zum Lächeln, weswegen ich von ihm nur einen fragenden Blick bekam. "Du erinnerst dich sicher nicht mehr an mich, oder?" Er zuckte mit den Schultern und schüttelte den Kopf. "Okay, kein Wunder. Das ist schon fast 13 Jahre her. Ich war damals fünf und habe dich auf dem Weihnachtsmarkt gesehen. Bin dann mit einer Freundin zu dir gekommen und dann haben wir mit dir geredet. Ich wollte dir 5€ geben, doch meine Eltern sind total dagegen. Eigentlich wollte ich dann am nächsten Tag zu dir kommen und dir die 5€ von meinem Taschengeld geben. Aber du warst nicht mehr da." Er schien kurz zu überlegen. "Du warst das?", fragte er und es schlich sich ein kleines lächeln auf seine Lippen. Ich nickte. "Ich bin übrigens Tim. Wie kommt es, dass du jetzt wieder hier bist?" "Meine Eltern und ich sind in eine andere Stadt gegangen, in der Hoffnung da mehr Glück zu haben. Es war aber nicht so und jetzt bin ich wieder hier." Ich wollte ihn gerade noch etwas fragen, als ich von meinem Handy unterbrochen wurde. Es war Lina.

Wo bist du? Deine Eltern suchen dich.

Natürlich. Da sagt man einmal nicht Bescheid, dass man weggeht und schon wird man wieder vermisst. Ich seufzte. "Tut mir leid. Ich muss los.", sagte ich und wollte ihm noch etwas Geld geben. Doch natürlich hatte ich nichts dabei. Toll. "Ich habe gerade kein Geld dabei, aber nächstes mal gebe ich dir was." "Das musst du nicht..." "Doch. Ich bestehe drauf." Und damit machte ich mich auf den Weg nach Hause. Dort angekommen, warteten meine Eltern schon auf mich. "Wo warst du?", fragte mich mein Vater. "Ich war nur kurz in der Stadt." "Sag nächstes mal Bescheid, wenn du weggehst.", meinte meine Mutter. Ich nickte und ging zu Lina die auf der Treppe stand. Ich packte sie am Handgelenk und zog sie mit in mein Zimmer. "Er ist es!", sagte ich. Sie schaute mich verwirrt an. "Was?" "Stegi! Ich habe ihn gefragt und er ist es. Er hatte sich sogar an uns erinnert." "Ernsthaft? Wie süß ist das denn?" "Nur kamen mit erst Liam und Markus zuvor. Sie haben ihn die ganze Zeit beschimpft. Sind dann aber zum Glück doch gegangen, als ich kam und ihnen meine Meinung gesagt habe." "Das ist ja mal wieder klar! Einen auf total cool tun und sobald jemand aus den höheren Klassen kommen, den Schwanz einziehen.", lachte sie. 

Endlich war auch der Rest der Woche vergangen und wir hatten Wochenende. Stegi hatte ich noch ein paar mal in der Fußgängerzone gesehen. Doch viel Zeit mich mit ihm zu unterhalten hatte ich nie. Denn in der ganzen Woche mussten Lina und ich entweder mit unseren Eltern irgendwo hin oder irgendeine Arbeit stand kurz bevor. Wir saßen gerade alle am Esstisch und waren mit dem Essen bereits fertig. "Wir haben eine für euch vielleicht gute Nachricht.", fing Linas Vater an. "In ungefähr einer Stunde müssen wir am Flughafen sein. Da wir für eine Woche ins Ausland müssen wegen der Firma.", erklärte er. "Geil! Können Freunde vorbeikommen?", fragte Lina. "Wenn es nicht zu viele sind. Gerne.", sagte meine Mutter. "Nein. Nur die üblichen. Tyler, Fabian und Mia." Unsere Eltern waren einverstanden. Damit gingen Lina und ich dann in unsere Zimmer. Oder besser gesagt, Lina ging mit mir in mein Zimmer. Wir schauten eine Weile Fernsehen und verabschiedeten uns dann von unseren Eltern. Es passierte öfters mal, dass sie weg mussten. Was Lina und mich natürlich freute. "Ich rufe Mia an, ob sie vorbeikommen will!" "Mach das. Soll ich für uns gleich Pizza holen gehen?" "Bring noch eine mehr mit, falls Mia vorbeikommt." Ich nickte, holte mir etwas Geld und ging dann los. Während ich durch die Stadt lief, sah ich, dass es immer dunkler wurde und wohl gleich regnen wird. Dann sollte ich mich besser beeilen. Auf dem Weg zur Pizzeria schaute ich dort hin, wo sonst immer Stegi saß. Er war nicht da. Dann schaute ich in eine kleine Gasse, in der ein kleines und ziemlich altes Haus stand. Ein kleinerer, blonder Junge ging in dieses. War das Stegi? Bestimmt! Ich lief weiter zu Pizzeria und bestellte vier Pizzen. Ich beschloss Stegi eine Pizza vorbeizubringen. Dann müssen sich Lina und Mia halt ein bisschen Gedulden. Als ich vor dem Haus stand, konnte ich nicht glauben, dass darin jemand wohnen soll. Die Fenster waren eingeschlagen oder komplett kaputt. Die Tür hatte auch schon bessere Tage gesehen und die Wand war auch nicht mehr das, was sie mal war. Trotzdem klopfte ich an die Tür und tatsächlich öffnete Stegi mir zögerlich die Tür. "Tim? Was machst du hier?" "Lieferservice. Haben Sie eine Pizza bestellt?" Er lächelte nur. "Aber du musst mir das nicht geben." "Ich will es aber. Darf ich reinkommen?" Er schien zu überlegen. Vermutlich schämte er sich für seine Situation.

Zwischen Arm und ReichWhere stories live. Discover now